Hintergrund

Die 4350 Einwohner zählende Gemeinde Neuburg am Inn liegt im niederbayerischen Landkreis Passau. Wald (43 Prozent) und landwirtschaftliche Nutzungen (42 Prozent) bestimmen das landschaftliche Erscheinungsbild in der Gemeinde. Im Offenland prägen unterschiedlich große Streusiedlungen und kleinere Hofstellen die Landschaft, in die oft noch Streuobstwiesen eingebunden sind. Durch den Strukturwandel nahm in den vergangenen Jahrzehnten die Versiegelung zu und viele Saumstrukturen und Streuobstwiesen sind verlorengegangen.

Neuburg am Inn hat Anteil am FFH-Gebiet „Östlicher Neuburger Wald und Innleiten bis
Vornbach“. Auf der Innleite finden sich in extensiv genutzten Wiesen kleine Populationen des Zerstreutblütige Vergissmeinnicht (Myosotis sparsiflora, deutschlandweit gefährdet, in Bayern äußert selten) und das in Bayern vom Aussterben bedrohte Mauer-Felsenblümchen (Draba muralis).

Projekt

Im Projektes soll daher eine Biodiversitätsstrategie durch die Gemeinde Neuburg am Inn erstellt und erste beispielhafte Maßnahmen umgesetzt werden. Ihre Umsetzung soll den Zustand und die Perspektive der biologischen Vielfalt konkret verbessern und die Bürger*innen sensibilisieren und zu eigenem Engagement motivieren.

Die Inhalte der Strategie und die damit verbundenen Ziele und Maßnahmen sollen in einem partizipativen Prozess mit interdisziplinären Akteur*innen aus Verwaltung und Behörden, aus Verbände, Landnutzenden und -besitzenden, der örtliche Arbeitsgruppe Biodiversität, Vereinen und interessierten Bürger*innen erarbeitet. Es wird erwartet, dass dadurch während der Prozesserstellung konkrete Projekte angestoßen werden, die sich biodiversitätsfördernd in der Gemeinde auswirken werden. Außerdem sollen sich BürgerInnen der Gemeinde Neuburg a.Inn am Ende des Projekts umfassend über die Notwenigkeit des Biodiversitätsschutzes informiert fühlen und eine gesteigerte Akzeptanz für die hierfür notwendigen Maßnahmen entwickelt haben .

Maßnahmen

Die Maßnahmen umfassen einerseits die Arbeitsschritte zur Erstellung der KBS in einem erprobten, partizipativen Musterprozess:

• Datensammlung und Analyse
• Workshops
• Expert/Innengespräche
• Beschluss Gemeinderat

Den Abschluss des Strategieerstellungsprozesses bildet ein Beschluss des Gemeinderates. Hiermit wird die Strategie mindestens als Bestandteil der Kommunalentwicklung und der Erhalt der biologischen Vielfalt als Entwicklungsziel festgesetzt. Überdies wird im Verlauf der Strategieerstellung vorbereitet, dass räumliche Biodiversitätsplanungen in bestehende Instrumente der Raumplanung integriert werden, damit ein möglichst hoher Grad der Verbindlichkeit erreicht wird.

Darüber hinaus werden während des Projektes fünf „Startermaßnahmen“ als wirkungsvolle, praktische Begleitung zur theoretischen Strategieerstellung umgesetzt. Einerseits möchte dadurch die Gemeinde ihrer Vorbildfunktion nachkommen, andererseits sollen die Maßnahmen motivierend und aktivierend für die BürgerInnen wirken. Die Startermaßnahmen umfassen:

• Erstellung und beginnende Umsetzung eines ökologischen Kommunalflächenmanagements
• Anbringen von Nisthilfen für Gebäudebrüter und Fledermäuse an kommunalen Liegenschaften
• Anzucht kostenloser Pflanzenpakete mit heimischen, insektenbedeutsamen Stauden für private Gärten durch eine örtliche Gärtnerei (100 Gärten der Artenvielfalt)
• biodiversitätsfreundliche Anlage von attraktiven Musterflächen mit autochthonem, artenreichem Saatgut und heimischen Stauden
• Anlage eines Biodiversitätsweges entlang naturschutzfachlich hochwertiger Wiesen- und Waldlebensräume