Ökologische Vielfalt in Obstanlagen


Potenziale und Praxisprogramm zur Erhöhung der ökologischen Vielfalt in Erwerbsobstanlagen und Streuobstwiesen
Hintergrund
Auf Obstbauflächen finden sich verschiedene Lebensräume auf engem Raum, darunter Säume, Wiesen, offene Bereiche, Bäume und Sträucher. Diese Strukturvielfalt bedingt eine hohe Artenvielfalt. Durch die zunehmende Verarmung der Agrarlandschaft, fehlende Nahrung für blütenbesuchende Insekten und den Rückgang von „Allerweltsarten“ wie dem Feldsperling gerät die Biodiversität jedoch auch in Obstanlagen mehr und mehr unter Druck.
Im Erwerbsobstbau bestehen jedoch viele Möglichkeiten, die Obstbau-typische Vielfalt zu erhalten bzw. wiederherzustellen: Die Anlagen werden oft zwischen 15 und 25 Jahren genutzt; in dieser Zeit verändert sich ihre Struktur kaum. Gerade in einer jährlich bewirtschafteten, sich verändernden Umgebung können Obstanlagen daher ein wichtiger Rückzugs-, Nahrungs- und Lebensraum sein – auch für spezialisierte Arten.
Projekt
Im Rahmen eines Verbundprojektes werden die Potenziale der Förderung der Biodiversität und der Ökosystemleistungen im Obstbau erhoben und zielführende Maßnahmen in enger Zusammenarbeit mit den Betrieben umgesetzt .
Maßgeschneiderte Maßnahmen für drei Teilbereiche
Ziel ist, die Artenvielfalt im Obstbau zu steigern und das Bewusstsein für dieses Agrarökosystem zu fördern. Das Projekt kann dabei auf die Ergebnisse früherer Vorhaben zurückgreifen, die Einzelthemen zu mehr Biodiversität im Obstbau behandelt haben. Es gibt drei Teilbereiche, für die jeweils moderne Managementverfahren entwickelt wurden, um die Biodiversität in den Projektregionen zu steigern: den integrierten Erwerbsobstbau, den ökologischen Erwerbsobstbau sowie Streuobst-Junganlagen. Die Maßnahmen werden zunächst in Pilotbetrieben erprobt und von hier aus im Schneeballprinzip weiterverbreitet. Sie umfassen u. a. die Begrünung der Fahrgasse, das Pflanzen von Kleinsträuchern sowie das Anbringen von Nisthilfen. Erfolgreich erprobte Methoden sollen langfristig sowohl in die Ausbildung angehender Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter als auch in die Anbaurichtlinien von Öko- und integriertem Obstbau einfließen.
Mehr Biodiversität in traditionellen Obstbauregionen Deutschlands
Der Wunsch, sich für die Biodiversität zu engagieren, entstand im Obstbau selbst. Die Obstbäuerinnen und Obstbauern haben die Maßnahmen gemeinsam mit Anbau- und Naturschutzexpertinnen und -experten entwickelt; sie agieren als Botschafter/innen für den Naturschutz. Die Teilprojekte werden in großen Obstbauregionen Deutschlands durchgeführt: Bodenseeraum, Südbaden, Neckarraum, Rheinland-Pfalz, Südhessen und Nordrhein-Westfalen, Niederelbe / Altes Land und Sachsen. Dadurch wird eine hohe Flächenwirkung gewährleistet. Die Kulturlandschaften werden teilweise stark durch den Obstbau geprägt; sie unterscheiden sich u. a. in den Obstarten, der Bewirtschaftungsart, der Anlagengröße und den natürlichen Voraussetzungen. Der Zustand der biologischen Vielfalt der jeweiligen Region wird anhand folgender Kriterien ermittelt: Artenvielfalt, Nützlings-/ Schädlingssystem, Qualität der Nahrungsmittelproduktion, schonender Einsatz von Produktionsmitteln, Bodenfruchtbarkeit, Wasserhaushalt, Landschaftsbild und Erholungsfunktion.