SALVIA – ein barrierefreier Gemeinschaftsgarten im Leipziger Osten
SALVIA – ein barrierefreier Gemeinschaftsgarten im Leipziger Osten
Worum geht es?
Inklusive, gemeinschaftliche Gartenarbeit und Umweltbildung für Alle
Seit 2019 wächst und gedeiht ein barrierefreier Gemeinschaftsgarten in Leipzig-Engelsdorf. Das 5.000 Quadratmeter große Areal befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Kleingartenanlage. Auf der Fläche befinden sich barrierefreie Hoch- und Hügelbeete, in denen gemeinschaftlich gegärtnert wird. Ziel des Gemeinschaftsgartens ist es, eine barrierearme Umgebung zu schaffen, in der Menschen mit und ohne Behinderung sowie Fluchterfahrungen Natur erleben und Umweltbildung erfahren können. Es werden Workshops angeboten, in denen der Austausch zu den Themen Kräuterverwendung, Inklusion und Umweltbildung gefördert und so ein vielfältiger Bildungsgarten erkundet werden kann.
Biologische Vielfalt durch das Waldgartenprinzip
Seit dem ersten inklusiven internationalen Workcamp im Jahr 2019 wurden auf der Fläche eine barrierefreie Wegeführung installiert, Anbauflächen angelegt, ein Küchen- und Werkzeug-Bungalow aufgebaut, zwei barrierefreie Komposttoiletten in Betrieb genommen, eine Bienenfläche und ein Waldgarten als Gemeinschaftsgarten gestaltet. Auf den Schau- und Anbauflächen werden zahlreiche Pflanzen angebaut – ein besonderer Fokus liegt jedoch auf dem Anbau von Kräuter- und Duftpflanzen. Durch den Waldgarten ist auf der Fläche eine Baum-, Strauch- und Krautschicht vorzufinden, die einen Lebensraum und Rückzugsort für verschiedene Arten stellt und so die biologische Vielfalt fördert. Die Bienenfläche bietet einen Ort für barrierefreies Imkern und beherbergt entsprechend Bienenarten zur Kultivierung von Honig.
Wie wurde es gemacht?
Aufbau durch Engagement im Verein und durch Privatpersonen
2013 wurde der Verein „gemeinsam grün e. V.“ gegründet. Im Verein arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung in allen Arbeitsbereichen zusammen. Seitdem wurden Arbeitsplätze geschaffen und das Team ist auf sechs Mitarbeitende gewachsen. Der Garten trägt sich durch die stete Weiterentwicklung im Verein und durch die vielen freiwilligen Helfer*innen. Seit der Gründung des Gartens wurden vier inklusive Workcamps durchgeführt, bei denen junge Menschen aus ganz Europa und aus einer Leipziger Förderschule den Gemeinschaftsgarten erkunden, Natur kennenlernen und mit ihrer Arbeit zur Instandhaltung und zum Wachstum des Gartens beitragen.
Bündelung im Verein und großes Identifikationspotential in der Gemeinschaft
Der Verein „gemeinsam grün e. V.“ hat von Anfang an auf Community Building gesetzt: das Projekt wird maßgeblich durch das Engagement von Privatpersonen aufrechterhalten. Die Arbeit des Vereins bündelt und verwaltet das Engagement und sorgt darüber hinaus dafür, dass seit der Gründung Kooperationen und Netzwerke zu Leipziger Initiativen, Vereinen und Unternehmen verstetigt werden können. Langfristige Perspektiven, wie beispielsweise die Schaffung eines Inklusionsunternehmens, das auch Ausbildungsplätze stellt, motiviert die Beteiligten. Die Kommunikation nach außen ist wenig professionalisiert, jedoch direkt und niedrigschwellig: der Garten zeigt seine Arbeit auf Social Media, taucht in den Lokalmedien des Leipziger Ostens auf und erfreut sich guter Bekanntheit und Beliebtheit in der Nachbarschaft. Er ist so auch ein beliebter Ort für Besucher*innen geworden.
Finanzierung des Auf- und Ausbaus des Gartens
Der Gemeinschaftsgarten trägt sich durch die Vereinsfinanzierung, private Spenden und Finanzierungen durch die Stadt Leipzig. Auch andere Leipziger Initiativen und Vereine wie beispielsweise die Heidehof Stiftung oder Soziallotterien wie Aktion Mensch e. V. haben sich in der jüngsten Geschichte des Gemeinschaftsgartens beteiligt.
Kontakt
Weiterführende Informationen
Inselpark Hamburg-Wilhelmsburg – Sport und biologische Vielfalt an einem Ort
Inselpark Hamburg-Wilhelmsburg – Sport und biologische Vielfalt an einem Ort
Worum geht es?
Klimaanpassung und Erholung in grünen urbanen Freiräumen
2013 fand im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg die Internationale Gartenschau statt. Seit 2005 wurde der Wilhelmsburger Inselpark auf dem Gartenschaugelände geplant und gestaltet. Ziel war es, im Rahmen der Gartenschau einen Volkspark zu schaffen. Der Park dient hierbei der primären Nutzung als Sport- und Erholungspark für alle Generationen. Dabei sollten auf der 85 Hektar großen Fläche Maßnahmen umgesetzt werden, die Zielen der Klimaanpassung dienen, wie beispielsweise die Kühlung durch ein verbessertes Mikroklima und auch den Klimaschutz fördern. Letzteres Ziel soll durch das Schaffen naturnaher Grünflächen, einer verbesserten Kohlenstoffspeicherung in den Grünstrukturen und dem Einsatz für eine klimasensible Haltung in der Gesellschaft gefördert werden.
Eine Nachhaltigkeitsstrategie für den Inselpark mit Fokus auf biologische Vielfalt
Um die Freiraumqualität zu fördern, wurde für den Inselpark eine Nachhaltigkeitsstrategie mit fünf Handlungsfeldern entwickelt: Nachhaltiges Management und Kommunikation, Zukunftsfähige Parkpflege und Naturschutz, Bildung, Begegnungen und Veranstaltungen, Bewegung und Sport im Grünen sowie lebendige Partnerschaften und Kooperationen. Diese Strategie formuliert die Vision für den Park als gesundheitsfördernden und integrativen Ort, in dem die Grünflächen der Schaffung von Lebensraum und Sicherung der Biodiversität genutzt werden.
Der Inselpark beherbergt eine große Vielfalt an heimischen und seltenen Pflanzen. Im Teilbereich „essbarer Inselpark“ gibt es rund 150 wildwachsende Bäume, Sträucher und Kräuter, die teilweise essbar sind. Darüber hinaus werden im Naturerlebnisgarten des BUND Hamburg essbare Pflanzen kultiviert, um Menschen für Stadtnatur zu begeistern und die Artenvielfalt zu erhalten und zu erhöhen.
Wie wurde es gemacht?
Landschaftsarchitektonische Expertise der Gartenschau verstetigen
Parks erfordern hohen Ressourceneinsatz bei Bau und Instandhaltung. Durch die Gartenschau konnten finanzielle Ressourcen erschlossen und in konkrete Landschaftsarchitektur umgesetzt werden. Damit langfristig ein nutzbarer Park entsteht, muss die Nachnutzung bereits in der Planung der Gartenschau bedacht werden und es muss festgelegt werden, wie Maßnahmen langfristig verstetigt werden können. Nach dem Ende der Gartenschau blieb ein Großteil der Gartenschau-Anlagen erhalten, darunter fünf Spielplätze und ein Wasserspielplatz.
Geteilte Bewirtschaftung der „Inseln“ und große Vielfalt an Natur- und Erholungsaktivitäten
Das gesamte Areal beinhaltet eine Vielzahl an Themengärten. Auch die Spiel- und Sportangebote sind an spezifische Geschichten und Themen gebunden. Durch diese Parzellierung, bzw. das Insel-Prinzip des Parks, und den verschiedenen Themenbereichen, wird der Park besonders gut angenommen: Personen mit den unterschiedlichsten Interessen und Nutzungsbedürfnissen können so den Natur- und Erholungsraum nutzen. Zudem wird der große Bedarf an Orten für sportliche Aktivitäten gestillt. Mit dieser Parzellierung können verschiedene Vereine und Stiftungen den Ort mit Veranstaltungen bespielen.
Heute ist die Pflege auf verschiedene Akteure verteilt. Dies bedeutet, das auch Bürger:innen in die Pflege eingebunden sind, wie zum Beispiel im Falle des Heimatgartens. Hierbei handelt es sich um einen von Bürger*innen gepflegten Teilbereich, in dem die kulturelle und floristische Vielfalt der Elbinsel im Fokus steht. Auch gewerbliche Akteur*innen betreiben Teilflächen auf dem Areal, wie beispielsweise den Klettergarten. Gastronomische Betriebe und die Kletterstätten schaffen die Möglichkeit, die lokale Privatwirtschaft einzubinden.
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Weiterführende Informationen
Scherbelhaufen aus Abbruchmaterial als neue Biotopflächen in Apolda
Scherbelhaufen aus Abbruchmaterial als neue Biotopflächen in Apolda
Worum geht es?
Raum für Stadtnatur durch Rückbau und Entsiegelung schaffen
Im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Stadtumbau Ost“ wurden ab 2002 in einem Wohngebiet am Stadtrand von Apolda mehr als 500 Wohnungen zurückgebaut. Das Gebiet war vorher von Plattenbau-Wohnungen, Abstandsgrün und Parkplätzen geprägt und sollte aufgrund der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung und hohen Leerstandquoten umgebaut werden. Um naturschutzfachlich wertvolle Flächen zu entwickeln und die biologische Vielfalt der Region zu fördern, wurden die freiwerdenden Flächen ab 2005 als Trocken- und Magerrasen entwickelt.
Material recyceln und lokal angepasstes Saatgut aufbringen
Das beim Rückbau der Gebäude anfallende Abbruchmaterial wurde in einem nahegelegenen Betrieb zerkleinert und wieder im Abbruchgebiet aufgebracht. Auf dem südexponierten Hang wurden damit fünf Hügel von ein und sechs Metern Höhe aufgeschüttet, die sogenannten Scherbelhaufen. Um nährstoffarme Standorte zu etablieren, wurde auf eine Abdeckung mit Mutterboden verzichtet. Die Scherbelhaufen bilden kalkreiche Standorte, die von Pflanzen langsam besiedelt werden. Bäume in der Umgebung wurden erhalten. Es wurden Pflanzenarten trockenwarmer Magerrasenstandorte aus zertifizierter gebietseigener Herkunft angesät, die südlich von Apolda auf Muschelkalkstandorten vorkommen. Auf einigen Flächen wurde Saat von Wildblumen anderer Wiesen der Stadt aufgebracht, die durch Schulkinder gesammelt wurde.
Natürliche Entwicklung zulassen und extensiv pflegen
Bereits im zweiten Jahr wurden auf den Scherbelhaufen circa 100 Pflanzenarten nachgewiesen. Eine Kartierung von Tierarten hat vielfältige Schmetterlingsarten, Wildbienen und 25 Vogelarten erfasst, darunter Dorngrasmücke, Goldammer, Heckenbraunelle und Neuntöter. Die weitere Pflege ist extensiv und kostengünstig. Ein Pächter mäht die Fläche im Spätsommer und verarbeitet das Mahdgut zu Heu. Bei Bedarf finden Pflegeeingriffe statt, zum Beispiel um den Aufwuchs von Gehölzen zu reduzieren.
Wie wurde es gemacht?
Fördermittel für eine vielfältige Stadtnatur nutzen
Ein Ziel war des Projekts war, Rasenflächen mit einem geringen ökologischen Wert und geringer Aufenthaltsqualität aufzuwerten. Hierfür eignen sich Mittel aus der Städtebauförderung, die für den Umbau von vom Leerstand betroffener Stadtgebiete ausgeschüttet werden. Auf diese Weise kann die biologische Vielfalt auf den Rasenflächen gefördert und der Freiraum im Sinne eines angenehmen Aufenthalts qualifiziert werden. Die Scherbelhaufen zeigen, dass die Förderung auch eingesetzt werden kann, um naturnahes Stadtgrün mit geringer Pflegeintensität anzulegen. In Apolda wurden so unter anderem Transport und Schreddern des Abbruchmaterials finanziert. Das Areal wurde zudem als Kompensationsfläche im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen für ein Gewerbegebiet, für welches Trockenbiotope zerstört wurden, angerechnet.