Die Quappe im Rheingebiet



Die Quappe im Rheingebiet – ein verborgener Fisch kehrt in Fluss und Stillwasser zurück
Hintergrund
Die Quappe (Lota lota L.) ist ein dorschartiger Süßwasserfisch, der einst deutschlandweit in Fließ- und Stillgewässern verbreitet war und in Flüssen auf intakte Auen angewiesen ist. Heute sind die Bestände der Quappe in mehreren Bundesländern gefährdet, in Nordrhein-Westfalen ist die Art vom Aussterben bedroht. Dort existiert noch eine Restpopulation in der Lippe, einem Rheinzufluss. Diese Population befindet sich in einem Erhaltungsprogramm und soll im Projekt als zoogeografisch adäquate Spenderpopulation für eine Ausbreitung genutzt werden. Im deutschen Rheingebiet sind nur wenige weitere Quappenpopulationen erhalten, wasserbauliche Restriktionen behindern zudem eine natürliche Ausbreitung.
Projekt
Die Wasserlauf-Stiftung für Gewässerschutz & Wanderfische NRW setzt im Projekt "Die Quappe im Rheingebiet – ein verborgener Fisch kehrt in Fluss und Stillwasser zurück" Pilotmaßnahmen zur Ausbreitung und Absicherung des Genpools der Quappe in NRW um. Der Fokus der Maßnahmen liegt auf Habitaten des Rheinhauptstroms mit wiederhergestellten Auenbereichen sowie großen renaturierten Abgrabungsseen und Talsperren als Ersatzbiotop. Das Überleben der Jungfische und die Reproduktion werden durch Erfolgskontrollen überprüft.
Im Projekt werden auch abgeschlossene Stillgewässer einbezogen, da große Baggerseen und Talsperren in Bezug auf klimatische Faktoren (z.B. sommerkühle Temperaturzonen in tieferen Wasserschichten) und grobschotterige Uferstrukturen gute Vor aussetzungen für die Quappe bieten. So sollen wichtige genetische Reserven für den NRW-Quappenbestand in Stillgewässern gegründet werden.
An ausgewählten Orten werden zudem Habitat-Verbesserungsmaßnahmen durchgeführt, um die Strukturvielfalt für die Jungfische von Quappe und ggfs. auch anderen Arten (z.B. Nase, Barbe und Gründling) zu erhöhen. Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist zum Teil mit Beteiligung von Freiwilligen und Schulen geplant. Begleitend wird untersucht, wie die Quappe mit im selben Lebensraum vorkommenden Arten (v.a. Fische) interagiert und inwieweit sie als natürliches Faunenelement zur Regulierung invasiver Fischarten beiträgt (z.B. Grundelarten).
Maßnahmen der Umweltbildung inklusive Workshops am Gewässer und Patenschaften für Schulklassen sollen Wissen zur Biologie der Quappe vermitteln und das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt am Fließgewässer stärken. Besonders im Fokus steht dabei die Vernetzung und Bedeutung von Auen in Zeiten des Klimawandels. Freiwillige Angler*innen und und Netzfischer*innen können sich darüber hinaus als Citizen-Scientists an der ökologischen Erfolgskontrolle der Artneschutzmaßnahmen beteiligen, indem sie Fangmeldungen abgeben.
Einbindung fischereilicher Netzwerke
Die Projektumsetzung über Beteiligte des Rheinischen Fischereiverbandes e.V. und der Rheinfischereigenossenschaft NRW sowie über örtliche Anglervereine und Gewässerwarte sichert eine direkte Vernetzung der fischereilichen Akteurinnen und Akteure. So sind auch die für den Projekterfolg wichtigen Nachweise und Rückmeldungen zu den Quappen in ihren neuen Lebensräumen gesichert. Die Bereitstellung der Quappen-Larven für das Erhaltungszuchtprogramm erfolgt über den Ruhrverband.
Die Rettung der Lippe-Quappe und viele fachlich-technische Grundlagen für das vorliegende Projekt wurden in den Vorjahren vom Landesfischereiverband Westfalen und Lippe, vom Ruhrverband und von der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest erarbeitet, welche künftig auch an der projektbegleitenden Arbeitsgruppe mitwirken.