Wege zur Vielfalt - Lebensadern auf Sand


Wege zur Vielfalt - Lebensadern auf Sand
Hintergrund
Der Hotspot 22 „Südliches Emsland und nördliche westfälische Bucht“ ist in besonderem Maße geprägt durch seine nährstoffarmen Sandstandorte. Durch den stetig wachsenden Flächendruck und die Intensivierung der Nutzung sind zahlreiche Elemente der vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaft verloren gegangen. In der waldarmen Hotspot-Region betrifft dies insbesondere die nährstoffarmen Sandlebensräume mit ihren typischen Tier- und Pflanzenarten. Die in Schutzgebieten vorhandenen Restvorkommen sind aufgrund der Entfernung zwischen geeigneten Habitaten sehr stark durch Isolation bedroht. Nährstoffarme Säume und Uferbereiche oder unbefestigte Wege, bilden sowohl innerhalb wie außerhalb der vorhandenen Schutzgebietskulisse für die gefährdeten Arten wichtige Rückzugsräume sowie Verbundstrukturen und Trittsteine.
Projekt
Mit seinen Projektpartnern aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen will der Kreis Steinfurt in der sechsjährigen Vorhabenslaufzeit durch den Erhalt, die Optimierung und die Wiederherstellung von linienhaften Landschaftselementen und die Stärkung der in den Schutzgebieten vorhandenen Quellpopulationen die biologische Vielfalt im Hotspot insgesamt stärken.
Um Tieren und Pflanzen der nährstoffarmen Sandstandorte einen geeigneten Lebensraum zu bieten, sollen trockene und nasse Wege und deren Säume und Raine auf nährstoffarmen, sandigen Substraten erhalten und optimiert werden. Diese Saumbiotope stellen einen potentiellen Lebensraum für eine große Zahl von Tier und Pflanzenarten dar. In intensiv genutzten Landschaften findet man viele von ihnen nur noch als Restvorkommen in solchen linearen Biotopen. Zudem können Säume als wichtige Teilhabitate im Lebensraum vieler Tiere fungieren. Darüber hinaus dienen Säume auch als Verbindungskorridore zwischen isoliert liegenden Vorkommen. Da diese, neben dem stetigen Flächendruck, durch fehlende Pflege und zunehmenden Wegeausbau als wichtiges Strukturelement in der durch Landwirtschaft geprägten Landschaft des Hotspots, immer mehr verloren gehen, sollen die noch vorhandenen Saumflächen erfasst, gesichert und optimiert werden. Im Rahmen der naturschutzfachlichen Maßnahmen wird man beeinträchtigte Flächen wiederherstellen und auch Säume neu entwickeln
Da Säume aufgrund ihrer Abmessungen nicht allen Zielarten der Sandlandschaft geeignete Habitatbedingungen bieten können, will man weitere naturraumtypische Lebensräume wie Uferbereiche, Heideweiher, Sandmagerrasen etc. in die Maßnahmen einbinden. Neben den Biotopen innerhalb der Schutzgebiete handelt es sich dabei auch um Restflächen außerhalb des Schutzgebietsregimes. Als „Trittsteine“ sollen diese Flächen die Abstände zwischen den bestehenden Populationen verringern.
Durch die Optimierung von naturraumtypischen Habitaten wie Magerrasen, Magergrünland oder Heiden will man eine Stärkung der dort vorhandenen Population erreichen, so dass diese dann als Ausbreitungsquellen für die in der „Normallandschaft“ optimierten Sandbiotope dienen. Eine besondere Bedeutung kommt hier auch der Ems zu, die nicht nur einen bedeutenden Verbundkorridor darstellt, sondern aufgrund ihrer Habitatvielfalt auch als Ausgangspunkt für die Wiederbesiedlung umliegender Gebiete dienen kann.
Im Projekt wird eine Geodateninfrastruktur aufgebaut, die u. a. flächenscharf die Eigenschaften der Flächen mit den notwendigen Pflegemaßnahmen und die Zuständigkeit dafür darstellt. Damit können sowohl Behörden, Biologische Stationen oder Landnutzer arbeiten und gezielt passgenaue Maßnahmen zur Entwicklung linienhafter, biodiversitätsfördernder Strukturen in der „Normallandschaft“ ableiten oder Informationen zu Praxisbeispielen abrufen. Diese Informationen stehen aber auch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung und gewährleisten ein hohes Maß an Transparenz.
Begleitet wird das Projekt darüber hinaus von einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit, die die Förderung von lokalem und gemeinsamem Handeln zum Ziel hat und gleichzeitig die Wahrnehmung und Wertschätzung der Bevölkerung für die Naturschätze in „ihrem“ Hotspot erhöht. Zahlreiche der in der Region wirkenden Akteure aus Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft, Kommunen, Tourismus, Jägerschaft, Fischereivereinen und vielen anderen sind dazu in das Vorhaben eingebunden.
Projektträgerschaft
Förderung durch
Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) sowie Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz