Öffnet eine externe Seite Link zur Startseite

Bundesamt für Naturschutz

Circus cyaneus - Kornweihe

Geschützt nach
Anhang I Vogelschutzrichtlinie
Artengruppierung
Vögel
Status Rote Liste Deutschland
(Ryslavy et al. 2020): 1 (Vom Aussterben bedroht)
Status Rote Liste Europa
(Bird Life International, 2021): LC (Nicht gefährdet)

Beschreibung

Einer der seltensten Brutvögel Deutschlands

Die Kornweihe ist eine mittelgroße Weihenart und zählt mit einem Bestand von weniger als 10 Brutpaaren (Dachverband Deutscher Avifaunisten 2022) zu den seltensten Brutvögeln Deutschlands. Männchen tragen ein sehr charakteristisches graues Federkleid mit schwarzen Flügelspitzen, während die Weibchen und Jungvögel bräunlich gefärbt und nur schwer von Wiesen- und Steppenweihe zu unterscheiden sind. Mit einer Spannweite von 100-120 cm sind Kornweihen etwas kleiner als Mäusebussarde (Mebs & Schmidt 2014). Durch ihre langen Flügel und den langen Schwanz sowie den für Weihen typischen Flugstil sind sie jedoch kaum mit dieser Art zu verwechseln. Bei der Balz äußern Kornweihen keckernde Rufreihen, an Gemeinschaftsschlafplätzen mitunter auch kreischende Rufe.

Kornweihen sind auf Kleinsäuger und Vögel spezialisiert und streifen bei der Jagd in tiefem Suchflug über offenen Landschaften.

Kornweihen sind von der Iberischen Halbinsel und den Britischen Inseln über weite Teile Eurasiens bis an die Pazifikküste verbreitet. Besiedelt werden dabei Offenland, Moore und sumpfige Feuchtgebiete, Heiden, Steppen und offene Taiga, aber auch Getreidefelder und Dünen.

Verbreitung

Kornweihen waren ursprünglich in den ausgedehnten Mooren und Heiden Norddeutschlands weit verbreitet. Im 20. Jahrhundert kam es jedoch zu einem starken Rückgang, begründet vor allem durch die großflächige Entwässerung von Feuchtgebieten und einem damit verbundenen Verlust von Bruthabitaten. Bis Mitte der 1980er-Jahre erloschen daher die Brutbestände in weiten Teilen Nordwestdeutschlands. Eine Ausnahme bilden die Ostfriesischen Inseln, die ab den späten 1960er-Jahren nach längerer Abwesenheit wiederbesiedelt wurden. In den 1980er- und 1990er-Jahren nahmen die Bestände dort und vereinzelt auch an anderen Stellen entlang der Nordseeküste deutlich zu. Ab dem Ende der 1990er Jahre kam es jedoch zu einer Trendumkehr und Entwicklungen in den benachbarten Niederlanden folgend, kam es auf den Ostfriesischen Inseln zu starken Bestandseinbrüchen.

Binnenländische Vorkommen im Osten Deutschlands hielten sich länger als viele westdeutsche, doch setzte in den 1980er- und 1990er-Jahren auch hier ein drastischer Rückgang ein, der zum Erlöschen der Bestände führte. Die Gründe für diese stark negative Entwicklung der deutschen Brutbestände in den letzten 30 Jahren sind bislang unbekannt. Da teilweise sogar ein vergleichsweise hoher Bruterfolg festgestellt wurde, könnten die Gründe außerhalb der Brutzeit zu suchen sein.

Eine rückläufige Überlebensrate der Altvögel sowie eine hohe Mortalität in den ersten Lebensjahren werden als mögliche Erklärung der beobachteten Populationsentwicklung angeführt.

In den Moor- und Heidegebieten der norddeutschen Tiefebene, in denen Kornweihen früher relativ häufige Brutvögel waren, brüten sie heute nur noch ausnahmsweise. Von den einstigen Vorkommen in Norddeutschland ist heute nur noch auf den Ostfriesischen Inseln ein größerer Bestand zu finden. An der Westküste Schleswig-Holsteins bzw. vor allem auf den Nordfriesischen Inseln setzt sich dieses Vorkommen fort. Vereinzelte Bruten abseits der Küste sind unregelmäßig u.a. in der Vorderpfalz, im Emsland, der Lüneburger Heide, der Schleswigschen Geest sowie am Haarstrang und an der Mittleren Weser festgestellt worden.

Lebensraum

Brutgebiet

Kornweihen besiedeln in Deutschland überwiegend Küstenlebensräume, kommen aber auch in landwirtschaftlich genutzten Regionen vor. Im Küstenbereich werden feuchte Dünentäler und Heiden besiedelt, ausnahmsweise auch hochgelegene, ungenutzte Salzwiesen. Im Binnenland finden die meisten Bruten in Getreidefeldern statt. Zu den Habitaten der Kornweihe gehören darüber hinaus großräumige, offene bis halboffene und wenig gestörte Niederungslandschaften, Großseggenriede und Schilfröhrichte und Moore, selten auch ackerbaulich geprägte Flussauen.

Zugweg und Überwinterungsgebiet

Die deutschen Brutvögel ziehen im Herbst vor allem nach Westen und Südwesten, nur ausnahmsweise in südliche Richtung ab. Der Abzug erfolgt dabei ab Mitte August (Südbeck et al. 2005). Winterfunde beringter Vögel historischer Brutvorkommen im Nordwestdeutschen Tiefland liegen aus Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, aber auch Frankreich vor. Von den früheren ostdeutschen Brutvögeln liegen aus dem Winter nur Wiederfunde in geringer Entfernung zum Brutgebiet vor. Das Überwinterungsgebiet der heute in Deutschland brütenden Kornweihen ist bislang weitgehend unbekannt. Man geht davon aus, dass die Vögel überwiegend im Bereich der Wattenmeerküste verbleiben, seltener auch weiter im Binnenland überwintern. Im Winter übernachten Kornweihen gern an oft über mehrere Winter genutzten Gemeinschaftsschlafplätzen.

Fortpflanzung/Biologie

Kornweihen erreichen meist im Alter von zwei Jahren die Brutreife, Nachweise erfolgreicher Bruten einjähriger Vögel sind aber belegt. Paare bilden sich ab Ende März/Anfang April und besetzen die Brutplätze (Südbeck et al. 2005). Zu dieser Zeit beginnen die Männchen mit der Balz, die sich bis in den Juni zieht. Dabei vollführen sie sehr auffällige Schauflüge, indem sie in seeschwalbenartigem Flug in große Höhe aufsteigen und von dort mit abgewinkelten Flügeln hinabstürzen. Dies wird bis zu 20-mal wiederholt. Das Nest wird hauptsächlich vom Weibchen am Boden auf trockenem bis feuchtem Untergrund stets im Schutz höherer Vegetation wie Schilf, Heide oder niedrigem Kriechweidengestrüpp gebaut. Meist leben die Paare saisonal monogam, doch nicht selten kommt es auch zu Bruten eines Männchens mit mehreren Weibchen oder eines Weibchens mit mehreren Männchen. Es wird eine Jahresbrut durchgeführt, Ersatzgelege kommen vor. Die meist 3-6 Eier werden ab Ende April, meist Mitte Mai, gelegt und 29-31 Tage allein vom Weibchen bebrütet, das später auch allein füttert und hudert. Für die Nahrungsbeschaffung ist das Männchen zuständig, erst wenn die Jungen ein Alter von etwa drei Wochen erreicht haben, beteiligt sich auch das Weibchen daran. Die Nestlingsdauer beträgt 31-38 Tage. Nach dem Flüggewerden versorgt das Weibchen die Jungvögel ohne Hilfe des Männchens noch für zwei bis drei Wochen mit Futter (Mebs & Schmidt 2014).

Gefährdung

Zerstörungen der Lebensräume durch Grundwasserabsenkungen, Landnutzungsänderungen und den Einsatz von Pestiziden gehören zu den Hauptursachen des starken Bestandsrückgangs in ganz Mitteleuropa. Störungen an den Brutplätzen durch Tourismus und Freizeitaktivitäten sowie Prädation können zu Verlusten führen (Mebs & Schmidt 2014).

Schutz

Neben dem Erhalt, Schutz und der Wiederherstellung geeigneter Lebensräume gehört vor allem der Schutz der Brutplätze, z.B. kleiner Dünentäler, vor menschlichen Störungen sowie vor Prädation zu den erforderlichen Maßnahmen für die Kornweihe.

Autor*in

Texte: Christopher König

Datenbereitstellung: Bettina Gerlach

Zurück nach oben