Digitalisierung im Naturschutz: neue Schwerpunktausgabe von „Natur und Landschaft“
Die Schwerpunktausgabe stellt zunächst die wichtigsten Anwendungsfelder und Trends sowie ausgewählte Praxisbeispiele digitaler Methoden und Anwendungen im Naturschutz vor. Digitale Systeme können naturschutzrelevante Daten zunehmend automatisiert erfassen, speichern, auswerten und visualisieren. Methoden des maschinellen Lernens werden aktuell verstärkt für Naturschutzzwecke entwickelt und können so einen wertvollen Beitrag zum Erkennen von Arten oder von Zustandsveränderungen natürlicher Lebensräume leisten.
Digitale Anwendungen bringen aber auch Herausforderungen oder gar negative Auswirkungen für die Naturschutzarbeit mit sich. Daraus leitet sich ein großer Gestaltungsauftrag für Naturschutzakteure ab, bei dem es gilt, die Potentiale der Digitalisierung bestmöglich zu nutzen und Risiken zu erkennen und zu begrenzen.
In neun begutachteten Fachbeiträgen widmet sich die Doppelausgabe einem breiten, interdisziplinären Themenspektrum:
- Wechselwirkungen zwischen einer zunehmend digitalen Gesellschaft und dem Naturschutz,
- Arterfassungen mit Hilfe von Umwelt-DNA und die Bedeutung digitaler Sequenzinformationen,
- Anwendungsfelder des akustischen Monitorings von Arten,
- digitale Anwendungen der Fernerkundung im Naturschutz,
- Anwendungsfelder für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz (KI) im Naturschutz,
- Dateninfrastrukturen und -management zur Erstellung bundesweiter Roter Listen,
- Möglichkeiten der Digitalisierung für Citizen Science im Naturschutz,
- digitale Formate in der Naturschutzbildung,
- Zusammenfassung von Potenzialen und Risiken für die Digitalisierung im Naturschutz.
Die Schwerpunktausgabe enthält darüber hinaus zahlreiche Nachrichten, Veranstaltungsberichte und Publikationshinweise – unter anderem mit Bezug zum Thema Digitalisierung.
Hintergrund
Digitalisierung
Der Begriff „Digitalisierung“ beschreibt nicht nur einen rein technischen Wandel, bei dem analoge Informationen und Prozesse in digitale umgewandelt werden, sondern vielmehr einen tiefgreifenden, soziotechnologischen Wandlungsprozess. Seit Jahren wächst somit die politische wie auch gesellschaftliche Aufmerksamkeit für die Zusammenhänge zwischen der Digitalisierung und verschiedenen, zentralen Gesellschaftszielen – wie auch dem Schutz natürlicher Lebensgrundlagen und der biologischen Vielfalt. Das Bundesumweltministerium (BMUV) veröffentlichte daher im Jahr 2020 die Umweltpolitische Digitalagenda, um unter anderem für den Naturschutz wichtige Digitalvorhaben anzustoßen. Aktuell fördert das BMUV im Rahmen der Förderinitiative „KI-Leuchttürme für Umwelt, Klima, Natur und Ressourcen“ Projekte, in denen KI-Anwendungen unter anderem für den Naturschutz entwickelt werden. Zudem bietet seit Ende 2022 die KI-Ideenwerkstatt des BMUV in Berlin eine Anlaufstelle für zivilgesellschaftliche Akteure des Umwelt- und Naturschutzes für Fragen und Projektideen zu digitalen Tools, Datenanalysen und KI. Darüber hinaus verdeutlichen zahlreiche weitere, bundesweit relevante Initiativen, wie zum Beispiel die im Aufbau befindliche Nationale Forschungsdateninfrastruktur für Biodiversität (NFDI4Biodiversity) oder das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus und die damit verbundenen Geoinformationsinfrastrukturen die hohe Bedeutung und Dynamik des Themas Digitalisierung im Naturschutz.
„Natur und Landschaft“
„Natur und Landschaft“ ist die älteste Fachzeitschrift für Naturschutz und Landschaftspflege im deutschsprachigen Raum, herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Jede Ausgabe enthält begutachtete Original-Aufsätze bisher unveröffentlichten Inhalts von Fachautor*innen zu aktuellen Themen aus Naturschutz und Landschaftspflege. Die Zeitschrift erscheint seit November 2021 im Green-Open-Access-Verfahren. Demnach sind die Beiträge jeweils ein Jahr nach ihrer Online-Publikation im Repositorium des BfN dauerhaft und kostenfrei zugänglich.