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Bundesamt für Naturschutz

Scherbelhaufen aus Abbruchmaterial als neue Biotopflächen in Apolda

In Apolda wurden Trocken- und Magerrasen in einem von Leerstand betroffenen Wohngebiet angelegt. Das Abbruchmaterial wurde zur Geländemodellierung genutzt und das Vorhaben über Mittel der Städtebauförderung finanziert.
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Worum geht es?

Raum für Stadtnatur durch Rückbau und Entsiegelung schaffen

Im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Stadtumbau Ost“ wurden ab 2002 in einem Wohngebiet am Stadtrand von Apolda mehr als 500 Wohnungen zurückgebaut. Das Gebiet war vorher von Plattenbau-Wohnungen, Abstandsgrün und Parkplätzen geprägt und sollte aufgrund der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung und hohen Leerstandquoten umgebaut werden. Um naturschutzfachlich wertvolle Flächen zu entwickeln und die biologische Vielfalt der Region zu fördern, wurden die freiwerdenden Flächen ab 2005 als Trocken- und Magerrasen entwickelt.

Material recyceln und lokal angepasstes Saatgut aufbringen

Das beim Rückbau der Gebäude anfallende Abbruchmaterial wurde in einem nahegelegenen Betrieb zerkleinert und wieder im Abbruchgebiet aufgebracht. Auf dem südexponierten Hang wurden damit fünf Hügel von ein und sechs Metern Höhe aufgeschüttet, die sogenannten Scherbelhaufen. Um nährstoffarme Standorte zu etablieren, wurde auf eine Abdeckung mit Mutterboden verzichtet. Die Scherbelhaufen bilden kalkreiche Standorte, die von Pflanzen langsam besiedelt werden. Bäume in der Umgebung wurden erhalten. Es wurden Pflanzenarten trockenwarmer Magerrasenstandorte aus zertifizierter gebietseigener Herkunft angesät, die südlich von Apolda auf Muschelkalkstandorten vorkommen. Auf einigen Flächen wurde Saat von Wildblumen anderer Wiesen der Stadt aufgebracht, die durch Schulkinder gesammelt wurde.

Natürliche Entwicklung zulassen und extensiv pflegen

Bereits im zweiten Jahr wurden auf den Scherbelhaufen circa 100 Pflanzenarten nachgewiesen. Eine Kartierung von Tierarten hat vielfältige Schmetterlingsarten, Wildbienen und 25 Vogelarten erfasst, darunter Dorngrasmücke, Goldammer, Heckenbraunelle und Neuntöter. Die weitere Pflege ist extensiv und kostengünstig. Ein Pächter mäht die Fläche im Spätsommer und verarbeitet das Mahdgut zu Heu. Bei Bedarf finden Pflegeeingriffe statt, zum Beispiel um den Aufwuchs von Gehölzen zu reduzieren.

Blick von oben auf eine Landschaft mit Trockenrasen
Blick auf die Scherbelhaufen

Wie wurde es gemacht?

Fördermittel für eine vielfältige Stadtnatur nutzen

Ein Ziel war des Projekts war, Rasenflächen mit einem geringen ökologischen Wert und geringer Aufenthaltsqualität aufzuwerten. Hierfür eignen sich Mittel aus der Städtebauförderung, die für den Umbau von vom Leerstand betroffener Stadtgebiete ausgeschüttet werden. Auf diese Weise kann die biologische Vielfalt auf den Rasenflächen gefördert und der Freiraum im Sinne eines angenehmen Aufenthalts qualifiziert werden. Die Scherbelhaufen zeigen, dass die Förderung auch eingesetzt werden kann, um naturnahes Stadtgrün mit geringer Pflegeintensität anzulegen. In Apolda wurden so unter anderem Transport und Schreddern des Abbruchmaterials finanziert. Das Areal wurde zudem als Kompensationsfläche im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen für ein Gewerbegebiet, für welches Trockenbiotope zerstört wurden, angerechnet.

Kontakt

Stadtverwaltung Apolda
Kommunaler Service - Stadtökologie
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