FraDiv: Bedeutung des Eschentriebsterbens für die Biodiversität



Bedeutung des Eschentriebsterbens für die Biodiversität von Wäldern und Strategien zu ihrer Erhaltung (FraDiv)
Hintergrund
Eine Vielzahl der eschenreichen Vegetationstypen ist in Europa als prioritäre FFH-Lebensräume eingestuft. Das Eschentriebsterben und damit der teilweise bereits flächige Ausfall dieser Baumart bedroht in hohem Maße die Biodiversität eschenreicher Wälder. Das Eschentriebsterben wurde in Europa erstmals Anfang der 1990er Jahre in Polen beobachtet. Das durch den Schlauchpilz Hymenoscyphus fraxineus (Synonym: H. pseudoalbidus) ausgelöste Absterben von Eschen jeden Alters hat sich in den letzten Jahren von Nordost- und Nord- über Mitteleuropa bis nach Westeuropa stark ausgebreitet und ist mittlerweile zu einer ernsten Bedrohung für die Biodiversität temperater Laubwälder geworden. In Deutschland wurde der Pilz erstmalig 2007 nachgewiesen und das Eschentriebsterben hat sich inzwischen im gesamten Bundesgebiet ausgebreitet, wobei die Befallssituation im Norddeutschen Raum am weitesten vorangeschritten ist.
Gefährdung von Pilz-Verantwortungsarten
Neben den für eschenreiche Laubwälder charakteristischen Gefäßpflanzen und Kryptogamen sind insgesamt 29 Pilz-Verantwortungsarten in Deutschland vom Eschentriebsterben betroffen. Darunter insbesondere die Gruppe der "biotroph-endophytisch" lebenden Pilzarten (CHEGD-Arten), die in Untersuchungen zur Auswirkung des Eschentriebsterbens bislang nicht beachtet wurden. Diese stark gefährdeten bodenbewohnenden Pilzarten sind von hoher naturschutzfachlicher Bedeutung, auch weil sie wichtige Funktionen im Ökosystem einnehmen.
Projekt
Das Projekt FraDiv analysiert die Effekte des Eschentriebsterbens auf diese Pilz-Verantwortungsarten sowie auf die charakteristischen Pflanzenarten der betroffenen FFH-Lebensraumtypen. Darüber hinaus werden in experimentellen Ansätzen Fragen zur Etablierung von Eschen-Jungpflanzen untersucht. Mit der Anpflanzung standortgerechter Baumarten-Mischungen werden Lösungsvorschläge erarbeitet, um den Artenreichtum der Eschenstandorte in der Phase des gegenwärtigen Umbruchs der Bestände zu erhalten.
FraDiv untersucht vier Themenschwerpunkte zum Eschentriebsterben mit folgenden Fragestellungen
- Auswirkungen des Eschentriebsterbens auf die Biozönose: Wie wirkt sich das Ausmaß des Eschentriebsterbens auf das Vorkommen und die Vitalität der direkt und indirekt an die Esche gebundenen Pilzarten und der pflanzlichen Biodiversität der Eschenstandorte aus?
- Analyse der Befallssituation und der Verjüngung von Eschenpopulationen in Bezug auf die Diversität der Bestände: Welche Bedeutung hat die Wald- bzw. Standortkontinuität für die Ausprägung des Eschentriebsterbens und das Vorkommen der Eschen-assoziierten Pilzarten, und welchen Einfluss haben biotische und abiotische Faktoren auf die Anfälligkeit adulter und junger Eschen?
- Etablierung von Eschen-Jungpflanzen: Inwieweit spielen abiotische Faktoren sowie die Jungwuchs-Herkunft eine Rolle für den Etablierungserfolg von Eschen-Jungwuchs?
- Entwicklung waldbaulicher Maßnahmen unter naturschutzfachlichen Gesichtspunkten: Welche alternativen Baumartenmischungen sind geeignet, um die negativen Auswirkungen des Eschen-Ausfalls auf die Biozönosen zu minimieren?
Das Projektgebiet umfasst das gesamte Landesgebiet Schleswig-Holsteins. Die untersuchten Gebiete decken ein breites Standortsspektrum eschenreicher Wälder in den Bereichen der Jung- und Altmoräne ab. Da das Eschentriebsterben gerade im Projekt-Gebiet schon sehr weit fortgeschritten ist, sind hier die Folgen am ehesten sichtbar. Die Grundlagen und Handlungsempfehlungen aus dem Projekt FraDiv können so bundesweit in Maßnahmen für den Erhalt der biologischen Vielfalt der Eschenwälder einfließen.
Enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und forstlicher Praxis
Das Projekt beruht auf einer engen Zusammenarbeit zwischen Forschung und forstlicher Praxis, so dass wissenschaftliche Befunde unmittelbar in naturschutzfachliches Handeln übertragen und hinsichtlich ihrer Erfolgschancen kontrolliert werden können. Konkrete Waldbau- und Restitutionsmaßnahmen werden wissenschaftlich auswertbare Erkenntnisse zu Auswirkungen des Eschentriebsterbens auf die Eschen-assoziierte Biodiversität erbringen.