Die kleine Wildnis in Hamburg-Osdorf: ein naturnaher Lebensraum für Alle
Worum geht es?
Naturschutz und Erholung im städtischen Raum ermöglichen
Die städtische Fläche besitzt einen wertvollen ruderalen Gehölzbestand. Ziel des Projekts war es, die Wertschätzung für den Bestand der Projektfläche zu stärken und das Stadtgrün vor Ort als wichtigen Bestandteil des öffentlichen Grünverbunds zu etablieren. Ziel war es, die Wegequalität zu verbessern und Erholungs- und Aufenthaltsangebote vor Ort zu schaffen – alles unter der Voraussetzung, dass der spezifische Wildnischarakter des Ortes beibehalten wird. Die Inszenierung der Wildnis wurde im Rahmen eines Beteiligungsprozesses entwickelt. Auf diese Weise konnten Anwohner*innen in die Entwicklung einbezogen werden und zugleich der Wert der Fläche für die Biodiversität kommuniziert werden. Langfristig stärkt dieses Vorgehen die biologische Vielfalt und das Naturerleben. Um den Raum nachhaltig zu sichern, Zugänge zu erschließen und das Naturerlebnis zu verbessern, wurde ein Nutzungs- und Pflegekonzept für die Fläche erstellt. Die neuen Verweilorte wurden durch die Installation von Sitzgelegenheiten und Spielorten ergänzt. Ziel der Umgestaltung war es, dass die die neu geschaffenen Orte sich in die urbane Wildnis einfügen, ohne die Lebensräume der dort vorkommenden Arten zu stören.
Urbane Wildnis erhalten - Arten schützen und Lebensraum bieten
Im Zentrum des Projekts steht der Erhalt der Naturschutzfunktion des Ortes. Hierfür wurden auf Basis faunistischer Untersuchungen Zielarten bestimmt und aus den Ansprüchen der Arten an das Ökosystem biodiversitätsfördernde Maßnahmen beschlossen. Die große Pechlibelle, die Nachtigall, der Teichmolch, Buntspecht, Blässhuhn und die Zwergfledermaus bewohnen die kleine Wildnis. Um die Lebensräume dieser Arten zu sichern, ist das Ufer naturnah zu pflegen und die Bepflanzung sowie die vorkommenden Feuchtgebiete zu sichern. Darüber hinaus soll die Wasserqualität langfristig gesichert und zunehmend verbessert werden. Hecken, Totholz, dichte Gebüsche und hohe Stauden bieten einen wertvollen Lebensraum und wurden entsprechend erhalten, genauso verhält es sich mit alten Bäumen, Stämmen und Überwinterungshöhlen. Die Entwicklung von Flachwasserzonen und Schilfbereichen stellt eine weitere Grundlage für den Erhalt der Naturschutzfunktion dar.
Wie wurde es gemacht?
Nutzungskonzept auf Basis der Artenausstattung und der Nutzungsansprüche
Eine umfassende Analyse der Artenausstattung und des Standorts bildete die Grundlage für die Erstellung des Nutzungskonzepts. Neben der Erfassung und Bewertung des Standorts, wurden Fragen der Verkehrssicherheit und der Barrierefreiheit eingehend geprüft, um eine sichere Nutzung durch die Öffentlichkeit zu ermöglichen. Die Ausstattungselemente sollen die gewachsenen wilden Strukturen akzentuieren und so fügen die neu geschaffenen Erholungsorte sich organisch in Form von „Nestern“ in die kleine Wildnis ein. Auf diese Weise wird eine extensive Pflege des Standorts möglich.
Urbane Wildniskonzepte an Anwohner*innen kommunizieren und Bürger:innen involvieren
Um die Bedürfnisse der Besucher*innen herauszuarbeiten wurden 2015 und 2016 Beteiligungsworkshops durchgeführt. So konnte die Neugestaltung des lange Zeit vernachlässigten Areals erfolgreich an die Bürger*innen kommuniziert werden. Ein besonderes Augenmerk lag auf den oft unterschiedlichen Anforderungen an Planungsvorhaben mit Naturschutz- und Erholungsnutzung. Die vorangegangene Analyse sicherte die Vereinbarkeit dieser beiden Aspekte. So konnte ein Ort geschaffen werden, der für Mensch, Tier und Pflanze gesundheitsfördernd und erholsam wirkt.
Minimaler Kostenaufwand bei sichtbaren Erfolgen
Das Projekt wurde durch die Stadt Hamburg finanziert, die 659.000 Euro bereitstellte. Die Maßnahmen unterschritten mit Ausgaben von 553 000.Euro den zuvor gesetzten Kostenrahmen und zeichnen sich somit durch einen besonders effizienten Ressourceneinsatz aus.