Wirksamkeit von Maßnahmen gegen Vogelkollisionen an Windenergieanlagen
Beschreibung
FKZ 3516 82 2700
Mit zunehmendem Ausbau der Windenergie an Land werden verstärkt Standorte in Anspruch genommen, die in einem Spannungsverhältnis zum Naturschutz stehen. Insbesondere Vögel können durch diesen Ausbau der Windenergie beeinträchtigt werden. Um diese Beeinträchtigung gering zu halten und so den Eintritt von artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen für Vögel (nach § 44 BNatSchG) zu verhindern, werden im Wirkungsbereich von Windenergieanlagen verstärkt Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen durchgeführt. Die Wirksamkeit einiger Maßnahmen ist bislang jedoch aus Naturschutzsicht nicht ausreichend untersucht. Das Vorhaben entwickelt daher eine Methodik zur Bestimmung der Wirksamkeit und damit des Erfolges ausgewählter Maßnahmen am Beispiel der Artengruppe Vögel.
Vorgehen
Im ersten Arbeitsschritt wurden die bereits vorhandenen Informationen (z.B. Studien, Gutachten, praktische Erfahrungen aus der ökologischen Forschung, Daten aus Freilandstudien, Genehmigungsbescheide, Ländererlasse und –leitfäden, Rechtsurteile) analysiert und auf ihre Nutzbarkeit in Bezug auf die vorliegende Fragestellung hin geprüft.
Im Anschluss daran wurde eine Auswahl an Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen an WEA getroffen, für die eine Bewertungsmethodik entwickelt werden sollte, wobei die Kriterien für die Auswahl sich unter anderem an dem Stand der Technik, an der artspezifischen Wirksamkeit und der Umsetzbarkeit orientierten. Darauf aufbauend wurden die Art und der Umfang der notwendigen Untersuchung auch im Hinblick auf Datenauswertung und Bewertung der Eignung der Maßnahmen festgelegt.
Im Ergebnis des Vorhabens steht ein Untersuchungskonzept für eine mögliche Anschlussstudie zur Wirksamkeit von Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen der Auswirkungen von Windenergieanlagen auf die Avifauna. Die praktischen Untersuchungen wurden im Rahmen dieses Vorhabens nicht durchgeführt.
Ergebnisse
Wesentliche Ergebnisse des Vorhabens sind:
- Die Recherche ergab zahlreiche Vermeidungsmaßnahmen, die teilweise auch im Sinne gängiger Praxis häufig umgesetzt werden. Für die betrachteten Vermeidungsmaßnahmen existieren hinsichtlich ihrer Wirksamkeit nur in wenigen Fällen belastbare Forschungsergebnisse in Form von Meta-Analysen oder Fall-Kontroll-Studien.
- Es ergaben sich acht Themenkomplexe, denen insgesamt 43 verschiedene (teils zusammengefasste) Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen zugeordnet wurden:
- Räumliche Anordnung
- WEA-Eigenschaften
- Vermeidung von Anlockung: Flächenbewirtschaftung, Windparkgestaltung, Beleuchtung
- Weglockung: Habitat- und Ernährungsoptimierung abseits der WEA bzw. Windparks
- Vergrämung – akustisch
- Vergrämung – visuell
- Betriebsregulierung
- Sonstige
- Vermeidungsmaßnahmen, für die es nur eine geringe Evidenz gibt, werden i. d. R. für den Einsatz nicht empfohlen. In einigen Fällen, wenn z. B. die Wirksamkeit einer Maßnahme noch nicht belegt wurde, die Maßnahme aber fachlich sinnvoll erscheint, wurde dennoch eine Empfehlung ausgesprochen. Umgekehrt erhielten nicht alle Maßnahmen mit einem hohen Evidenzgrad zwangsläufig eine starke Empfehlung.
- Für die Auswahl der für ein Untersuchungskonzept geeigneten Vermeidungsmaßnahmen wurden einerseits das Experten-Votum aus dem Workshop und andererseits die Auswertung der Priorisierung aus der Literaturauswertung herangezogen.
Es wurden Untersuchungskonzepte für die Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen „Betriebsregulierung (Abschaltung) bei bestimmten landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsereignissen“ und zur Wirksamkeit von „Lenkungsmaßnahmen“ (Quantifizierung von Habitatpräferenzen im Raumnutzungsverhalten kollisionsgefährdeter Greifvögel in Abhängigkeit der Verteilung und Qualität von Nahrungsgebieten) entwickelt. Für die Entwicklung der beiden vorgelegten Untersuchungskonzepte wurden folgende Schritte berücksichtigt: Fragestellung, Ergebnisdarstellung und Analysen, erforderliche Daten und Methodik sowie Hinweise zur Auswahl von Untersuchungsgebieten.