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Bundesamt für Naturschutz

Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Stillgewässer mit benthischer Armleuchteralgen-Vegetation (Characeae)

Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer aller Höhenstufen mit submersen Armleuchteralgenbeständen (Ordnung Charetalia). Die Bestände sind meist artenarm mit enger Anpassung an den Wasserchemismus und Nährstoffgehalt (von sauerstoffreichem Substrat bis zu Sapropelbildung oder Salzeinfluß).

Die EU-Kommission hat klargestellt, dass dieser Lebensraumtyp sowohl primäre als auch sekundäre Vorkommen (z.B. Teiche) umfasst, wenn diese einer (halb)natürlichen Entwicklung unterliegen.

Natura 2000-Code
3140

Beschreibung

Zum Lebensraumtyp gehören nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Stillgewässer mit Vegetation von Armleuchteralgen (Chara). Es sind Seen sowie Teiche und Altwasser (z. T. auch Grundquellen), die basen- oder kalkreich sind. Die jeweiligen Armleuchteralgen bilden Unterwasserrasen, die eng an den Gewässerchemismus und Nährstoffgehalt angepaßt sind.

Verbreitung

In Deutschland haben die Gewässer mit Armleuchteralgen ihre Hauptverbreitung im nordwest- und nordostdeutschen Tiefland sowie im Alpenvorland. Sie kommen in allen Höhenstufen vor. Allerdings sind viele Bestände durch Nährstoffeintrag verlorengegangen, so daß artenreiche Ausbildungen heute v. a. in den Mecklenburger und Brandenburger Seenplatten vorkommen.

Gefährdung

Hauptgefährdungsursachen dieser nährstoffarmen bis mäßig nährstoffeichen Gewässer sind Nährstoff- und Schadstoffeintrag, Kies- und Sandabbau (Nassbaggerung), Grundwasserabsenkung, Uferverbau und -befestigung, fischereiliche Nutzung und Freizeitnutzung.

Schutz

Für den Lebensraumtyp ist keine Pflege erforderlich. Es gilt möglichst alle Nähr- und Schadstoffeinträge zu verhindern (ggf. Pufferzonen einrichten, Wassereinzugsbereich berücksichtigen) bzw. zu vermindern. Badebetrieb und fischereiliche Nutzung sind besonders bei kleinen nährstoffarmen Gewässern nicht möglich.

Kartierungshinweise

Für die Abgrenzung ist neben der entsprechenden Vegetation das Vorherrschen oligo- bis mesotropher Verhältnisse sowie kalkreiches Wasser wesentlich.

Die Abgrenzung umfasst das gesamte Gewässer, in dem Vegetation der aufgeführten Syntaxa nachgewiesen werden kann. Neben dem eigentlichen Wasserkörper ist auch der amphibische Bereich mit seinen Röhrichten, Hochstaudenfluren und Seggenriedern in die Abgrenzung mit einzubeziehen. Bestände der genannten Vegetationseinheiten, die außerhalb von oligotrophen oder mesotrophen Gewässern vorkommen, sind ausgeschlossen. Vorkommen in technischen Gewässern sind nicht zu erfassen, ältere Abbaugewässer mit natürlicher Entwicklung sind jedoch als wichtige Sekundärlebensräume einzubeziehen.

Characeen-Bestände des Brackwassers gehören zu den Lebensraumtypen Ästuare

(1130), Lagunen (1150) oder Boddengewässer (1160). Flache Schlenken mit Characeen in Kalkflachmoorkomplexen gehören zum Lebensraumtyp 7230. Limnokrenen mit Characeen und Kalktuffbildung sind dem Lebensraumtyp 7220 zuzuordnen.

Bemerkungen

Es sollten alle Gewässer (auch silikatische, die derzeit nicht zum Lebensraumtyp gehören) mit submersen Armleuchteralgenbeständen geschützt werden.

Verschiedene Chara-Arten treten sporadisch auch in neu geschaffenen Gewässern (z. B. Kiesabbau) auf. Sekundäre Gewässer (z. B. Baggerseen) sind als naturferne Gewässer i.d.R. nicht erfasst bzw., soweit sie noch im Abbau befindlich sind, ausgeschlossen. Eine Ausnahme sind ältere Gewässer mit seit längerer Zeit ungestörter Entwicklung, insbesondere in Naturräumen, wo natürliche Vorkommen heute fehlen.

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