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Bundesamt für Naturschutz

MaLiWa ‒ Management für Lichtwaldarten durch angepasste Waldnutzung

Bundesprogramm Biologische Vielfalt
Lichte Waldstrukturen, wie sie durch Mittel- oder Niederwaldwirtschaft sowie Waldweidestrukturen entstehen, bieten mit ihren kleinräumigen mikroklimatischen Unterschieden, ihrer Gehölzartenvielfalt, den Saumstrukturen und einer ausgeprägten Krautschicht vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Aufgrund des fortschreitenden Rückgangs der genannten Waldbewirtschaftungsformen sind jedoch auch viele dieser Lichtwaldarten stark gefährdet.
Bundesland
Thüringen
Laufzeit
01.07.2023 - 28.02.2029
Finanzvolumen
2.500.000 €
Förderschwerpunkt
Weitere Maßnahmen von besonderer repräsentativer Bedeutung für die Strategie

Lichtwaldarten - Management für gefährdete Arten

Hintergrund

Die verschiedenen Ausprägungen des Mittelwaldes mit ihrer spezifischen Vegetationszusammensetzung sind akut vom Aussterben bedroht. Während sie seit dem 13. Jahrhundert als Bauernwälder für niedrigwüchsiges Brenn- und hochwüchsiges Bauholz sowie zusätzlich häufig als Waldweide vielfältig genutzt wurden, wurden Mittelwälder im 20. Jahrhundert aufgrund veränderter Bedürfnisse größtenteils in Hochwälder überführt. Lichtwaldarten sind mit ihren Habitatpräferenzen aber an forstbetrieblich schwer zu planende Sukzessions- oder Nutzungsdynamiken mit einem raumzeitlichen Nebeneinander lichter Übergangssituationen gebunden, die sich durch relativ arbeits- und kostenaufwändige Maßnahmen wie lokale Freistellungen, Einzelstammentnahmen etc. kaum imitieren lassen. Auch die aktuell durch den Klimawandel verursachten Veränderungen in den Wäldern – wie das dürrebedingte Absterben von Bäumen im Oberstand – schaffen ohne gezieltes Management keine entsprechenden Bedingungen. Als Folge sind viele lichtliebende Käfer-, Schmetterlings-, Vogel-, aber auch Pflanzenarten der Wälder stark gefährdet und werden auf den Roten Listen und/oder den Anhängen der FFH-Richtlinie geführt.

Projekt

Im Fokus des in Thüringen durchgeführten Projekts stehen die vier Zielarten Frauenschuh (Cypripedium calceolus), Hirschkäfer (Lucanus cervus), Heckenwollafter (Eriogaster catax) und Schwarzer Apollo (Parnassius mnemosyne), allesamt Zielarten des europäischen Naturschutzes. Mithilfe des neuartigen Multifunktions-Waldnutzungssystems sollen Verbesserungen der Erhaltungszustände der Arten erreicht und langfristig gesichert werden. Dazu soll

  1. in aktuell besiedelten oder in potenziellen Habitaten der Zielarten eine Mittelwaldbewirtschaftung in Kombination mit kleinräumigen, temporären, flexiblen Waldweidesystemen eingerichtet werden.
  2. durch gezielten Wertholzanbau im Oberstand und energetische Rohholzverwertung aus der Mittel- und Niederwaldnutzung eine forstökonomische Aufwertung erzielt werden, um einen optimalen Weg zwischen maximalem naturschutzfachlichem Nutzen und minimalen ökonomischen Verlusten zu finden.
  3. ein Konzept für eine Förderung der Maßnahmen im Rahmen von Waldumweltmaßnahmen in Thüringen entwickelt und an politische Entscheidungsträger herangetragen werden.
  4. bei Akteuren aus den Bereichen Forst und Naturschutz sowie der breiten Öffentlichkeit ein Fokus auf die Erhöhung des Bewusstseins für die Bedeutung der Lichtwaldarten und ihres Managements gelegt werden.

Maßnahmen

Über die Projektlaufzeit hinweg werden sukzessive ca. 40 Hektar Fläche in Bearbeitung bzw. Beweidung genommen. Sowohl die Beweidung als auch das forstliche Management werden genau auf die jeweiligen Zielarten auf den Flächen ausgerichtet, dies spiegelt sich beispielsweise in der Berücksichtigung der Vegetationszeit des Frauenschuhs bei den Zeiträumen der Maßnahmenumsetzung, der Einbringung von Totholz für den Hirschkäfer oder einer Förderung von Schlehen als Habitatpflanze für den Heckenwollafter wider. Es wird intensiv mit Waldbesitzenden, Forst- und Naturschutzverwaltungen auf allen politischen Ebenen, Naturschutzvereinen, Forst- und Landwirtschaftsbetrieben und der Jägerschaft zusammengearbeitet. Eine große Rolle werden ThüringenForst und einige Natura 2000-Stationen spielen – während erstere unter anderem die forstbaulichen Maßnahmen begleitet und koordiniert, werden letztere vor allem die Flächen und vorhandenen Bestände der Zielarten während der Beweidungszeiten engmaschig kontrollieren.

Der Verbundpartner FH Erfurt wird innerhalb der ersten vier Jahre der Projektlaufzeit eine forstrechtliche Analyse und forstökonomische Bilanzierung des im Projekt entwickelten Mittelwaldmanagements vornehmen. Im Vergleich mit einer Bilanzierung der Hochwaldbestände sollen sich auf diese Weise Bedingungen ableiten lassen, unter denen eine rentable Mittelwaldbewirtschaftung möglich ist bzw. in welcher Höhe eine Förderung in der Etablierungsphase notwendig ist. Anschließend wird ein entsprechendes Förderprogramm konzipiert, das in bestehende Waldumweltmaßnahmen integriert werden kann und Zielkonflikte zwischen naturschutzfachlichen und ökonomischen Interessen von Beginn an verhindern soll.

Im Rahmen der ökologischen Evaluation werden die Auswirkungen des Managements auf die Zielarten des Projekts untersucht. Lichtfänge der Nachtfalter sollen darüber hinaus eine allgemeinere Beurteilung der Entwicklung der Waldlebensräume in Hinblick auf Lichtwaldbedingungen ermöglichen. Hauptziel der sozioökonomischen Evaluation ist die Untersuchung der Akzeptanz bei den Waldbesitzenden für die neuartigen Waldnutzungskonzepte einerseits bezogen auf die Artenschutzaspekte und anderseits auf die ökonomische Wertschöpfung.

Projektträgerschaft

Wildtierland Hainich gGmbH
Dr. Juliane Vogt
Schlossstr. 4, 99820 Hörselberg-Hainich
036254 851186
Fachhochschule Erfurt
Fachbereich Forstwirtschaft – Fakultät Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst
Leipziger Str. 77, 99085 Erfurt

Förderung durch

Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) sowie durch das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz

Kontakt

Programmbüro Bundesprogramm Biologische Vielfalt
0228 3821-1809
0228 3821-1440
Heinrich-Konen-Str. 1, 53227 Bonn
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