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Bundesamt für Naturschutz

Stadtnatur unterhalten

Stadtnatur muss langfristig unter Berücksichtigung von Faktoren wie dem Klimawandel geplant und unterhalten werden. Während gesamtstädtische Strategien oft auf eine flächendeckende Umstellung der Pflege abzielen, ist es ebenso notwendig Teil- und Einzelflächen hinsichtlich des spezifischen Pflegebedarfs zu monitoren und eine bestmögliche langfristige Unterhaltung zu ermöglichen.

Die Frage, wie urbane grüne Infrastruktur gepflegt und unterhalten werden soll, spielt eine zentrale Rolle, denn die meisten Grün- und Freiflächen verlieren ohne qualifizierte Unterhaltung ihre sozialen, ökologischen und ästhetischen Qualitäten bzw. Funktionen. Um die Stadtnatur auch unter schwierigen klimatischen Bedingungen zu erhalten, müssten viele Kommunen mehr in die Unterhaltung investieren. Hierzu gehört insbesondere eine fachgerechte Baumpflege, damit Stadtbäume ein hohes Alter erreichen können. In vielen Kommunen besteht Druck, Stadtnatur effizient und kostengünstig zu unterhalten, oft ohne Rücksicht auf ökologische Anforderungen. In den vergangenen Jahren streben allerdings immer mehr Kommunen ein ökologischeres und nachhaltiges Management an. Die Pflege sollte dazu beitragen, dass die Ziele für biologische Vielfalt erreicht werden – dabei müssen natürlich auch Nutzbarkeit, Ästhetik und Verkehrssicherung gewährleistet werden.

Für naturschutzfachlich wertvolle Flächen wie Schutzgebiete oder wertvolle Biotope werden vielfach spezifische Pflegepläne erstellt, die auf wertgebende Artengruppen und Lebensräume ausgerichtet sind. Diese Pflegemaßnahmen sind zumeist aufwändig und können nur mit der nötigen Fachkenntnis durchgeführt werden. Sie übersteigen vielfach die Möglichkeiten der für die Pflege des öffentlichen Grüns zuständigen Fachämter. Die Pflege dieser Flächen wird oft auf andere nachgeordnete Behörden, Ämter, Landwirte und spezialisierte Firmen übertragen. Für die Pflege dieser Flächen bedarf es zusätzlicher Mittel. Ebenso ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Naturschutzbehörden und den für die Pflege zuständigen Akteur*innen wesentlich.

Um die Unterhaltung langfristig zu sichern, muss bereits bei Neu- und Umplanungen von Grünflächen geklärt werden: Wie werden die erforderlichen Mittel für eine ökologisch nachhaltige Unterhaltung und Pflege dauerhaft gesichert? Möglichkeiten sind zum Beispiel über eine Zweckbindung von Haushaltsmitteln oder Vereinbarungen mit Investoren, z.B. in Form von städtebaulichen Verträgen. Schon zu Beginn des Planungsprozesses neuer Grünflächen ist es wichtig, die Rahmenbedingungen und das für die dauerhafte Pflege zur Verfügung stehende Budget zu definieren und die Planung darauf auszurichten. So können aufwändige Planungen, die dann später in der Pflege nicht erhalten werden können, vermieden werden. 

Die regelmäßige Evaluation des Umsetzungsfortschritts von Planungsstrategien, einschließlich der Überprüfung, ob die Ziele erreicht wurden (Erfolgsmonitoring), ist entscheidend. Ein spezifisches Biodiversitätsmonitoring sollte den Zustand und die Entwicklung von Arten und Biotopen erfassen, insbesondere bei Flächen von ökologischer Bedeutung und größeren Maßnahmen wie der Gewässerrenaturierung. Dies ermöglicht die Ableitung entsprechender Maßnahmen zur Pflegeanpassung oder zur Beurteilung des Erfolgs bei der Wiederherstellung von Lebensräumen.

 

Pflege flächendeckend umstellen

Um die biologische Vielfalt zu fördern, sollte die Unterhaltung der Grünflächen langfristig flächendeckend angepasst werden. Hierfür eignen sich gesamtstädtische Strategien oder Leitlinien, die mehr ökologische Aspekte in die Unterhaltungspflege bringen. Ziele für die Unterhaltung können in Grünflächenstrategien eingebettet oder als gesonderte Strategie aufgestellt werden. Ein Beispiel ist das Handbuch Gute Pflege Berlin, das beispielsweise eine Reihe von übergeordneten Regeln für die Unterhaltungspflege sowie konkrete Pflegehinweise für die unterschiedlichen Stadtnatur-Elemente enthält. Durch die Umstellung der Mahdtechnik und verringerte Häufigkeit der Mahdgänge bei Rasen, Wiesen oder Straßenbegleitgrün – sofern andere Nutzungen dem nicht entgegenstehen – können beispielweise mit einfachen Mitteln in erheblichem Umfang Flächen im Stadtgebiet aufgewertet werden. Die Zertifizierung mit einem Label, z.B. „Stadtgrün naturnah“ kann eine Motivation sein, eine nachhaltige Pflegestrategie zu entwickeln. Um die Biodiversität zu fördern, sollte im Zentrum der Strategien eine naturnahe Grünflächenpflege stehen. Dazu gehört die Umstellung der Pflege an bereits bestehenden Standorten und das Einführen einer naturnahen Grünflächenpflege zu Beginn eines Projekts. Eine naturnahe Hecken-, Streuobstwiesen-, Friedhofs- und Kleingewässerpflege im Bestand sowie die Extensivierung kommunaler Grünflächen zählt dabei zu Maßnahmen, die kostengünstig und unkompliziert umgesetzt werden können.

Einzelflächen managen

Unabhängig von einer gesamtstädtischen Unterhaltungsstrategie ist es möglich, die Pflege von einzelnen Grün- und Freiflächen umzustellen bzw. so zu qualifizieren, dass zum Beispiel die Artenvielfalt gefördert wird. Entsprechend den Pflegezielen sollten abgestimmte Pflegepläne entwickelt werden. Bei Flächen der Stadtwildnis können Teilflächen dem Prozessschutz überlassen werden, während andere zur Erhaltung von Lebensräumen gepflegt werden. Bestimmte Pflegemaßnahmen wie eine extensive Beweidung kann beispielsweise durch ortsansässige Landwirte durchgeführt werden.

Die Anforderungen an Grünflächen können die Kommunen für ihre Grünflächen z.B. in Form von Funktionsprofilen diskutieren und festlegen. Aus solchen Funktionsprofilen lassen sich dann auch unterschiedliche Pflegebedarfe in Form spezifischer Pflegepläne und das Potenzial für ökologische Pflegemaßnahmen ableiten. Anhand von Pflegeplänen, die die Möglichkeiten ökologischer Pflegemaßnahmen zur Verbesserung der Biodiversität im Fokus haben, ist eine dem Standort und der Nutzung angepasste Pflege möglich, durch die gegebenenfalls auch Ressourcen gespart werden können. Aber selbstverständlich braucht auch naturnahe Stadtnatur professionelle und kontinuierliche Unterhaltung, entsprechend fachlich geschultes Personal und die passenden Pflegegeräte.

Monitoring

Monitoring soll sicherstellen, dass die Ziele zur Entwicklung der grünen Infrastruktur erreicht werden, dass der Zustand in Bezug auf die biologische Vielfalt erhalten bleibt bzw. sich verbessert und dass die Bevölkerung Zugang zu einer funktionalen, nutzbaren und ästhetischen Stadtnatur hat. Monitoring kann auch genutzt werden, um die Unterhaltung zu optimieren, z.B. durch Sensoren für die Bodenfeuchte, die anzeigen, wann gewässert werden muss.

Um die Erfolge von Planungsstrategien zu ermitteln, sollte regelmäßig der Umsetzungsfortschritt evaluiert werden. Ein einfacher Ansatz erfasst, ob die im Plan enthaltenen Maßnahmen umgesetzt wurden (Umsetzungsmonitoring). Idealerweise sollte evaluiert werden, ob die Ziele der angewendeten Strategie auch erreicht wurden (Erfolgsmonitoring).

Um den Zustand der biologischen Vielfalt zu überprüfen, kann ein spezifisches Biodiversitätsmonitoring aufgesetzt werden. Dabei sollte der Zustand und die Entwicklung von Arten und Biotopen von naturschutzfachlicher Bedeutung regelmäßig erfasst und aus den Erfassungsergebnissen entsprechende Maßnahmen abgeleitet werden.

Bei Flächen von besonderer ökologischer Bedeutung sowie auch von größeren Maßnahmen wie der Renaturierung von Gewässern sollte ebenfalls ein Biodiversitätsmonitoring durchgeführt werden, anhand dessen entschieden werden kann, ob die Pflege angepasst werden muss bzw. ob die Wiederherstellung von Lebensräumen erfolgreich war und Zielarten diese besiedeln und sich reproduzieren können.

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