Neues Projekt in Thüringen soll Artenvielfalt auf kleinen Flächen schützen
Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Die Natura-2000-Gebiete bilden das größte grenzübergreifende Schutzgebietsnetz weltweit – mit dem Ziel die biologische Vielfalt in Europa zu erhalten. Damit sich eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt zwischen den einzelnen Gebieten miteinander austauschen, vernetzen und somit erhalten kann, unterstützen wir mit Projekten wie „VIA Natura 2000“ grüne Brücken als Verbindungselemente – in Form von artenreichen Grünstreifen am Wegesrand oder Böschungen. Gerade in Agrarlandschaften, die mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands ausmachen, können solche Saumbiotope wertvolle Lebensräume für zahlreiche Arten darstellen.“
BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel: „Blütenreiche Randstrukturen an Feldern und Wegen sind in vielen Regionen selten geworden. Diese vermeintlich kleinen Flächen wie Feldraine, Wegränder, Uferrandstreifen, Gräben und Hecken sind für Insekten und viele weitere Tierarten wichtige Lebens- und Rückzugsräume, vor allem in einer intensiv genutzten Agrarlandschaft. ‚VIA Natura 2000‘ fördert mit der Erhaltung solcher Flächen nicht nur die Artenvielfalt in Thüringen, sondern auch Ökosystemleistungen, wie die Bestäubung und Schädlingsbekämpfung, die ebenfalls der Region zugutekommen.“
Die Stiftung Naturschutz Thüringen setzt sich gemeinsam mit den Trägern der Natura 2000-Stationen Osterland, Gotha/Ilm-Kreis, Südharz/Kyffhäuser, Unstrut-Hainich/Eichsfeld und Mittelthüringen/Hohe Schrecke sowie der Umwelt- und Agrarstudien GmbH dafür ein, die vorhandenen Saumbiotope ökologisch zu optimieren und vor Ort neue Flächen in den Agrarlandschaften dauerhaft anzulegen. Über 15 Prozent der deutschen Landesfläche sind Teil des europäischen Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000 und damit streng nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt. In Thüringen machen diese Flächen knapp 17 Prozent der Landesfläche aus.
Zur Vernetzung der Natura 2000-Gebiete in Thüringen sieht das Projekt „VIA Natura 2000“ in den kommenden sechs Projektjahren zahlreiche Maßnahmen vor. Für umfangreiche Zustandsanalysen werden Luftbilder, Kartenmaterial, Liegenschaftsinformationen und Vor-Ort-Begehungen ausgewertet. Sie bilden die Grundlage für ein sukzessive entwickeltes, flurstückgenaues Planungskonzept in jeder der fünf Projektregionen. Die Projektbeteiligten werden mit den Gemeinden, Landwirtschaftsbetrieben, Eigentümerinnen und Eigentümern eng zusammenarbeiten, um standortangepasste, arten- und strukturreiche Saumstrukturen aufzuwerten und neu anzulegen. Über die Entwicklung der Saumbiotope und ihre Vernetzung sollen auf ausgewählten Projektflächen projektbegleitende Erhebungen zu den Pflanzen-, den Wildbienen- und Schwebfliegengemeinschaften sowie Luftaufnahmen und GIS-Analysen im gesamten Projektgebiet Aufschluss geben. Zusätzlich werden eigentums- und nutzungsrechtliche, förderspezifische sowie weitere relevante ökonomische Fragen analysiert, um die Flächen dauerhaft zu erhalten und ökologisch hochwertig zu pflegen. Mit einem Handlungsleitfaden und zwei Fachsymposien während der Projektlaufzeit sollen die Erkenntnisse auch über das Projekt hinaus Anwendung finden.
Das Team von „VIA Natura 2000“ wird die Bevölkerung vor Ort direkt einbeziehen und insbesondere den Wert der Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft vermitteln. Dafür bietet das Projekt Feldrain-Patenschaften an, die Verbände, Vereine, Schulen und Kindergärten in den Regionen übernehmen können. Zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements und zur Ergänzung der projektbegleitenden Erhebungen können sich Interessierte zudem an einem ehrenamtlichen Tagfaltermonitoring in den Projektgebieten beteiligen.
Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt
Die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) wird seit 2011 durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützt. Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter Weise umsetzen. Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus. Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und Kommunikation tragen dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken.