Benthische Arten und Biotope
Die MSRL unterscheidet benthische Lebensräume
Die MSRL unterscheidet benthische Lebensräume in die „vorherrschenden“, also weit verbreiteten, und die besonderen Biotoptypen. In der deutschen AWZ von Nord- und Ostsee zählen zu den besonderen Biotoptypen neben den FFH-Lebensraumtypen
Sandbank und Riff auch die durch regionale Übereinkommen (OSPAR, HELCOM) oder nationales Recht (§30 BNatSchG) als besonders schützenswert oder gefährdet eingestuften Biotoptypen. Diese lassen sich in folgende vier Komplexe zusammenfassen:
- Seegraswiesen und sonstige Makrophytenfluren (AWZ nur Ostsee, riff-assoziiert),
- Grob- und Schillsubstrate (Nord- und Ostsee)
- Schlicksubstrate mit tiefgrabender Megafauna (nur Nordsee)
- Schlicksubstrate der aphotischen Zone der Ostsee dominiert von Arctica islandica (nur Ostsee)
Das Bundesamt für Naturschutz hat im Jahr 2011 das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und dessen Kooperationspartner, das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI), mit der Initiierung und Etablierung eines Benthosmonitorings beauftragt, das die Vorgaben der relevanten Richtlinien und Abkommen für den Bereich der deutschen AWZ von Nord- und Ostsee erfüllt. Das Projekt umfasst neben der konzeptionellen (Weiter-) Entwicklung des Monitoringprogrammes auch dessen praktische Umsetzung sowie die Entwicklung beziehungsweise Anpassung geeigneter Bewertungsindizes.
Erfassungsmethoden
Zur möglichst umfassenden Aufnahme der bodenlebenden Gemeinschaften werden im Biotopmonitoring standardmäßig verschiedene Methoden eingesetzt.
Die im Boden lebende Gemeinschaft (In- oder Endofauna) wird typischerweise mit einem Backengreifer (Typ van-Veen) untersucht. Das Gerät ermöglicht die Entnahme quantitativer Proben mit einer standardisierten Fläche von rund 0,1m². Dies ermöglicht eine Auswertung hinsichtlich des Artenspektrums und der Verteilung von Abundanz und Biomasse. Diese Parameter bilden dann maßgeblich die Basis für eine spätere Zustandsbewertung.
Arten, die auf dem Boden leben (Epifauna) sind häufig größer und seltener und sind oft zur schnellen Flucht befähigt. Um diese Arten zu erfassen, kommt daher eine Dredge zum Einsatz, die eine deutlich größere Fläche als der Backengreifer aufnimmt. Da die untersuchte Fläche aber meistens nicht genau bekannt ist, erfolgt die Auswertung rein qualitativ, das heißt die Proben ergänzen lediglich das Artenspektrum an der Station. Mit der Dredge kann so auch die festsitzende Gemeinschaft (Makroalgen, Miesmuscheln, Schwämme,…) der Hartböden erfasst werden. Da die Methode jedoch invasiv ist, das heißt den untersuchten Lebensraum schädigt, kommen ergänzend oder alternativ zunehmend optische Verfahren zum Einsatz.
Hierzu gehören beispielsweise Schleppkameras, die vom Schiff aus entlang festgelegter Transsekte knapp oberhalb des Meeresbodens entlang gezogen werden. So können Eindrücke von den Strukturen des Lebensraumes und dem Vorkommen großer Arten gewonnen werden. Das identifizierbare Artenspektrum ist allerdings deutlich geringer als in den Dredgefängen.
Die vollständige Aufnahme der Hartbodengemeinschaft stellt folglich noch ein methodisches Problem dar. Da das Artenspektrum dieses Bereiches vor allem in der AWZ der Ostsee noch nicht vollständig bekannt ist, kommen zur Erstaufnahme auch Forschungstaucher zum Einsatz, die entsprechend der Probenahme mit dem Backengreifer kleine Flächen quantitativ beproben und somit einen genauen Einblick in die Gemeinschaft ermöglichen. Für das Monitoring ist diese Methode allerdings zu aufwendig, da dem Taucher in Tiefen über 30m nur sehr wenig Zeit für die Untersuchungen bleibt und so nur sehr wenige Stellen pro Tag aufgenommen werden können.