Der Leisepark – Nachnutzung eines öffentlichen Friedhofs in Berlin
Worum geht es?
Friedhofsflächen clever nachnutzen und urbane Wildnisorte schaffen
Im Winsviertel in Berlin gibt es zu wenige Grünflächen. In der Nachbarschaft regte sich der Wunsch, dieses Stück Friedhof als Grünfläche für die Öffentlichkeit zu erhalten Die zwei ehemaligen Teilflächen des Friedhofes St. Marien und St. Nicolai umfassen 15.900 m² und wurden durch das Bezirksamt Pankow von Berlin vom Evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte (EVFBS) erworben. Die Umgestaltung wurde durch eine Bürger*innenbeteiligung begleitet.
Wildnischarakter bewahren und den Park als ökologisches Trittsteinbiotop entwickeln
Alle beteiligten Akteursgruppen legten großen Wert darauf, den verwilderten Charakter der Fläche zu erhalten. Die vorherige Nutzung als Friedhofs sollte durch die folgende Gestaltung und Nutzung weiterhin ablesbar sein. Entsprechend wurden Teile der Grabanlagen und Grabsteine erhalten und in die Parkanlage integriert. Die entstandenen Spiel- und Verweilmöglichkeiten sind Kletter- und Balancierparcours aus Holz oder Stein, ein Ausguck, Asthütten zum Bauen von Höhlen, Hängematten, Sitzpodeste und zahlreiche Bänke. Der Park wurde neben dem vorhandenen Hauptweg über einen zusätzlichen Rundweg erschlossen, der auch von Rollstuhlfahrer*innen nutzbar ist. Es wurden 27 Bäume, rund 200 Großgehölze, zahlreiche Bodendecker, Farne und Frühblüher gepflanzt und die abgängigen Pappeln entlang der anliegenden Straße durch Säulen-eichen ersetzt. Der Leisepark ist Lebensraum und Refugium für viele Tier- und Pflanzenarten. Der umwelt-pädagogische Zugang wird über einen Lehrpfad ermöglicht.
Wie wurde es gemacht?
Zivilgesellschaftliches Engagement als Entscheidungsgrundlage für Nachnutzungen
Im Dezember 2006 beschloss das Bezirksamt Pankow über die Aufstellung eines Bebauungsplans die Sicherung des Areals als öffentliche Grün- und Spielfläche. Zuvor gab es im angrenzenden Quartier Winsstraße ein großes nachbarschaftliches Engagement, um den Bedarf an grünen Freiräumen deutlich zu machen und den Erhalt des Freiraums zu verwirklichen. In Folge der Entscheidung, den Grünraum als Park mit urbanen Wildniselementen zu erhalten, wurde das Landschaftsarchitekturbüro Gruppe F mit einem mehrstufigen Beteiligungsverfahren beauftragt, das die weitere Planung maßgeblich beeinflusste.
Entwicklung der Ziele und Maßnahmen durch eine enge Begleitung partizipativer Prozesse
Die Initiative zum Erhalt der Fläche und ihrer Nutzung als Park kam von den Bürger*innen. Dieser Impuls wurde im Rahmen des mehrstufigen Beteiligungsverfahrens aufgegriffen und in die Planung integriert, sodass eine hohe Identifikation der Anwohnenden mit dem Ort möglich ist. Hiervon zeugt auch der Name des Parks, der ihm durch die Kinder aus dem Quartier verliehen wurde. Mit dem Projekt gelang es, einen umweltpädagogisch wertvollen Ort zu schaffen, der durch seine rollstuhlgerechten Wege zudem inklusiv ist. Der Wildnischarakter macht die Fläche zum wichtigen Lebensraum und verbindet so den Erhalt biologischer Vielfalt mit einer erhöhten Aufenthaltsqualität im öffentlichen Freiraum des Viertels.
Deckung der Kosten durch Fördermix aus kommunalen Mitteln und Bundesmitteln
Die gesamten Kosten des Projekts betrugen rund 371.000 Euro. Dabei wurden 330.000 Euro mit Fördermitteln aus dem Förderprogramm „Zukunftsinitiative Stadtteil, Teilprogramm Stadterneuerung“ gedeckt, 38.000 Euro kamen vom Bezirk.