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Bundesamt für Naturschutz

Ratzeburger Seen und Schaalsee

Abgrenzung der Landschaft "Ratzeburger Seen und Schaalsee" (74501) Vergrößern
Abgrenzung der Landschaft "Ratzeburger Seen und Schaalsee" (74501), Kartengrundlage: © GeoBasis-DE/ BKG 2007
Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern
Schleswig-Holstein
Landschaftsgroßeinheit
Norddeutsches Tiefland
Landschaftstyp
3.2 Gewässerlandschaft (gewässerreiche Kulturlandschaft)
Landschafts-ID
74501
Fläche in km²
462 km2
Abgrenzung der Landschaft "Ratzeburger Seen und Schaalsee" (74501) Vergrößern
Abgrenzung der Landschaft "Ratzeburger Seen und Schaalsee" (74501), Kartengrundlage: © GeoBasis-DE/ BKG 2007

Beschreibung

Dieses von der letzten Eiszeit geschaffene Seenhügelland erstreckt sich südlich von Lübeck und ist im Gegensatz zu den unmittelbar angrenzenden Landschaften reich an Gewässern. Es stellt eine wellige bis flachkuppige Jungmoräne dar, die vereinzelt von Höhenzügen überragt wird. Diese bilden mit den darin eingebetteten Seen einen komplexen und reich gegliederten Landschaftsraum. Die Moränenkuppen sind von den Tälern der Flüsse tief eingeschnitten und erreichen z.T. Höhen von bis zu 70 m. Vielfach sind in die Talzüge auch kleine abflußlose Wannen und Rinnenseen eingelagert. Daneben liegen im ganzen Raum eine Vielzahl von kleinen Seen verteilt. Ebenso sind Sölle, mit Wasser gefüllte Hohlformen, in der Landschaft weit verbreitet. Im Wesentlichen wird das Gebiet aber von den beiden großen Binnengewässern des Ratzeburger Sees und des Schaalsees geprägt. Der sehr stark gegliederte, von Buchten, Inseln und z.T. ausgeprägten Steilhängen gekennzeichnete Schaalsee ist noch als mesotroph einzustufen. Mit 72 m Tiefe ist er außerdem der tiefste See Norddeutschlands. Die Höhenkuppen werden von Laub- bzw. Nadelwald eingenommen, die dazwischen liegenden Gebiete überwiegend von Ackerflächen. Diese sind teilweise durch Knicks und Hecken reich strukturiert. Vor allem im Bereich des Schaalsees ist noch eine gut ausgeprägte Heckenlandschaft vorhanden. Die Wälder zeichnen sich im Bereich der Seen z.T. noch durch eine große Naturnähe aus. Im Südwesten der Landschaft befinden sich vielfach aber auch große Bereiche standortfremder Kiefern- und Fichtenaufforstungen.
Aufgrund der recht guten Ackerwertzahlen, die zwischen 40 und 55 schwanken, ist das Gebiet ein fruchtbares Ackerbaugebiet. Der größte Teil des Gebietes unterliegt deshalb einer intensiven Ackernutzung. Eine meist jedoch intensive Grünlandnutzung findet nur zu geringen Teilen statt. Dagegen werden im Biosphärenreservat Schaalsee einige Bereiche, besonders in den Niederungen auch extensiv genutzt. Durch die ehemalige Grenzlage des Schaalsees gibt es dort auch langjährig ungenutzte Flächen. Der Schaalsee wird darüberhinaus auch für die Fischerei genutzt und ist auch als Naherholungsgebiet für den Tourismus nicht unbedeutend.
Die beiden großen Seen bilden mit ihren Verlandungsbereichen, Bruchwäldern, angrenzenden Feuchtwiesenflächen und Mooren einen wertvollen Lebensraum und sind von hoher naturschutzfachlicher Bedeutung. Das Ostufer des Ratzeburger Sees weist noch großflächig naturnahe Wälder mit zahlreichen Sonderbiotopen, Quellen, Hängen, Tümpeln und Bachschluchten auf. Diese in Schleswig-Holstein sehr seltenen Waldgesellschaften der Jungmoränenlandschaft, wie z.B. Mergel-Hangwald und Riesenschachtelhalm-Quellwald, wurden mit dem NSG "Ostufer des Großen Ratzeburger Sees" unter Schutz gestellt. Außerdem weist das Gebiet noch repräsentative Bestände des Waldschwingel-Buchenwaldes, sowie zahlreiche Pflanzenarten und -gesellschaften der Roten Liste auf. Große Bereiche seines Nordostufers sind Rückzugsgebiet und Ruhezone für zahlreiche Sumpf- und Wasservögel, vermutlich auch für den Fischotter. Die für mitteleuropäische Verhältnisse einzigartige Schaalseelandschaft wurde mit dem 1990 gegründeten Biosphärenreservat "Schaalsee" unter Schutz gestellt. Durch die jahrzehntelange Grenzlage konnte sich hier ein artenreiche, wertvolle Tier- und Pflanzenwelt erhalten. Bemerkenswert ist vor allem das letzte natürliche Vorkommen der Großen Maräne. Das Vorkommen des Fischotters wurde ebenfalls nachgewiesen und die Rotbauchunke weist örtlich noch große Bestände auf. Daneben sind große Bereiche des Gebietes auch Rastgebiet nationaler, wie internationaler Bedeutung. Aus avifaunistischer Sicht sind u.a. Brutvorkommen von Kranich, Seeadler, Sperbergrasmücke, Wachtelkönig und Weißstorch zu nennen. Der gesamte Biosphärenreservatsbereich wurde deshalb als bestehendes Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Neben der sehr artenreichen Fauna weist auch die Flora einen hohen Artenreichtum auf. Hervorzuheben ist die stellenweise intakt gebliebene Biotopabfolge von Unterwasserrasen, Schwimmblattgemeinschaften, Röhrichtzonen, Weidenuferwäldern, Erlenbruchwäldern, Edellaubholzfeuchtwäldern und Buchenhangwäldern. Die Wälder im Biosphärenreservat weisen insgesamt eine hohe Vielfältigkeit auf. Neben Buchenwäldern bodensaurer und mittlerer Standorte kommen u.a. auch Birkenmoorwälder, sowie Erlen-Eschen- und Ahorn-Eschen-Wälder vor. Der gesamte Schaalsee ist mit der sich nördlich anschließenden Seenkette bis zum Ratzeburger See gleichzeitig ein Naturschutzgroßprojekt des Bundes und weite Teile sind als FFH-Gebiet gemeldet worden. Die Landschaft ist als Rast-, Durchzugs- bzw. Überwinterungsgebiet von hoher Bedeutung. Außerhalb der bestehenden Schutzgebiete wurden weitere Flächen als national bedeutsam für den bundesweiten Biotopverbund erfasst.

Schutzgebietsanteile

FFH-Gebiete
18,4 %
Vogelschutzgebiete
36,51 %
Naturschutzgebiete
13,91 %
Nationalparke
0 %
sonst. Schutzgebiete
20,68 %
Effektiver Schutzgebietsanteil
40,13 %
(% Gesamtlandschaftsfläche, Stand 2010)
Hinweis
Vorschläge für Ergänzungen oder Korrekturen zur vorliegenden Landschaftsbeschreibung bitten wir uns mitzuteilen.
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