Die „Wilde Welt“ – Spielen im Naturerfahrungsraum Kienberg in Berlin
Die „Wilde Welt“ – Spielen im Naturerfahrungsraum Kienberg in Berlin
Worum geht es?
Naturerfahrungsräume in Großstädten schaffen
Der Naturerfahrungsraum (NER) auf dem Kienberg ist eine Pilotfläche des Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens „Naturerfahrungsräume in Großstädten am Beispiel Berlin“. Die „Wilde Welt“ ist einer von inzwischen sechs in Berlin errichteten Naturerfahrungsräumen, die in der Praxis getestet werden. Der NER auf dem Kienberg ist ein Raum für freies Spielen und ermöglicht Interaktionen zwischen Mensch und Natur. Als naturnaher Erholungsraum verbessert er die Versorgung mit Grünflächen im Stadtteil und fördert die biologische Vielfalt im Kienbergpark.
Stadtnatur durch Wildnisflächen und extensive Pflege fördern
Das Areal besteht aus einem Wald heimischer Baumarten (Buche, Hasel, Eiche, Linde) mit Schleiergesellschaften und einer Strauch- und Krautschicht mit Frische- und Stickstoffanzeigern. Die Pflege wird durch Gehölzpflanzungen und Baumpflegemaßnahmen strukturreich entwickelt und unterhalten. Generell wird die Fläche extensiv gepflegt und die Mahdfrequenz reduziert. Neben den Pflegemaßnahmen, die durch die Struktur des Ortes gegeben sind, ergeben sich aufgrund der Konzeption als NER diverse Pflegeziele, durch die gleichzeitig die biologische Vielfalt gefördert wird. Dazu zählen beispielsweise die Schaffung einer ausreichenden Zahl von Spielgehölzen, Naschbäumen (Obst- und Nussgehölzen) und schattigen Vegetationsflächen. Zum Erhalt des Artenreichtums wird angestrebt, besonnte Gras- und Stauden-Offenbereiche und naturschutzfachlich bedeutsame Flächenelemente zu fördern.
![Kinder spielen mit Holzstämmen](/sites/default/files/styles/sc_320_260/public/2023-12/Freies%20Spielen%20im%20Wald%20des%20NER%20Kienbergpark.jpg?itok=7LoGXPhf)
Wie wurde es gemacht?
Entwicklung im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung (IGA)
Der Naturerfahrungsraum Kienberg wurde durch die Stiftung Naturschutz entwickelt. Im Jahr 2017 wurde er mit dem Namen „Wilde Welt“ als Teil der Internationalen Gartenaustellung (IGA) eröffnet und erfreute sich auf diese Weise von Anfang an großer Beliebtheit. Seitdem betreibt die landeseigene Dienstleisterin Grün Berlin GmbH die Fläche und sorgt für eine pflegerische sowie bildungsbezogene Betreuung. Im Rahmen des Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens „Naturerfahrungsräume in Grosßstädten am Beispiel Berlins“ wurden neben dem NER Kienberg zwei weitere NER in Berlin eingerichtet: der NER Moorwiese in Buch und der NER Spieroweg in Spandau. Darüber hinaus gibt es den NER am Gleisdreieck und den 2022 fertiggestellten NER Tempelschlucht auf dem Tempelhofer Feld, die ebenfalls über die Grün Berlin GmbH betreut werden. Auch der Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain verfügt mit dem NER Robinienwälchen über einen Naturerfahrungsraum.
Klare Zuständigkeiten und langfristige Nutzung von Umweltexpertise
Im direkten Umfeld des NER befindet sich das Umweltbildungszentrum Kienbergpark. So steht ein idealer Lernort für die Wissens- und Kompetenzvermittlung zur Verfügung, der in bildungsbezogenen Kooperationen genutzt werden kann. Die Eröffnung im Rahmen der IGA und die Begleitung durch die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) sorgt für eine breite Öffentlichkeit über die Zielgruppe hinaus sowie für eine umfassende wissenschaftliche Unterstützung. Auf diese Weise konnte der NER „Wilde Welt“ am Kienberg im Rahmen eines Leitfadens des Bundesamtes für Naturschutz als gutes Beispiel für die Planung und den Betrieb von NER in Großstädten dienen.
Fördermix aus kommunalen und öffentlichen Mitteln
Das Projekt wird durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und durch die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gefördert. Darüber hinaus unterstützt der Berliner Landesbeauftrage für Naturschutz und Landschaftspflege das Vorhaben.
Kontakt
Weiterführende Informationen
Der Sulzpark – Gewässerrenaturierung im Ortskern von Beilngries
Der Sulzpark – Gewässerrenaturierung im Ortskern von Beilngries
Worum geht es?
Einen öffentlichen Park entlang eines naturnahen Gewässers gestalten
Über Jahrhunderte war die Sulz als Problemgewässer bekannt. Überraschende Schneeschmelzen und wiederkehrende Hochwasserereignisse führten vielfach zur Flutung der Innenstadt. Seit dem Bau des Main-Donau-Kanals kann die Durchflussmenge der Sulz reguliert werden und so sind extrem steigende Pegelstände nicht mehr zu erwarten. Durch die Lösung der Hochwasserproblematik ergaben sich für die Sulz neue Möglichkeiten zur Entwicklung im Stadtgebiet Beilngries. Die Renaturierung war aufwendig und kostspielig, doch am Ende der Baumaßnahmen entstand der Sulzpark: ein facettenreicher Park mit Erholungspotenzial für Jung und Alt. Das Angebot umfasst einen Wasserspielplatz, einen Fisch- und Naturlehrpfad, ein Wassertretbecken und einen Barfußpfad. Neben der Naherholung ist der Sulzpark ebenso ein Veranstaltungsort für Gartentage oder saisonale Veranstaltungen, wie zum Beispiel der alljährliche Weihnachtsmarkt.
Freilegung des Gewässers und naturnahe Ufergestaltung
Zur Umgestaltung der Sulz wurden umfassende Maßnahmen getroffen. Ziel war sowohl die Schaffung eines attraktiven Naherholungsgebietes als auch eine gewässerökologische Aufwertung der Sulz. Durch die Anhebung der Bachsohle, dem Rückbau der Natursteinmauern, einer naturnahen Ufer- und Sohlgestaltung, der technischen Abdichtung des Gewässerbetts im Stadtbereich, der Schaffung zusammenhängender Feuchtflächen und dem Bau eines Umgehungsbachs konnten die Gewässerstruktur und die Lebensraumvielfalt maßgeblich verbessert werden. Die Fische der Altmühl nehmen die Sulz verstärkt als Laichgewässer an und insgesamt konnten bereits 15 Fischarten nachgewiesen werden.
![Pflanzen und Gewässer mit einer Überquerung, im Hintergrund Gebäude](/sites/default/files/styles/sc_320_260/public/2023-12/230412_Stadt%20Beilngries%2C%20Dietmar%20Denger.jpg?itok=yGUbY8gL)
Wie wurde es gemacht?
Durchführung durch das Wasserwirtschaftsamt und mithilfe diverser Expertisen
Der Auftrag zur Renaturierung wurde bereits im Jahr 1990 erteilt. Das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt erstellte im Auftrag des Bezirkes Oberbayern eine Planung für die Renaturierung der Sulz im Stadtgebiet von Beilngries. In der Planungs- und Abstimmungsphase waren die Stadt Beilngries, die Schifffahrtsverwaltung, der örtliche Naturschutz, die Fischereibetriebe, Grundstückseigentümer*innen und Mühlenbesitzer*innen involviert. Der Austausch war mit zehn Jahren langwierig, allerdings wurden am Ende Lösungen gefunden, durch die alle Beteiligten zufrieden gestellt werden konnten.
Ökologische Aufwertung und Ortsidentität verbinden
Dem Projekt ist es gelungen, den Park gewässerökologisch aufzuwerten und zeitgleich einen identitätsstiftenden Raum im Ortskern zu schaffen, der Freizeit und Erholung priorisiert. Die kontinuierliche Beteiligung verschiedener kommunaler Akteur*innen kam der langwierigen Realisierung zugute und sicherte die Umsetzung der Maßnahmen auch über einen langen Realisierungszeitraum. Durch fischereifachliche Untersuchungen kann die Entwicklung des Gewässer erfasst und bewertet werden, sodass ein Monitoring möglich ist.
Langfristige Kofinanzierung durch breite finanzielle Beteiligung
Die Gesamtkosten der Sulzrenaturierung betrugen 4,9 Millionen Euro. An der Finanzierung war der Bezirk Oberbayern, der Freistaat Bayern, die Stadt Beilngries und die Rhein-Main-Donau AG beteiligt. Außerdem wurde die Baumaßnahme von der Europäischen Union kofinanziert, durch den europäischen Ausgleichs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft EAGFL.