Erfurt und Hannover auf dem Weg zu mehr biologischer Vielfalt
„Um die Vielfalt der Arten und Lebensräume in den Städten zu erhöhen, brauchen wir Leuchtturm-Projekte wie ‚Treffpunkt Vielfalt – PikoPark‘ und ‚Städte wagen Wildnis‘. Beide zeigen eindrucksvoll, dass es sich lohnt, die Natur in der Stadt zu stärken – nicht nur für die biologische Vielfalt, die sich hier nun entfalten und entwickeln kann, sondern auch für die Menschen, die diese Vielfalt auf ganz unterschiedliche Art und Weise erfahren können: In Erfurt haben Mieterinnen und Mieter bei der Gestaltung des PikoParks mitgewirkt und kümmern sich nachhaltig um die Flächen. Und in Hannover sorgen innovative Maßnahmen dafür, dass die neue städtische Wildnis fasziniert – sei es mit dem jetzt eröffneten Asselquassel-Wildniswalk oder mit dem Wildnis-Wagen-Infomobil, das in allen drei beteiligten Städten unterwegs ist“, so BfN-Präsidentin Jessel.
Der PikoPark Erfurt, den Prof. Beate Jessel bei ihrem Ortstermin am 8. Juli besucht, ist einer von fünf kleinen naturnahen Parks, die im Projekt „Treffpunkt Vielfalt –PikoPark“ in den Städten Bonn, Dortmund, Erfurt, Remscheid und Speyer entstanden sind. Gemeinsam mit den Wohnungsunternehmen und der Mieterschaft hat der Wissenschaftsladen Bonn e. V. artenreiche Flächen mit Wildbienennisthilfen, Trockenmauern und Kräuterhügeln entwickelt und angelegt, auf denen Anwohnerinnen und Anwohner die biologische Vielfalt nun unmittelbar in ihrem Wohnquartier erleben und unter fachlicher Anleitung auch selbst pflegen können.
Im Projekt „Städte wagen Wildnis – Vielfalt erleben“ wurden brachliegende städtische Flächen zu „wilden“ Lebensräumen entwickelt. In drei Großstädten mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen haben die sieben Verbundpartner sich in dem Projekt daran gewagt, Wildnis zuzulassen und diese für die Menschen vor Ort direkt erfahrbar zu machen. Eine dieser Flächen kann jetzt auf dem Lindener Berg in Hannover auf dem neu eingeweihten Asselquassel-Wildniswalk, einem Hörspaziergang mit dem Smartphone, entdeckt werden.
Die Reise der BfN-Präsidentin findet anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Bundesprogramms Biologische Vielfalt statt. Neben den beiden hier vorgestellten Projekten werden in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachen auch die drei Projekte „VIA Natura 2000“, „Etablierung eines Mischfruchtanbaus von Erbsen und Leindotter“ und „FINKA – Förderung der Biodiversität von Insekten im Ackerbau“ besucht – drei Vorhaben die zeigen, wie die biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft gestärkt werden kann.
Hintergrund
Treffpunkt Vielfalt
Das Verbundprojekt „Treffpunkt Vielfalt“ wurde von September 2017 bis Februar 2021 im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums in Höhe von 1,47 Millionen Euro gefördert. Der Verbundpartner Wissenschaftsladen Bonn koordiniert das Teilprojekt „PikoParks“.
Städte wagen Wildnis – Vielfalt erleben
Das Projekt „Städte wagen Wildnis – Vielfalt erleben“ wurde von Juni 2016 bis Mai 2021 im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums in Höhe insgesamt 3,3 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert. Projektkoordinator ist die Stadt Frankfurt, die im Bündnis "Kommunen für biologische Vielfalt e. V." organisiert ist.
Zehn Jahre Bundesprogramm Biologische Vielfalt – #10jahrebpbv
Seit zehn Jahren unterstützt das Bundesprogramm Biologische Vielfalt die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS). Am 15. Februar 2011 wurde die Förderrichtlinie des größten deutschen Förderprogramms für den Naturschutz veröffentlicht, seitdem sind rund 120 Millionen Euro Bundesmittel in mehr als 120 Projekte mit 314 Teilvorhaben geflossen, die bundesweit zum Schutz von Arten, Lebensräumen und Ökosystemleistungen umgesetzt wurden. Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter Weise umsetzen. Neue Projektideen können jederzeit eingereicht werden. Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus. Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und Kommunikation tragen dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken.