KonsumWende – Nachhaltiger Konsum für den Erhalt von biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen weltweit
Beschreibung
Hintergrund
Deutschland importiert jährlich über 200 Millionen Tonnen Rohstoffe und Produkte von außerhalb der EU. Bei deren Anbau, Abbau und Herstellung werden in den Herkunftsländern wertvolle natürliche Lebensräume zerstört, Wasser und Böden verschmutzt sowie wichtige Wasserressourcen verbraucht. Der Konsum in Deutschland ist insbesondere mit den Importen von Soja, Palmöl, Baumwolle und Steinkohle sowie Eisen-, Kupfer- und Aluminiumerzen wesentlicher Mitverursacher des Raubbaus an der Natur in anderen Ländern.
Um die biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen weltweit zu schützen, muss sich der Konsum in Ländern wie Deutschland grundlegend verändern.
Projekt
Ziel des vom BfN geförderten Projektes „KonsumWende“ war es, die Auswirkungen des deutschen Konsums auf die biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen der Herkunftsländer zu analysieren sowie Instrumente und Handlungsempfehlungen für einen nachhaltigeren Konsum zu entwickeln. Mit dieser Aufgabe hat sich seit November 2017 das Berliner Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) befasst, in Kooperation mit Wissenschaftlern des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu).
Im Rahmen der Studie wurden die vielfältigen globalen Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und den außereuropäischen Herkunftsländern verschiedener Rohstoffe und Produkte beleuchtet. Im Detail wurden die Importgüter Soja, Baumwolle und Lithium als Beispielprodukte untersucht.
Die Ergebnisse der Studie zeigen gravierende Auswirkungen des deutschen Konsums auf die Natur der Herkunftsländer. Der Anbau von Soja, das in Deutschland überwiegend als Tierfuttermittel für Nutztiere wie Hühner, Rinder und Schweine verwendet wird, erfolgt in Monokulturen auf riesigen Flächen. Für diese werden unter anderem artenreiche Lebensräume wie Regenwälder und tropische Savannen zerstört. Auch Baumwolle wird meist in Monokulturen angebaut, intensiv bewässert und übermäßig mit chemischen Düngemitteln und Pestiziden behandelt. Die lokale Bevölkerung leidet unter dem Verlust wichtiger ökologischer Leistungen und den gesundheitlichen Folgen des hohen Einsatzes von Pestiziden.
Beim Abbau von Lithium in trockenfallenden Salzseen in Chile werden die seltenen Ökosysteme gestört und es verdunsten immense Süßwassermengen. Lithium wird hauptsächlich für die Herstellung von Batterien, u.a. für Haushaltsgeräte, Smartphones, Laptops und Elektrofahrzeugen verwendet.
Die Untersuchungsergebnisse machen deutlich, dass sich das Konsumverhalten der Menschen in Deutschland und anderen Ländern im Globalen Norden schnell und umfassend verändern muss. Um den Konsum von Soja, Baumwolle und Lithium zu reduzieren wären u.a. ein verringerter Fleischverzehr, ein Ende der „Fast Fashion“ Kultur sowie weniger motorisierter Individualverkehr wirksame Lösungen. Viele weitere konkrete Strategien und Vorschläge für einen nachhaltigeren und naturverträglicheren Konsum wurden im Rahmen der Studie erarbeitet.
Ausblick
Die Studie „Sustainable Consumption for Biodiversity and Ecosystem Services“ wurde am 30.09.2019 auf der internationalen Abschlusskonferenz des Projektes im Bundesumweltministerium in Berlin vorgestellt. Sowohl die englischsprachige Langversion als auch eine deutsche Zusammenfassung sind öffentlich zum Download verfügbar.
Als nächste Schritte wurde bei der Konferenz gefordert, die öffentliche Sichtbarkeit des Themas nachhaltiger Konsum weiter zu erhöhen und gemeinsam mit nationalen und internationalen Akteuren die Umsetzung der Konsumwende in Angriff zu nehmen. Hierzu leistete u.a. das BfN-Folgeprojekt „Gemeinsam für naturverträglichen Konsum“ einen Beitrag.