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Bundesamt für Naturschutz

Falco peregrinus - Wanderfalke

Geschützt nach
Anhang I Vogelschutzrichtlinie
Artengruppierung
Vögel
Status Rote Liste Deutschland
(Ryslavy et al. 2020): * (Ungefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Bird Life International, 2021): LC (Nicht gefährdet)

Beschreibung

Schneller Vogeljäger

Beim Wanderfalken handelt es sich um einen mittelgroßen Falken mit kräftigem Körper, spitzen Flügeln und einem verhältnismäßig kurzen Schwanz. Die Flügelspannweite beträgt bei Männchen ca. 90 cm, bei Weibchen ca. 105 cm (Mebs & Schmidt 2014). Vor allem in Brutplatznähe äußern Wanderfalken häufig ihre auffälligen, keckernden Rufe. Sie sind auf die Jagd fliegender Vögel spezialisiert und können bei ihren Jagdflügen enorme Geschwindigkeiten erreichen. Mit Ausnahme der Antarktis kommen Wanderfalken auf allen Kontinenten vor. Dabei wird eine Vielzahl von Lebensräumen von der Küste bis ins Gebirge besiedelt.

Verbreitung

Über Jahrhunderte war die Art Ziel von Verfolgungen durch Eiersammler, Jäger und Taubenzüchter. In den 1950er-Jahren kam der Einsatz von Pestiziden zur Insektenbekämpfung als zusätzliche Gefahr hinzu. Als Endglied der Nahrungskette reicherten sich Schadstoffe in den Falken an, was zu schweren Ausfällen der Fortpflanzung und in weiten Teilen Europas zu einem vollständigen Zusammenbruch der Brutbestände führte. Erst mit dem Verbot von DDT und weiteren Bioziden kam es ab 1975 zu einer Trendumkehr und einer Bestandserholung in den verbliebenen Rückzugsgebieten und darüber hinaus. Deutschland ist heute von der Küste bis zu den Alpen in sehr unterschiedlicher Dichte von Wanderfalken besiedelt. Der überwiegende Teil des deutschen Bestands brütet in der felsenreichen Mittelgebirgsregion sowie in den Alpen. Schwerpunkte weisen Schwäbische und Fränkische Alb, Pfälzerwald, Schwarzwald, Odenwald, Spessart, Thüringer Wald, Harz, Sächsische Schweiz und die Alpen auf. Doch auch die Täler großer Flüsse weisen aufgrund zahlreicher geeigneter Brutplätze teilweise hohe Dichten auf. Im Norddeutschen Tiefland ist die Art nach beginnender Wiederbesiedlung noch immer lückig verbreitet. Ausnahmen bilden die Kölner Bucht, das Niederrheinische Tiefland und das Ruhrgebiet.

Lebensraum

Brutgebiet

Wanderfalken besiedeln in Deutschland heute ganz unterschiedliche Natur- und Kulturlandschaften sowie Städte, sofern ein ausreichend hohes Nahrungsangebot und geeignete Nistmöglichkeiten bestehen. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war die Verbreitung relativ klar in norddeutsche Felsbrüter und süddeutsche Baumbrüter zu differenzieren. Heute ist diese Trennung durch Ansiedlungen an vom Menschen errichteten Strukturen aufgehoben.

Wanderfalken jagen während der Brutzeit meist im Nahbereich um den Brutplatz, während sich der Aktionsraum in Herbst und Winter deutlich vergrößert (Mebs & Schmidt 2014). Brutreviere werden gegen Artgenossen heftig verteidigt.

Zugweg und Überwinterungsgebiet

Während einige andere Wanderfalken-Populationen Zugvögel sind, bleiben deutsche Brutvögel meist das ganze Jahr über im Brutrevier. Die Jungvögel verteilen sich nach dem Selbstständig werden in alle Himmelsrichtungen (Mebs & Schmidt 2014).

Fortpflanzung/Biologie

Die Brutreife erreichen Wanderfalken in der Regel erst im 3. Kalenderjahr (Mebs & Schmidt 2014). Natürliche Brutplätze stellen vor allem steil aufragende Felsen und Felsformationen dar, während häufig ersatzweise Steinbruchwände oder hohe, meist isoliert stehende Bauwerke wie Kirchen, Schornsteine, Kühltürme oder Gittermasten, oft mit entsprechenden Nisthilfen, genutzt werden. Im Nordosten Deutschlands ist der Wanderfalke in kleiner Zahl Nachnutzer von Greifvogel- und Kolkrabennestern auf großen, alten Bäumen, meist Kiefern. Eine Besonderheit stellen einzelne Bodenbruten auf unbewohnten Nordseeinseln dar.

Die Paarbildung kann bereits im Herbst stattfinden, die Balz erfolgt von Mitte Januar bis Ende April (Südbeck et al. 2005). Wanderfalken sind saisonal monogam, bei isolierten Vorkommen kommen jedoch auch Dauerehen vor. Bei Partnermangel kann es zu Polygynie kommen. Es besteht eine ausgeprägte Nistplatztreue bei Durchführung einer Jahresbrut, mitunter mit Nachgelege. Das Gelege besteht meist aus 3-4 Eiern, die vorwiegend im Zeitraum Mitte März bis Ende April gelegt und ca. 32 Tage von beiden Partnern bebrütet werden. Die Nahrungsbeschaffung erfolgt anfangs durch das Männchen, später auch durch das Weibchen. Die Nestlingsdauer beträgt 35-42 Tage. Auf das Ausfliegen folgt eine etwa vierwöchige Bettelflugphase (Mebs & Schmidt 2014).

Gefährdung

Die Hauptursache für die katastrophalen Rückgänge ab den 1950er-Jahren war der Einsatz chlorierter Kohlenwasserstoffe als Biozid und ein dadurch stark reduzierter Bruterfolg (Dünnschaligkeit, Embryonensterben). Auch wenn diese Stoffe inzwischen verboten sind, finden sich stellenweise noch immer besorgniserregende Belastungen in den Eiern von Wanderfalken. Die direkte Verfolgung durch illegale Abschüsse, Aushorstung, Vergiftung und Fallenfang ist ein weiterer auch heute noch existierender Gefährdungsfaktor. Freizeitaktivitäten und forstliche Arbeiten können zu Störungen an den Brutplätzen führen. An Freileitungen und Strommasten sowie Industrieanlagen kommt es mitunter zu Verlusten. Zersiedelung, Ausbau des Straßennetzes und Verdrahtung kann zum Verlust geeigneter Lebensräume führen.

Als ein neuer Gefährdungsfaktor hat sich darüber hinaus die genetische Verfälschung der mitteleuropäischen Wanderfalken-Population durch entflogene Großfalkenhybriden entwickelt.

Schutz

Zu den Schutzmaßnahmen für den Wanderfalken gehört ein Verbot (Herstellung sowie Handel) chlorierter Kohlenwasserstoffe sowie quecksilberhaltiger Biozide mit letaler Langzeitwirkung, um die Belastungen zu minimieren. Darüber hinaus spielen die Ausweisung von Brutfelsen als flächenhafte Naturdenkmale zur Abwendung von Störungen sowie die Schaffung wettergeschützter Brutnischen und Bewachung der Brutplätze zum Schutz vor illegaler Nachstellung eine wichtige Rolle. Letztere sollte außerdem unter schwere Strafe gestellt werden. Auch eine gesetzliche Einschränkung und genetische Kontrolle der Haltung von Großfalken erscheint sinnvoll. Bei der Planung von Rekultivierungen sollten geeignete Sekundärbiotope berücksichtigt werden.

Autor*in

Texte: Christopher König

Datenbereitstellung: Bettina Gerlach

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