Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt 2030
Struktur und Handlungsfelder
Die Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt für die Zeit bis 2030 wurde am 18. Dezember 2024 im Bundeskabinett beschlossen. Sie setzt die Beschlüsse, die im Rahmen der Weltnaturkonferenz im Dezember 2022 getroffen wurden um und greift die Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 und der EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur auf.
Die NBS 2030 bündelt die für den Biodiversitätsschutz zentralen Themen und Ziele in insgesamt 21 Handlungsfeldern mit 64 Zielen unter einem strategischen Dach. Dabei berücksichtigt sie neben den übergeordneten Biodiversitätszielen wie zum Beispiel dem Artenschutz und der Wiederherstellung von Ökosystemen auch weitere aktuelle Themen wie Stadtnatur, Klimaerwärmung, Ausbau von Erneuerbaren Energien, Entwicklungen in den verschiedenen Wirtschaftssektoren und Themen wie gesellschaftlichen Wandel, Engagement und Teilhabe.
Um mehr Klarheit und Transparenz bei der Zielerreichung zu erreichen, sind die Ziele der NBS 2030 soweit möglich messbar und mit Indikatoren bzw. Indikatorenset unterlegt, um die Zielerreichung regelmäßig überprüfen zu können.
Die NBS 2030 legt einen besonderen Fokus auf die Umsetzung zur Erreichung dieser Ziele. Hierfür sind in einem 1. Aktionsplan rund 250 konkrete Maßnahmen aufgeführt, welche die Bundesregierung bis 2027 umsetzen wird. 2027 wird Bilanz gezogen und mit einem zweiten Aktionsplan entsprechend dem "Ratcheting Up"-Mechanismus aus der CBD nachgesteuert, welche die Erreichung der Ziele der Strategie bis 2030 sicherstellen sollen.
Dialog und Umsetzungsprozess
Für eine erfolgreiche Umsetzung der Strategie ist die Akzeptanz und aktive Unterstützung vieler staatlicher und nichtstaatlicher Akteure maßgeblich.
Der Dialog zur NBS 2030 stellt konkretes Handeln zum Schutz der biologischen Vielfalt und zur Umsetzung der Aktionspläne in den Vordergrund. Er richtet sich insbesondere an Akteure, die einen substanziellen Beitrag zur Umsetzung der NBS 2030 leisten. Durch geeignete Dialogveranstaltungen werden relevante Akteure dabei unterstützt, sich zu vernetzen, Erfahrungen auszutauschen, zusammenzuarbeiten, Verantwortung zu übernehmen und weitere Aktivitäten zu initiieren.
Geplant sind folgende Dialogformate:
- NBS-Länderforum
- NBS-Verbändeforum
- NBS-Wissenschaftsforum
- NBS-Jugendforum
- Variables Forum zu wechselnden Themen und mit unterschiedlichen Akteursgruppen
- Nationale Foren
Eine interaktive Online-Plattform als zentrales Kommunikationsportal zur Information und Aktivierung der relevanten Akteure sowie der interessierten Öffentlichkeit wird aktuell eingerichtet. Darüber hinaus werden Kommunikationsaktivitäten beispielsweise über Social-Media-Kanäle ausgebaut, um Akteure sowie Öffentlichkeit anzusprechen und zu vernetzen. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, dass neben den Ländern, den Kommunen, den Verbänden und der Wirtschaft auch andere relevante gesellschaftliche Akteure und alle Menschen für den Schutz von Biodiversität sensibilisiert und zum Handeln angeregt werden.
Die Begleitung einer ambitionierten Umsetzung der Maßnahmen aus dem Aktionsplan und die Überprüfung der Zielerreichung wird durch die Einrichtung einer NBS-Geschäftsstelle unterstützt.
Weiterführende Informationen
Beteiligungsprozess zur Erarbeitung der Strategie
Seit 2019 wurde das BMUV und das BfN in dem NBS-Strategieentwicklungsprozess durch mehrere aufeinander aufbauende Forschungsvorhaben unterstützt. In einem ersten Arbeitsschritt wurde eine qualitative Status-Quo-Analyse hinsichtlich der Verwirklichung der strategischen Ziele der NBS 2007 sowie Empfehlungen aus Fachinterviews und Stakeholder Workshops mit über 70 gesellschaftlichen Akteuren durchgeführt. Die Ergebnisse dieses Vorhabens, mit einem Fokus auf Analyse, Konzept-Beratung, Konsultationsprozesse und Kommunikation sind in der BfN-Schrift 619 veröffentlicht.
Im Rahmen der begleitenden Forschungsvorhaben wurden zudem interdisziplinäre Expertise-Workshops zu möglichen Handlungsfeldern einer künftigen NBS 2030 sowie Dialoge mit zentralen Akteuren wie den Naturschutzverbänden und den Bundesländern sowie weiteren wichtigen Akteuren wie den Kommunen, der Wissenschaft und Jugend durchgeführt. Thematisch nahm der Beteiligungsprozess die Themen Dialog und Kommunikation sowie die Frage in Augenschein, wie eine NBS 2030 zu einer sozial-ökologischen Transformation beitragen kann.
Die aus dem Beteiligungsprozess resultierenden Erkenntnisse wurden für den ersten Entwurf des BMUV- Ziele- und Maßnahmenkatalogs zur neuen NBS 2030 verwendet. In vielerlei Hinsicht konnte durch die Beteiligung das Engagement unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteursgruppen für die Mitgestaltung bei der Weiterentwicklung, aber auch der zukünftigen gemeinsamen Umsetzung der NBS 2030 angeregt werden.
Die Ergebnisse aus dem begleitenden Konsultationsprozess und die daraus abgeleiteten Empfehlungen für die Handlungsfelder der NBS 2030, Herausforderungen, Ziele und mögliche Maßnahmen sind in der BfN-Schrift 719 publiziert.
Die Einbeziehung unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure war und ist ein wichtiger Ansatz, denn die Umsetzung der Ziele und Maßnahmen der NBS 2030 ist Aufgabe aller gesellschaftlichen Akteure. Ohne das gesellschaftliche Bewusstsein für die Bedeutung des Schutzes der biologischen Vielfalt, und die Akzeptanz und aktive Unterstützung vieler staatlicher und nicht-staatlicher Akteure ist das Erreichen der Ziele und eine Trendwende in der Biodiversitätskrise nicht möglich.
Online Dialog zur Erarbeitung der NBS 2030
Am 15. Juni 2023 wurde ein öffentlicher Konsultationsprozess zur Neuauflage der "Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt" (NBS 2030) gestartet, der allen Bürger*innen und Akteuren die Möglichkeit bot auf der Plattform „BMUV im Dialog, den BMUV Entwurf zur neuen NBS 2030 zu kommentieren. Dieser Ziele- und Maßnahmenkatalog stand bis zum 09. Juli auf der BMUV Dialogseite zur Kommentierung zur Verfügung und umfasste ausgearbeitete Ziele- und Maßnahmen in 21 Handlungsfeldern die bis 2030 beziehungsweise bis 2050 erreicht bzw. umgesetzt werden sollen - von grüneren Städten, über intakte Böden bis hin zu effektivem Schutz der Artenvielfalt.
Die Möglichkeit, im Rahmen der öffentlichen Konsultation des BMUV-Entwurfs zur NBS 2030 Hinweise einzubringen stieß auf sehr großes Interesse: Im Kommentierungsmodul sind knapp 1.000 Kommentare eingegangen. Im regulären Beteiligungszeitraum wurden über 80 Stellungnahmen eingereicht z.B. von Naturschutzverbänden, Wirtschaftsverbänden, Landwirtschaftsvertreter*innen, Sportverbänden sowie 14 umfangreiche Stellungnahmen aus den Bundesländern. Insgesamt haben sich an der Umfrage insgesamt mehr als 2000 Personen beteiligt.
Die meisten Kommentare entfielen auf die Handlungsfelder Agrarlandschaften (127), Schutzgebiete, Vernetzung und Wildnis (118), Wälder (104), Wirtschaft, Finanzströme und Konsum (70) und Städte und urbane Landschaften (64). Kaum kommentiert wurden die Handlungsfelder Klimawandel (11), Verantwortung für Auswirkungen des internationalen Handels (9), Gesundheit und Ernährung (7) und Gebirge (6).