Lasuren auf Basis von nachhaltig produziertem Leindotteröl
Lasuren auf Basis von nachhaltig produziertem Leindotteröl
Hintergrund
In Erbsen-Monokulturen summt und brummt es kaum, da die Blüten der Kulturerbsen überwiegend selbstbestäubend und damit nicht auf Insekten angewiesen sind. Im Mischfruchtanbau mit Leindotter (Camelina sativa), der auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland steht, kommt ein zusätzliches Blütenangebot auf die Felder.
Leindotter blüht im Juni, also in einem Zeitraum, in dem das Blütenangebot in der großflächigen, konventionellen Landwirtschaft gering ist. Er stellt jedoch nicht nur eine wichtige Futterquelle für Bestäuber wie z. B. Wildbienen, Schwebfliegen und Honigbienen dar, sondern hat zudem positive Effekte im Anbau. Die Leindotterpflanzen unterdrücken durch ihr rasches Wachstum unerwünschte Beikräuter und dienen den Erbsen als Rankhilfe. Auf den Einsatz von Herbiziden reagiert Leindotter empfindlich, weshalb der Mischfruchtanbau mit einer naturschonenden Anbauweise einhergeht.
In Deutschland werden auf etwas mehr als 40.000 Hektar Erbsen angebaut. Auf den großen Flächen in der konventionellen Landwirtschaft ist die Umwandlung in Erbsen-Leindotter-Mischfruchtfelder daher von besonders hohem ökologischen Nutzen. Auch bleibt der Ertrag an Erbsen trotz des Mischfruchtanbaus mit Leindotter im Wesentlichen gleich. Die Landwirtinnen und Landwirte profitieren also vom Zusatzertrag durch den Leindotter und fördern gleichzeitig die biologische Vielfalt und die Ökosystemleistung Bestäubung.
Projekt
Durch einen Mischfruchtanbau werden Biodiversität in der Agrarlandschaft und wichtige Ökosystemleistungen gefördert. Leindotteröl kann langfristig dazu beitragen, weniger nachhaltige Rohstoffe bei der Herstellung von Lasuren, Holzöle und Lacken zu ersetzen. Ein Ziel des Projektes ist daher der Aufbau einer Wertschöpfungskette vom Anbau bis hin zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern eines biodiversitätsfördernden Produkts.
Im Projekt werden Landwirtinnen und Landwirte, die aktuell Erbsen-Monokulturen anbauen, angesprochen und über den Mischfruchtanbau informiert. Vor und während des Anbaus werden die am Projekt teilnehmenden Betriebe von einer erfahrenen landwirtschaftlichen Beraterin unterstützt. Denn der Mischfruchtanbau ist zwar wissenschaftlich erprobt, in der Landwirtschaft ist das Verfahren jedoch kaum bekannt. Das notwendige Leindotter-Saatgut wird kostenlos zur Verfügung gestellt, eine über das Projekt finanzierte und eigens konzipierte Versicherung gegen Ernteverluste aufgrund von Blattlausbefall sichert die Betriebe ab.
Im Rahmen von faunistischen Untersuchungen werden die Mischfruchtfelder mit den reinen Erbsenfeldern hinsichtlich der Artenvielfalt bestäubender Insekten und deren Individuendichte verglichen.
Darüber hinaus wird im Projekt die Weiterverarbeitung des Ernteguts organisiert. Für die Trennung von Erbsen und Leindottersamen und für die Pressung des Leindotters müssen Trennanlagen und Ölmühlen gefunden werden, wobei möglichst kurze Transportwege und schonende Verarbeitung angestrebt werden. Das Leindotteröl wird über die Worlée-Chemie GmbH zu einem Bindemittel veredelt, welches der Baufarbenhersteller DAW SE (Deutsche Amphibolinwerke) zur Herstellung nachhaltiger Holzveredelungsprodukte wie Lasuren, Holzöle und Lacke benötigen.
Über eine intensive Öffentlichkeitsarbeit werden alle am Aufbau der nachhaltigen Wertschöpfungskette beteiligten Akteurinnen und Akteure in das Projekt einbezogen. Ein gesellschaftlicher Dialog wird vor allem mit Verbraucherinnen und Verbrauchern geführt. Denn schließlich sind ihr Bedarf an nachhaltigen und biodiversitätsfördernden Produkten und ihr Konsumverhalten der Motor für den ökologisch vorteilhaften Mischfruchtanbau von Erbsen und Leindotter.