Schaf schafft Landschaft



Schaf schafft Landschaft – Biotopverbundkorridore durch Hüteschafhaltung
Hintergrund
Der Hotspot 17 „Werratal mit Hohem Meißner und Kaufunger Wald“ erstreckt sich über die drei Bundesländer Hessen, Thüringen und Niedersachsen. Der Schwerpunkt des Projektgebiets befindet sich im hessischen Teil der Hotspot-Kulisse im Landkreis Werra-Meißner, der sich durch eine reiche geologische und landschaftliche Vielfalt auszeichnet. In weiten Teilen charakterisieren die Auenbereiche der Werra mit Grünland und Heckenstrukturen, Streuobstbeständen und kulturhistorischen Kirschenplantagen die Landschaft. Im Osten liegen die Werrahänge mit ausgedehnten Kalkbuchenwäldern. Der Hohe Meißner ist geprägt durch Relikte submontaner Vegetation, Borstgrasrasen, ausgedehnte Talzüge und insbesondere durch die Unzerschnittenheit der Landschaft. Im Meißner-Vorland schließen sich Bereiche mit wertvollen Kalkmagerrasen an. Traditionelle Landnutzungen, die zum Teil noch heute praktiziert werden, wie z. B. die Hüteschäferei oder die Heuwiesenmahd, haben im Hotspot-Gebiet zur Entstehung einer besonders hohen Artenvielfalt geführt.
Projekt
Um die Lebensraum- und Artenvielfalt im Hotspot zu sichern und weiter zu verbessern, setzt das Projekt „Schaf schafft Landschaft“ auf die Förderung der Schafbeweidung und hier insbesondere auf die Hüteschafbeweidung. Diese Beweidungsform hat in der Region eine jahrhundertelange Tradition und hat maßgeblich zur Prägung der Landschaft beigetragen. Die Sicherung und Aufwertung von Weideflächen für die Schäferei und damit für den Naturschutz ist daher ein zentraler Bestandteil des Projekts.
Im Projekt durchgeführte Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind gezielt auf die langfristige Erhaltung selten gewordener Lebensräume einer nachhaltig bewirtschafteten Kulturlandschaft ausgelegt. Durch das Einbinden der vorbereiteten Flächen in die Beweidungskonzepte der ansässigen Schäfereien profitieren wertvolle Bereiche außerhalb der Schutzgebiete, wie magere Wiesen, Weiden, Streuobstbestände und Wegränder, ebenso wie Magerrasen und Wacholderheiden als Schatzinseln der Artenvielfalt. Vor allem aber dient der Schaftrieb einer landschaftsweiten Vernetzung wertvoller Standorte.
Direkte Synergien zwischen Naturschutz, Agrarökonomie und Regionalentwicklung sollen die initiierten Maßnahmen langfristig für die Region, aber vor allem auch für die Bewirtschaftenden tragbar und somit nachhaltig gestalten. Die Begleitung der Maßnahmen durch intensive Öffentlichkeitsarbeit und den Aufbau regionaler Akteursnetzwerke sind daher wichtige Projektbausteine, ebenso wie deren Einbindung in überregional beworbene Tourismus- und Vermarktungskonzepte. Spezifische erlebnisorientierte Bildungsangebote stärken die Identifikation der Hotspot-Bewohner und –Besucher mit den einzigartigen Naturschätzen dieser Region und sensibilisieren für den Zusammenhang zwischen nachhaltiger Landnutzung und biologischer Vielfalt. Durch die Anknüpfung an die Flächenkulisse des „Grünen Bands“ in Thüringen soll die Hotspotregion im Ganzen profitieren.
Der Blick nach vorn
Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts durch die Universität Kassel verknüpft naturschutzfachliche und betriebswirtschaftliche Aspekte der Schafbeweidung und ermöglicht es, die bestehenden Maßnahmen auf Erfolg zu kontrollieren, zu optimieren und die Ergebnisse und Erfahrungen für zukünftige, ähnlich ausgelegte Projekte nutzbringend aufzubereiten.
Ein wichtiges Anliegen des Projekts ist das Schaffen von nachhaltigen Strukturen, die sich nach Projektende selbst weitertragen. Dafür ist es essenziell, die Akteure, die die Maßnahmen umsetzen und auch langfristig tragen müssen, frühzeitig in Entscheidungsprozesse einzubinden und zu vernetzen.
Parallel zur Maßnahmenumsetzung werden konzeptionelle Grundlagen für weiterführende Projekte und Maßnahmen für die gesamte Hotspot-Region erarbeitet. Die dabei entwickelten Konzepte werden zusammen mit bereits bestehenden Pflege- und Maßnahmenkonzepten in einem zukunftsweisenden Gesamtkonzept zusammengeführt und neue Projekte zur Weiterentwicklung des Hotspots angeregt. Dazu gehört im Wesentlichen die Erstellung eines naturschutzorientierten und für die Hotspot-Region langfristig tragfähigen Leitbildes, aber auch der weitere Ausbau regionaler Partnerschaften aus Kreisen und Gemeinden, Naturschutzakteuren, Planern und Forschern sowie Wirtschafts- und Sozialpartnern, die gemeinsam und zielgerichtet auf die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt hinarbeiten.