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Bundesamt für Naturschutz

Nachhaltiger Tourismus in Biosphärenreservaten: Synergien zwischen Schutzgebietsstrategien und regionaler Entwicklung

Tourismus und Sport
Internationale Zusammenarbeit
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben
Wie können Naturschutz und Tourismus in Biosphärenreservaten besser kooperieren und verstärkt Synergien zum beiderseitigem Vorteil schaffen? Ein FuE-Vorhaben untersuchte in vier Biosphärenreservaten Herausforderungen und Chancen.
Projektregionen
Europa
Inhaltliche Schwerpunkte
UNESCO Biosphärenreservat
Zuständiges Fachgebiet
Fachgebiet I 2.4 Internationaler Naturschutz
Laufzeit
01.08.2019 bis 31.12.2022
drei Gastwirtinnen und Gastwirte präsentieren das Biosphärenfrühstück mit regionalen Produkten
Gastwirt*innen mit dem Biosphärenfrühstück in der Biosphärenregion Berchtesgadener Land

Beschreibung

FKZ 3519160010

Hintergrund 

Biosphärenreservate sind internationale, von der UNESCO anerkannte, Schutzgebiete, die den Schutz der biologischen Vielfalt mit ihrer nachhaltigen Nutzung verbinden. Sie leisten durch regionale Wertschöpfung im Tourismus einen beachtlichen Beitrag zur nachhaltigen Regionalentwicklung im ländlichen Raum. Neben den touristischen Unternehmen profitieren aber auch Handwerk, Dienstleistungen und Landwirtschaft davon erheblich. Die Realisierung potenzieller Synergien zwischen Naturschutz, Tourismus und nachhaltiger Regionalentwicklung sind eine hochaktuelle und relevante Aufgabe für die Biosphärenreservatsverwaltungen in Deutschland. Als Modellgebiete nachhaltiger Entwicklung besitzen sie eine besondere Vorbildfunktion.

Projekt

In zwei Teilprojekten wurden Synergien zwischen nachhaltigem Tourismus, nachhaltiger Regionalentwicklung und Naturschutz untersucht und weiterentwickelt. 

Wertschöpfung steigern und Kooperationen etablieren

In vier Fallstudien untersuchte das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr e.V. (dwif) wie Tourismus und Naturschutz gemeinsam die Wertschöpfung naturtouristischer Produkte steigern und welche strategischen Faktoren diese Kooperationen unterstützen können.

Im BR Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen wurden regionale Wertschöpfungseffekte an den jährlich im Frühjahr stattfindenden Ringelganstage untersucht.  Die Analysen des dwif zeigten, dass von den Besucher*innen der „Ringelganstage“ nicht nur die beteiligten Übernachtungs- und Gastronomiebetriebe sowie Erlebnisanbietende direkt (1. Umsatzstufe), sondern auch alle Liefernden und Vorleistenden dieser Unternehmen (2. Umsatzstufe) sowie die Kommunen selbst mit ihren anteiligen Steuereinnahmen profitierten. Der touristische Einkommensbeitrag konnte mit 99,3 Tausend Euro berechnet werden! Der kommunikative Wert für Bildung und Akzeptanzsteigerung dieser Erlebnisangebote ist dagegen nicht quantifizierbar. Monetäre Wertschöpfung bleibt ein Kernargument der Synergien, gleichwohl gilt es aber, die ökonomischen mit den qualitativen nicht monetär messbaren Argumenten (z. B. positives Image für den Betrieb, Identifikation mit der Region, Natur- und Landschaftsschutzeffekte) gleichwertig zu verbinden.

Die Fallstudie der „Kulinarischen Hinterwälder Wochen“ im BR Schwarzwald illustriert wie die erfolgreiche Verbindung zwischen Schutzgebietsstrategien und nachhaltiger Tourismus- und Regionalentwicklung gelingen kann. Durch die Offenhaltung der Bergweiden prägt das Hinterwälder Rind – eine alte Nutztierasse - die einzigartige Kulturlandschaft im Südschwarzwald. Flächen, die mit dem Hinterwälder Rind bewirtschaftet werden, weisen eine hohe Artenvielfalt auf. Mit kulinarischen Aktionswochen wird das Fleisch des Hinterwälder Rindes entlang der gesamten Wertschöpfungskette in Wert gesetzt. Damit haben alle Beteiligten einen Gewinn: die Natur, die in der Region lebenden und wirtschaftenden Menschen und die Besucher*innen. 

Wenn nachhaltige Tourismusangebote die Präferenzen von Gästen aufgreifen, sind diese auch gerne bereit, nachhaltige Produkte zu kaufen oder nachhaltige Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen und dafür auch mehr Geld auszugeben. Zahlungsbereitschaftsanalysen im Projekt zeigten seitens der Nachfrage für nachhaltige Angebote potenzielle Spielräume für die Preisgestaltung. Die Analysen zeigten das ca. 75 % der Deutschen bereit sind für eine nachhaltige Kanutour 10,50 € mehr zu zahlen als der Basispreis von 30 €. Um Tourismus-Naturschutz-Projekte und die beteiligten Betriebe langfristig auf eine ökonomisch tragfähige Basis zu stellen, müssen die durch sie geschaffenen Mehrwerte – z. B. die Erhaltung des Landschaftsbildes durch Pflegemaßnahmen und Beweidung sowie die damit verbundene Biodiversität – in einer angepassten Preisstrategie für die Produkte abgebildet werden. Im BR Schwäbische Alb wurde die: „Generierung von Zahlungsbereitschaft bei Gästen für Natur -und Landschaftsschutz“ genauer unter die Lupe genommen.  

Im Fokus der Untersuchung im BR Bliesgau standen strategische Kooperationen für mehr Messbarkeit und Monitoring von Erfolgen und Trends Zwischen Tourismus und Biosphärenreservat abgestimmten Indikatoren und Erhebungsstandards für nachhaltige Tourismus- und Regionalentwicklung sind für eine gemeinsame Evaluierung und Monitoring wichtig  und unterstützen eine gemeinsame Steuerung der Tourismus- und Regionalentwicklung. Für Biosphärenreservate sollte das in der Mehrheit ökologisch ausgerichtete Monitoring dabei stärker um gebietsspezifische sozioökonomische Aspekte erweitert werden.

Der Leitfaden „Synergien zwischen Naturschutz und Tourismus in Biosphärenreservaten – Wertschöpfung gemeinsamen erzielen und strategisch kooperieren“ fasst die Ergebnisse der Fallstudien zusammen und leitet daraus konkrete Empfehlungen für Akteur*innen in den Biosphärenreservaten ab.

Biosphären-Produkte im BR Berchtesgadener Land

Im zweiten Teilprojekt entwickelte die Biosphärenregion Berchtesgadener Land auf Basis umfassender Analysen von Produktverfügbarkeit und gemeinsam mit Partnerbetrieben in der Region Kriterien und eine anschließende Auszeichnung von Biosphären-Produkten, die regional und nachhaltig in geschlossenen Wertschöpfungsketten erzeugt und vor Ort vermarktet werden (Biosphären-Eis, Biosphären-Brot, etc.). Ein Biosphärenfrühstück spricht gezielt Besucher*innen der Region an.

Ausblick

Im Ergebnis lässt sich zusammenfassen: Nachhaltige Tourismusangebote lassen sich vor allem dann erfolgreich umsetzen, wenn sie auf die entsprechenden Präferenzen und Akzeptanz bei Besucher*innen und Gästen treffen. Nachhaltige Produktkennzeichnungen wie die BR-Partner*innen oder Regionalmarken stärken die Transparenz und Glaubwürdigkeit und schaffen mehr Sichtbarkeit und ein emotionales Kommunikationsumfeld.

Zuwendung (bestimmt) für

Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr e.V. (dwif e.V.)
Sonnenstr. 27, 80331 München
089 267091
Biosphärenregion Berchtesgadener Land
Sägewerkstr. 3, 83395 Freilassing
08654 30946-10

Förderung durch

BfN, Land Bayern

Kontakt im BfN

Barbara Engels
Leitung Abteilung I 2 Gesellschaft, Ökonomie und internationaler Naturschutz
0228 8491-1710
Konstantinstr. 110, 53179 Bonn

weiterführender Inhalt

Weiterführende Publikation
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