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Bundesamt für Naturschutz

15. Weltnaturkonferenz in Montreal: Ein neuer globaler Rahmen für biologische Vielfalt

Biologische Vielfalt
Biologische Vielfalt
01.12.2022
Bonn/Montreal
Vom 7. bis 19. Dezember 2022 treffen sich Vertreter*innen aus 192 Ländern sowie aus Zivilgesellschaft und Politik in Montreal: Die Weltnaturkonferenz, auch Weltbiodiversitätsgipfel genannt, ist ein Höhepunkt der internationalen Biodiversitätspolitik im Verhandlungsjahr 2022. Es soll ein neuer globaler Rahmen für biologische Vielfalt beschlossen werden, der klare Ziele benennt und einen Fokus auf die Umsetzung legt. Es werden weit über 15.000 Teilnehmende zu der Vertragsstaatenkonferenz (COP) erwartet, darunter Delegierte aus allen Vertragsstaaten, Beobachter*innen sowie Pressevertreter*innen.
Landschaftsaufnahme im Chiribiquete Nationalpark
Der Nationalpark Chiribiquete (Kolumbien) zählt mit seiner hohen biologischen Vielfalt zu den unersetzbaren Schutzgebieten der Welt. Auf der 15. COP der CBD soll ein neues globales Rahmenwerk für Biodiversität verabschiedet werden.

Im Zentrum der 15. COP des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, kurz CBD) steht der neue globale Rahmen für biologische Vielfalt für die Zeit nach 2020. Hier sollen konkrete Ziele zum Beispiel zu Schutzgebieten, zu nachhaltiger Produktion und Konsum, zu urbanen Grünflächen und der Beteiligung verschiedener relevanter Akteursgruppen verabschiedet werden. Die EU spricht sich unter anderem für das Ziel aus, 30 Prozent der Fläche an Land und auf dem Meer bis zum Jahr 2030 unter Schutz zu stellen. Kritische Punkte der Verhandlungen werden außerdem Fragen der Finanzierung, die Forderung nach einem gerechten Vorteilsausgleich bei der Nutzung von Informationen über die molekulare Zusammensetzung genetischer Ressourcen, sogenannten Digitale Sequenzinformationen (DSI), und Fragen der Umsetzungsinstrumente und -mechanismen sein.

"Der alarmierende Rückgang der biologischen Vielfalt ist weltweit belegt. Auf der COP15 wird sich das Bundesamt für Naturschutz deshalb gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium für einen ambitionierten, an der Umsetzung orientierten globalen Rahmen einsetzen. Unser aller Ziel muss es sein, Biodiversität und damit unsere Lebensgrundlagen besser zu schützen", so BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm.

Die deutsche Delegation wird vom Bundesumweltministerium geleitet. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) ist vor Ort mit 9 Mitarbeiter*innen präsent: So betreut das BfN verschiedene Verhandlungsthemen, die sich durch die gesamte Konferenz ziehen, z.B. Biodiversität und Klimawandel, Meeresschutz und Digitale Sequenzinformationen. Das BfN ist dabei in die Positionsentwicklung der EU sowie in das Verhandlungsgeschehen vor Ort als Teil der deutschen Delegation eng eingebunden. Darüber hinaus fungiert das BfN als Ansprechpartner der wissenschaftlichen Akteure und Jugendvertreter*innen. Im sogenannten High-Level-Segment vom 17. bis 19. Dezember nehmen ca. 170 Minister*innen an der Konferenz teil, darunter Bundesumweltministerin Steffi Lemke.

Parallel zur COP tagen auch die beiden Protokolle der CBD, das Nagoya-Protokoll und das Cartagena-Protokoll über die biologische Sicherheit. Das „Nagoya-Protokoll über den Zugang zu genetischen Ressourcen und die ausgewogene und gerechte Aufteilung der sich aus ihrer Nutzung ergebenden Vorteile zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt“ enthält Regelungen über den Zugang zu genetischen Ressourcen und sieht eine Beteiligung der Ursprungsländer sowie Träger*innen des traditionellen Wissens an den Erträgen vor, die aus der Nutzung der genetischen Ressourcen entstehen. Das Cartagena-Protokoll ist ein Zusatzabkommen der CBD, das völkerrechtlich verbindliche Regeln für den grenzüberschreitenden Handel mit „lebenden veränderten Organismen“, also genetisch veränderten Organismen, festlegt.

Hintergrund

Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, kurz CBD) ist das umfassendste Abkommen, das die gesellschaftlichen Verhältnisse zur Natur auf globaler Ebene regelt. Die CBD ist, wie auch die Klimarahmenkonvention (UNFCCC), eine der Rio-Konventionen von 1992 und umfasst drei Dimensionen: den Schutz von Ökosystemen, von Arten sowie der genetischen Vielfalt innerhalb der Arten, die nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile sowie die gerechte Aufteilung der aus der Nutzung der genetischen Ressourcen resultierenden Vorteile.

Die Vertragsstaatenkonferenz (Conference of the Parties, COP) ist das höchste Entscheidungsgremium des Übereinkommens und kommt nun – coronabedingt – nach mehreren Jahren teils virtueller Vor-Verhandlungen in Montreal unter chinesischem Vorsitz zusammen. Nachdem in den letzten zwei Jahren international kaum größere Verhandlungsrunden möglich waren, stellt die Weltnaturkonferenz in Montreal nun den Abschluss und Höhepunkt eines sehr aktiven zweiten Halbjahres 2022 in der internationalen Biodiversitäts- und Umweltpolitik dar.

Teilnehmer beim Side Event zu „German Nagoya-Protokoll HuB“ (GNP HuB)
Am 9. Dezember wurde bei einem Side Event auf der COP15 in Montreal das „German Nagoya-Protokoll HuB“ (GNP HuB) vorgestellt.

Update vom 12. Dezember: Side Events des BfN

Side-Event „German Nagoya-Protokoll HuB“

Am 9. Dezember 2022 wurde das Beratungs- und Informationsportal „German Nagoya-Protokoll HuB“ (GNP HuB) bei einem Side-Event auf der CEPA Fair der COP 15 vorgestellt. Der GNP HuB ist das Ergebnis eines Projektes, das vom BfN mit Mitteln des BMUV gefördert und vom Leibniz Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH durchgeführt wurde. Ziel war die Errichtung einer Anlaufstelle für den akademischen Forschungssektor in Deutschland bei Fragen zu dem Bereich Access and Benefit-Sharing.

In einem Eingangsstatement wurde durch einen BfN-Vertreter die Rolle des BfN als für das Nagoya-Protokoll zuständige Vollzugsbehörde in Deutschland erläutert. Er stellt dar, wie der GNP HuB durch seine umfassende und vielseitige Bereitstellung von Informationen zu ABS im Allgemeinen und zum Nagoya-Protokoll im Besonderen das BfN bei seinen entsprechenden Kontroll- und Aufklärungstätigkeiten unterstützt. Anschließend stellten Vertreterinnen der DSMZ beispielhaft die im Rahmen des Projektes erstellten Informationsmaterialien vor. Zum Abschluss wurden die ca. 45 Teilnehmenden mit einem interaktiven Quiz unter anderem über den Anwendungsbereich des Nagoya-Protokolls in der EU aufgeklärt.

 

Side-Event "Synthetische Biologie"

Ebenfalls am 9. Dezember hat BfN gemeinsam mit dem Schweizer Umweltbundesamt einen Side Event zur Synthetischen Biologie durchgeführt. Anhand von Fachvorträgen, inklusive der Beispiele Gene Drives und GV-Viren, wurden der horizon scanning-Prozess zur Synthetischen Biologie und seine mögliche Ausgestaltung in der CBD vorgestellt sowie zwei aktuelle Publikationen des BfN zum Thema vorgestellt.

Die Resonanz war groß mit 100 Teilnehmen aus allen Regionen der Welt mit Vertreter*innen der Vertragsstaaten sowie aus Wissenschaft, Industrie und Nichtregierungsorganisationen. Ziel war es, das wissenschaftlich komplexe Thema Synthetische Biologie zu vermitteln und durch die Vorstellung neuster Entwicklungen auf die Dringlichkeit des horizon scanning-Prozess aufmerksam zu machen.

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