SEBAS - Förderung der biologischen Vielfalt durch Agroforstwirtschaft
SEBAS - Förderung der biologischen Vielfalt durch Agroforstwirtschaft
Hintergrund
In Agroforstsystemen werden Ackerfrüchte oder Grünland zusammen mit Bäumen und Sträuchern auf einer Bewirtschaftungsfläche angebaut und genutzt. Häufig sind die extensiv bewirtschafteten Gehölzareale streifenförmig angelegt und durchziehen große Schläge. Hierdurch nimmt der Strukturreichtum und damit auch der Anteil an Grenzflächen in Agrarräumen deutlich zu, ohne dass den Bäuerinnen und Bauern landwirtschaftliche Nutzfläche verlorengeht oder sie wesentliche Einschränkungen bei der Feldbewirtschaftung in Kauf zu nehmen müssten.
Projekt
Das Projektvorhaben SEBAS soll Aufschluss darüber geben, inwieweit bereits durch einfach strukturierte Agroforstsysteme die Biodiversität in intensiv genutzten Agrarlandschaften erhalten bzw. mittelfristig sogar wieder erhöht werden kann. Im Fokus der Untersuchungen stehen hierbei vor allem Insekten wie Laufkäfer, Wildbienen, Tagfalter, Wanzen und Kurzfühlerschrecken. Aber auch Regenwürmer sowie die Begleitvegetation der ackerbaulichen Nutzung sind Gegenstand der Projektarbeiten. Hierbei werden Anzahl, räumliche Verteilung und Häufigkeit der verschiedenen Organismengruppen nicht nur unter den aktuellen Klimaverhältnissen, sondern auch unter simulierten, niederschlagsärmeren Bedingungen beleuchtet. Letztere erlauben eine Art Zukunftsblick, da sich Trockenphasen während der Vegetationsperiode im Zuge des Klimawandels voraussichtlich verstärken werden.
Anhand der Monitoringdaten erfolgt ebenfalls eine Bewertung von potenziellen Ökosystemleistungen, die mit der Artenvielfalt und der Aktivität der erfassten Artengruppen in Zusammenhang stehen können. Hierbei stehen folgende Leistungen im Vordergrund
- Natürliche Schädlingsbekämpfung
- Zersetzung von organischem Material und Nährstofffreisetzung
- Bestäuberleistung
Ein weiteres Ziel des Vorhabens besteht darin, über grundlegende Zusammenhänge zwischen Insektenpopulationen und Strukturvielfalt in Agrarlandschaften zu informieren. Hierbei werden die im Projektvorhaben gewonnenen Erkenntnisse für unterschiedliche Zielgruppen aufbereitet und konkrete Formate für eine wissensbasierte Öffentlichkeitsarbeit erarbeitet.
Untersuchungsgebiet und Projektpartner
Die Untersuchungen erfolgen auf vier agroforstwirtschaftlich genutzten Flächen im Süden und Osten von Brandenburg. Die Wahl fiel auf Flächen, die Ähnlichkeiten zueinander aufweisen und so eine statistisch abzusichernde, standortübergreifende Datenanalyse erlauben. Die Agroforstflächen sind durch einfach strukturierte, fünf bis zehn Meter breite Gehölzstreifen aus ein bis drei Baumarten gekennzeichnet. Für solche Agroforstsysteme existieren erfahrungsgemäß eine hohe Umsetzungswahrscheinlichkeit und damit eine besonders große Praxisrelevanz. Zudem stellen sie eine Art Basissystem dar, da anzunehmen ist, dass positive Effekte auf die Insektenvielfalt, die bereits in einfach strukturierten Agroforstgehölzflächen nachgewiesen werden können, in diverseren Systemen noch stärker zum Tragen kommen. Neben den Baum- und Ackerkulturbereichen werden auch Selbstbegrünungs- und Blühstreifen, die sich direkt am Randbereich der Gehölzstreifen befinden, in die Untersuchungen einbezogen.
In SEBAS arbeiten Praxis- und Forschungspartner eng miteinander zusammen. Neben der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, die vor allem für die Koordination des Vorhabens und das Datenmonitoring zuständig ist, ist der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V. vorrangig in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Wissenschaftskommunikation und der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) e.V. im Themenfeld Landschaftsanalyse aktiv. Darüber hinaus sind u.a. vier Landwirtschaftsbetriebe beteiligt.