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Bundesamt für Naturschutz

Moderne Gebäudetechnik und vielfältige Begrünung auf dem Betriebsgelände Hahn+Kolb Werkzeuge in Ludwigsburg

Moderne Gebäudetechnik und vielfältige Begrünung auf dem Betriebsgelände Hahn+Kolb Werkzeuge in Ludwigsburg

Eine effiziente Gebäudetechnik und die naturnahe Gestaltung des Firmengeländes von Hahn+Kolb tragen zu einem effizienteren und nachhaltigeren Umgang mit wertvollen Ressourcen bei, sichern den Lebensraum von Tier- und Pflanzenarten auf dem Gelände und beeinflussen das Mikroklima positiv.
Zielstellung für biologische Vielfalt
Neu anlegen
Aufwerten
Ökologisch managen
Weitere Ziele
Klimawandelanpassung und Resilienz
Grüne Baukultur
Nachhaltigkeit und Mobilitätswende
Weitere Themen
Regenwassermanagement
Raumtyp
Schutzgebiete und Ausgleichsflächen
Gebäudebegrünung
Planungsphase
Umsetzung
Pflege
Monitoring
Maßstabsebene
Quartier und Einzelfläche
Akteursgruppen
Privatwirtschaft
Weitere Institutionen
Prozessqualität
Ressourceneinsatz
Kommunikation
Finanzierung
Private Finanzierung

Worum geht es?

Ressourcenschonende Energieversorgung und ökologisches Design

Im Zuge der Entwicklung des Betriebsgeländes hat sich der Betrieb Hahn+Kolb Werkzeuge einer nachhaltigen Bauweise sowie einer ressourcensparenden Gebäudetechnik und Energieversorgung verschrieben. Die Stromproduktion erfolgt mit Photovoltaikelementen auf der Südseite der Firmenzentrale. Mithilfe der Nutzung von Erdwärme durch Geothermie-Bohrungen können 75 Prozent des Jahresheiz-Energiebedarfs gedeckt und die gewonnene Energie kann in den Sommermonaten auch zur Gebäudekühlung genutzt werden. Die Begrünung der Dächer wurde auf 1.400 Quadratmeter Fläche mit heimischen Pflanzen zur Kompensation versiegelter Flächen umgesetzt. Darüber hinaus wird aktiv nachhaltiges Regenwassermanagement betrieben, indem Regenwasser in dem geschaffenen Biotop versickert und (gerade bei Starkregenereignissen) im Retentionsbecken aufgefangen.

Renaturierung des Firmengeländes und Neuanlage von Biotopen

Das 48.000 m² große Firmengelände wurde als Gesamtkonzept gedacht und berücksichtigt die Förderung der biologischen Vielfalt über die Freiflächen hinaus inklusive der Bebauung, Begrünung und Gebäudetechnik. Die ökologische Aufwertung der Außenanlage wurde 2013 bis 2014 in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen umgesetzt. Dafür wurden die Standorteigenschaften verbessert, um so eine Vielfalt an Arten anzusiedeln. Weitere Maßnahmen umfassten die Bepflanzung von Streuobstbäumen, die Entwicklung einer Fläche zu einem Magerrasen, einen Teich als Retentionsfläche für Oberflächenwasser sowie Anlage von Böschungsflächen, Totholzlagern und Blumenwiesen. Das Retentionsbecken bietet heute einen Lebensraum für Amphibien und Libellen. Die Steinschüttungen, Nistkästen und Insektenhotels werden von Vögeln und Insekten gut angenommen: 23 Vogelarten, elf Tagfalter und zwölf Libellenarten, darunter seltene Arten, sind auf dem Gelände angesiedelt. Bei der Bepflanzung mit Erlen, Weiden und Apfelbäumen auf einer Streuobstwiese wurde ein Fokus auf Arten gelegt, die heimisch sind und sich entsprechend in die ökosystemischen Beziehungen einfügen. Insgesamt sind 134 verschiedene Pflanzen auf dem Gelände zu finden.

Wie wurde es gemacht?

Eigene Leitbilder als Handlungsgrundlage

Im Unternehmen werden Nachhaltigkeitsziele in der Geschäftsleitung in einem Team erarbeitet und in monatlichen Treffen abgestimmt. In diesem Zusammenhang wird das Nachhaltigkeitskonzept regelmäßig aktualisiert und auch auf der Geschäftsleitungssitzung besprochen. Im Rahmen dieser Organisationsstrukturen können ebenso Anliegen hinsichtlich der Instandhaltung und Pflege des Firmengeländes besprochen werden. Für die umwelttechnischen Anlagen und die Pflege der Freiflächen wird angestrebt, eine messbare Prozessqualität in die Instandhaltung zu integrieren. Entsprechend sind die Anlagen nach DIN-Norm zertifiziert, die international als Standard für nachhaltige Umweltmanagementsystem anerkannt ist und darüber hinaus wurden die Maßnahmen 2019 mit der UN-Dekade für Biologische Vielfalt ausgezeichnet.

Mehrjähriges Monitoring, um Erfolg sicherzustellen

Durch die Zusammenarbeit mit der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen war es möglich die Fläche über sechs Jahre in einem Monitoring zu dokumentieren. Über Umweltkennzahlen konnte so die Entwicklung des Geländes festgehalten und evaluiert werden. Ein besonderer Fokus des Monitorings lag auf der Energieleistungs-, Entsorgungs- und Papierverbrauchskennzahlen. In Bezug auf die Außenanlage wurde dokumentiert, inwiefern sich die Fläche hinsichtlich Optik und Artenzusammensetzung verändert hat. Es konnten positive Effekte auf die Artenvielfalt festgestellt werden.

Kontakt

Claudia Götz
Dialogmarketing und PR
07141 4985156

„Grüne Finger“ der Stadt Osnabrück – ein produktives Freiraumsystem gemeinschaftlich weiterentwickeln

„Grüne Finger“ der Stadt Osnabrück – ein produktives Freiraumsystem gemeinschaftlich weiterentwickeln

Für das Freiraumsystem der Stadt Osnabrück, die „Grünen Finger“, wurde von der Hochschule Osnabrück und der Stadt Osnabrück ein Entwicklungskonzept erarbeitet. Mit verschiedenen Beteiligungsformaten wurden Agrarwirtschaft und Zivilgesellschaft einbezogen und ein besonderes Augenmerk auf die Landwirtschaft als Mitgestalterin der produktiven grünen Infrastruktur gelegt.
Zielstellung für biologische Vielfalt
Schützen
Aufwerten
Vernetzen
Ökologisch managen
Weitere Ziele
Klimawandelanpassung und Resilienz
Sozialer Zusammenhalt und gesellschaftliche Teilhabe
Wirtschaftliche Entwicklung
Weitere Themen
Landwirtschaft
Koproduktion
Raumtyp
Städtisches Freiraumsystem
Planungsphase
Planung
Erfassung und Bewertung
Maßstabsebene
Region und Stadt
Akteursgruppen
Kommunale Verwaltung
Privatwirtschaft
Bürger*innen
Weitere Institutionen
Prozessqualität
Neue Kooperationen
Partizipation
Finanzierung
Öffentliche Förderung

Worum geht es?

Die grüne Infrastruktur resilient und zukunftsfähig machen

Das Freiraumsystem von Osnabrück besteht aus radial angeordneten Grünstrukturen, die die Stadt mit der freien Landschaft verbinden. Diese bestehen aus kleineren öffentlichen Grünflächen und Kleingärten sowie aus land- und forstwirtschaftlichen Flächen. Die Idee der Gliederung der Stadt über radial angeordnete Grünstrukturen entstand vor rund 100 Jahren und wurde in den Folgejahrzehnten mit unterschiedlicher Intensität weiterverfolgt. Die Kernflächen des heutigen Freiraumsystems „Grüne Finger“ wurde bei der Aufstellung des Flächennutzungsplans der Stadt im Jahre 2000 berücksichtigt, aber nicht ausreichend planungsrechtlich gesichert. Heute konkurrieren Nutzungen innerhalb der Grünen Finger miteinander, landwirtschaftliche Betriebe kämpfen um Zukunftsperspektiven und durch Wachstumsdruck werden Freiräume überplant. Zudem fehlten abgestimmte Entwicklungsperspektiven für das Freiraumsystem, die auch auf die Folgen des Klimawandels reagieren.

Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Produktiv. Nachhaltig. Lebendig. Grüne Finger für eine klimaresiliente Stadt“ hat sich daher mit der Weiterentwicklung befasst. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und zwischen 2018 und 2022 von der Hochschule Osnabrück und der Stadt Osnabrück gemeinsam bearbeitet. „Produktiv“ bezog sich im Projekt auf die Landschaftsgestaltung durch Landnutzer*innen aus Landwirtschaft und Gartenbau, „nachhaltig“ auf die Widerstandsfähigkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels. „Lebendig“ repräsentiert den kokreativen Ansatz – das Freiraumsystem sollte von vielen Akteur*innen getragen und mitgestaltet werden. Das entwickelte Freiraumsystem wurde vom Rat der Stadt Osnabrück am 27.09.2022 als Abwägungsgrundlage für das Stadtentwicklungsprogramm beschlossen.

Vielfältiges Wissen zusammenbringen und gemeinschaftlich Szenarien entwickeln

Zu Beginn des Projekts wurden räumliche Daten analysiert und Wissen von Akteuren zusammengetragen. Diese Kombination aus landschaftsplanerischen Fachwissen und Erfahrungswissen, das in partizipativen und kreativen Formaten gemeinsam erarbeitet wurde, bildete die Grundlage für die gemeinschaftliche Entwicklung von Szenarien für die Grünen Finger.

Die Szenarien weisen lokalen Akteursgruppen eine Rolle als aktiv (Mit-)Gestaltende der grünen Infrastruktur zu, insbesondere erwähnt werden die Landwirtschafts- und Gartenbaubetriebe sowie Gärtner*innen in Klein- und Gemeinschaftsgärten sowie auf Grabeländern. Die drei Leitprinzipien „Bekräftigen“, „Aktivieren“ und „Beleben“ werden durch räumlich konkrete Maßnahmen verortet und beziehen sich zum Beispiel auf die Stärkung des Biotopverbunds, Schaffung von Retentionsflächen bzw. „Schwammbereichen“ oder optimierte Gestaltung des Wegenetzes. Zudem werden Entwicklungsperspektiven für die urbane Landwirtschaft mit lokalen Vermarktungswegen aufgezeigt.

Karte mit den räumlichen Zielen für das Projektgebiet.
Konkretisiertes Freiraumsystem der Grünen Finger

Wie wurde es gemacht?

Landwirtschaft als Partnerin begreifen

Da die Grünen Finger zu mehr als 50 % von Landwirt*innen bewirtschaftet werden, hat die Landwirtschaft einen entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung der grünen Infrastruktur. Für das Projekt wurden acht Kooperationsbetriebe gewonnen und deren Perspektiven auf die grüne Infrastruktur sowie betriebliche Situation ausführlich besprochen. Mit diesen wurden auch Ideen für nachhaltige und klimaangepasste Anbaukonzepte sowie alternative, regionale Vermarktungswege entwickelt.

Darüber hinaus wurden Vertreter*innen der Landwirtschaft gezielt ermuntert an den Beteiligungsformaten teilzunehmen und dort die Perspektiven von Landnutzenden einzubringen. Nach anfänglicher Skepsis beteiligten sich Landwirt*innen zunehmend. Dafür war eine wertschätzende Haltung der Projektverantwortlichen und der Aufbau vertrauensvoller Beziehungen entscheidend.

Die Funktionen von Landwirt*innen sind den Produkten des Projekts sichtbar. Über den Ausbau z. B. der Produzenten-Konsumenten-Beziehungen konnten Entwicklungsperspektiven der Agrarbetriebe in die Konzepte einer nachhaltigen Stadtentwicklung einfließen. Durch eine frühzeitige Einbindung der Perspektiven der Landwirtschaft in Beteiligungsformate mit der Politik wuchs auch das Verständnis für landwirtschaftliche Herausforderungen in der Politik.

Kreative Partizipationsformate einsetzen

Auch auf Seiten der Zivilgesellschaft und der Politik galt es zunächst, ein Bewusstsein für die Sicherung von Freiraumfunktionen durch die Landwirtschaft und für die jeweils sehr individuelle landwirtschaftliche Praxis aufzubauen. Bei den Beteiligungsformaten kamen Walks, Wahrnehmungswerkstätten, ein Bürger*innen-Beirat und eine Arbeitsgemeinschaft mit der lokalen Politik sowie Workshop mit Gruppen von Landnutzerenden aus der Agrarwirtschaft zum Einsatz. Die Walks und Wahrnehmungswerkstätten haben Ansätze der künstlerische Wahrnehmungsforschung genutzt und Fachdaten und -analysen um emotionales und räumliches Erleben ergänzt. Durch Wanderungen oder Skizzieren im Gelände haben sie eine sinnlich-körperliche Wahrnehmung der grünen Infrastruktur unterstützt. Durch das Zusammentragen und Reflektieren der Eindrücke entstand ein gemeinsames Erfahrungswissen, welches in das Entwicklungskonzept für die Grünen Finger eingeflossen ist.

Freiraumentwicklung politisch verbindlich machen

Die Freiraumsicherung und -entwicklung muss in verbindliche politische Beschlüsse Eingang finden. In Osnabrück ist dies gelungen und der Rat der Stadt Osnabrück erkennt „den Wert der Grünen Finger als identitätsstiftendes und strukturgebendes Freiraumsystem mit herausragender Bedeutung für eine zukunftsfähige, klimaresiliente Stadt an“ (Beschluss vom 27.09.2022). Der Rat verpflichtet sich zu Schutz und Weiterentwicklung der vielfältigen Funktionen der Grünen Finger und es ist eine „Grüne Finger Charta“ vorgesehen, um das Stadtentwicklungsprogramm zu ergänzen.

Kontakt

Hochschule Osnabrück
Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur

Zukunftswald Würzburg – ein Baum für jedes Kind

Zukunftswald Würzburg – ein Baum für jedes Kind

Das Projekt „Zukunftswald“ ist eine außergewöhnliche Aufforstungsmaßnahme der Stadt Würzburg. Hierbei konnte durch das Pflanzen junger Bäume nicht nur die Bürger*innenbeteiligung gestärkt, sondern gleichzeitig ein neuer Treffpunkt geschaffen und dem Klimaschutz Rechnung getragen werden.
Zielstellung für biologische Vielfalt
Aufwerten
Neu anlegen
Erleben und Wertschätzung fördern
Weitere Ziele
Klimawandelanpassung und Resilienz
Sozialer Zusammenhalt und gesellschaftliche Teilhabe
Weitere Themen
Zukunftswald
Klimawandel
Raumtyp
Städtisches Freiraumsystem
Planungsphase
Planung
Umsetzung
Maßstabsebene
Quartier und Einzelfläche
Akteursgruppen
Kommunale Verwaltung
Bürger*innen
Prozessqualität
Verwaltungsinterne Kooperation
Kommunikation
Finanzierung
Kommunale Finanzierung

Worum geht es?

Bäume für zukünftige Generationen pflanzen

Im März 2022 wurde mit dem „Zukunftswald“ eine außergewöhnliche Aufforstungsmaßname ins Leben gerufen. Dieses Projekt auf einer ehemaligen Ackerfläche im Würzburger Stadtwald schafft vor allem eines: Netzwerke und Verbindungen über mehrere Generationen. In Würzburg werden jährlich 1.200 Kinder geboren. Für jedes Neugeborene wird ein Zukunftsbaum gepflanzt. Von diesen gepflanzten Bäumen profitieren zukünftige Generationen.

Sie spenden ihnen Schatten und Sauerstoff und erbringen eine Vielzahl weiterer Ökosystemleistungen. Mit den Jahren wächst die Waldfläche sukzessive und ein besonders zukunftsfähiger Wald entsteht.

Die ersten Bäume für den Geburtenjahrgang 2021 wurden im gleichen Jahr aus Samen in der Baumschule „geboren“ und im Dezember auf die Fläche verpflanzt. Der Zukunftswald ist zudem als Begegnungsstätte angelegt, in der die Umweltstation Führungen anbietet, jährlich Pflanzaktionen mit jungen Familien stattfinden und Spaziergänger*innen sich informieren können.

Dem Klimawandel Vielfalt entgegensetzen

Würzburg ist nachweislich ein „Hot Spot“ des Klimawandels. Umso wichtiger ist es, den Stadtwald als wichtigen Klimaschützer zu erhalten und zu erweitern. Auf landwirtschaftlichen Grenzertragsflächen, wie der Fläche des Zukunftswaldes, kann eine sorgsame Auswahl an zukunftsfähigen Baumarten die Resilienz der Fläche und die Steigerung des Ertrags sichern.

Als Zukunftsbäume wurden regionaltypische und seit langem in den unterfränkischen Wäldern vorkommende Baumarten wie Trauben-Eiche, Hainbuche, Elsbeeren und Speierlinge ausgewählt. Diese Arten heben sich durch eine besonders hohe Hitze- und Trockenheitstoleranz hervor. Mit Hopfenbuche und Burgen-Ahorn wurde zudem auf zwei Arten gesetzt, die ansonsten typischerweise in Südeuropa vorkommen. Die biologische Vielfalt wird durch eine ausgewogene Mischung an Baumarten und der Ansaat einer artenreichen und regionalen Wiese gefördert. Extensive Pflege sowie die naturnahe Waldbewirtschaftung runden die Maßnahme ab.

Drei Personen beim Pflanzen eines Baumes
Der Zukunftswald wird gepflanzt

Wie wurde es gemacht?

Der Zukunftswald als Ergebnis guter Zusammenarbeit

Das Projekt „Zukunftswald“ folgt der Aktion „Baum fürs Baby“, in deren Rahmen alle Würzburger Eltern bereits seit 2019 zur Geburt ihres Kindes einen Gutschein für einen Obstbaum erhielten. Doch viele Eltern lösten den Gutschein nicht ein, da für die Pflanzung eines Baumes häufig schlichtweg der passende Platz fehlte.

Auf die Initiative einer Stadträtin haben daraufhin der Fachbereich Umwelt, die Umweltstation und das Gartenamt mit Forstbetrieb das Projekt „Zukunftswald“ entwickelt. So können stellvertretend für die circa 1.200 Würzburger Kinder, die pro Jahr geboren werden, ebenso viele Bäume gepflanzt werden und ein Wald für zukünftige Generationen heranwachsen. Die Aufgabenverteilung hatte sich schon bei vorangegangen Projekten bewährt. Das Gartenamt mit Forstbetrieb war für die Auswahl der Baumarten, die erforderlichen Genehmigungen und die Umsetzung zuständig, das Layout für die Infotafel wurde vom Grafiker der Umweltstation erarbeitet und die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt der Fachbereich Umwelt. Die Suche nach einer geeigneten Fläche war herausfordernd, da sie sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch ohne langen Fußmarsch gut erreichbar sein sollte, gleichzeitig aber auch forstliche sowie ökologische Belange beachtet werden mussten. Nachdem die Fläche gefunden und die Ackernutzung aufgehoben wurde, konnte das Projekt innerhalb eines Jahres realisiert werden.

Gut durchdachte Zuständigkeiten für die soziale und ökonomische Nachhaltigkeit des Projekts

Die Planung und Umsetzung erfolgten ausschließlich durch die Ressourcen der Stadt Würzburg. Lediglich die Bodenvorbereitung und Ansaat wurden von einem externen Dienstleister erbracht. Durch die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Dienststellen konnte das Projekt in einem sehr schlanken finanziellen und personellen Rahmen umgesetzt werden. Es sind lediglich Kosten für Bodenvorbereitung, Jungpflanzen, Saatgut, Infotafel und Einzäunung entstanden. Neben der Pflanzaktion, die für alle Eltern, die selbst pflanzen möchten, Jahr für Jahr angeboten wird, sind Führungen der Umweltstation und des Stadtförsters zum Thema „Zukunftswald“ geplant. Zur Unterstützung der Eltern hat ein Verein maßgeblich die Pflanzung der ersten Zukunftsbäume in Form von bürgerschaftlichem Engagement übernommen.

Kontakt

Stadt Würzburg
Gartenamt mit Forstbetrieb
093137 4940

Regionale Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet für eine vernetzte Industrienatur

Regionale Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet für eine vernetzte Industrienatur

Die Biodiversitätsstrategie für die Metropolregion Ruhr formuliert Ziele und Maßnahmen zum Schutz und zur Entwicklung der biologischen Vielfalt mit besonderem Augenmerk auf Industrie- und Stadtnatur und den Biotopverbund.
Zielstellung für biologische Vielfalt
Schützen
Vernetzen
Erleben und Wertschätzung fördern
Weitere Ziele
Gesundheit, Lebensqualität und Umweltgerechtigkeit
Weitere Themen
Regionale Strategie
Stadtwildnis
Stadtbrachen
Raumtyp
Städtisches Freiraumsystem
Sonstiges
Planungsphase
Planung
Monitoring
Maßstabsebene
Region und Stadt
Akteursgruppen
Kommunale Verwaltung
Planungs- oder Zweckverband
Weitere Institutionen
Prozessqualität
Partizipation
Neue Kooperationen
Finanzierung
Öffentliche Förderung

Worum geht es?

Einzigartige Biodiversität der Metropolregion schützen

Die Metropole Ruhr ist mit mehr als fünf Millionen Einwohnenden in 53 Städten einer der größten Ballungsräume Europas. Die Industriegeschichte, die lange Tradition des Landschaftsschutzes in Form der regionalen Grünzüge sowie die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte haben die Region und ihre biologische Vielfalt geprägt. Das Mosaik aus Resten der Natur- und Kulturlandschaft, Bergbaufolgelandschaften und Siedlungs- und Industriegebieten sorgt für eine hohe biologische Vielfalt mit überregional bedeutsamen Populationen geschützter Arten und einzigartigen Lebensgemeinschaften. Auf den Industriebrachen hat sich eine spezifische Industrienatur entwickelt. Die Biodiversitätsstrategie widmet sich dieser Vielfalt mit zehn Themenfeldern und strebt Arten- und Biotopschutz in den Siedlungsräumen (Verdichtungszone) und in der freien Landschaft (Übergangszone und Außenzone) an. Sie definiert Ziele und Maßnahmen für öffentliche und private Grünflächen, Agrarlandschaften, Wälder und Gewässer.

Verbundsysteme weiter entwickeln

Ein Ziel der Strategie ist die Entwicklung und planerische Sicherung eines Biotopverbundsystems mit Korridoren und Trittsteinen. Die Durchlässigkeit der Landschaften des Ruhrgebiets soll die genetische Vielfalt durch den Austausch von Populationen sichern und vor dem Hintergrund des Klimawandels Wanderbewegungen in zukünftig besser geeignete Gebiete ermöglichen. Insgesamt sollen 5.500 Hektar Industrienaturflächen gesichert und entwickelt werden. Rund 2.000 Hektar gehören zur den Kerngebieten mit herausragender Bedeutung für die Biodiversität (zum Beispiel Gleispark Frintrop, Kokerei Hansa). Rund 3.500 Hektar eignen sich als Vernetzungs- und Erweiterungsgebiete. Hierzu gehören insbesondere Haldenstandorte oder lineare Elemente wie brachliegende Gleisanlagen. Die Flächen sollen rechtlich und administrativ gesichert und bis 2030 Entwicklungs-, Pflege- und Nutzungskonzepte (inklusive Besucherlenkung) entwickelt werden. Zur Vernetzung sollen bis 2025 geeignete lineare Strukturen über Luftbild- und Geländeanalysen identifiziert und dabei nach Möglichkeit auch Fuß- und Radwege als Vernetzungsstrukturen aufgebaut werden.

In den Städten und Kommen sollen die Bewohner*innen Grün- und Parkanlagen, Friedhöfe, urbane Wälder oder landwirtschaftlich genutzte Freiflächen mit einer Mindestgröße von 5.000 Quadratmeter innerhalb von 300 Metern um ihre Wohnung erreichen können. Zudem sollen die Grünflächen durch ein „grünes Wegenetz“ verbunden sein. Entlang von Verkehrswegen und anderen linearen Strukturen sollen arten- und blütenreiche Randstreifen zur Biotopvernetzung und als Trittsteine entstehen.

Teich, Wiese und Informationsschild
Artenschutzgewässer im Gleispark Frintrop in Essen

Wie wurde es gemacht?

Mit fachlichen Positionspapieren in den regionalen Dialog gehen

Die Biodiversitätsstrategie wurde unter Federführung des Regionalverbund Ruhr durch ein Konsortium aus der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet, der Universität Duisburg-Essen und der Ruhr-Universität Bochum erstellt. Gefördert wurde der Prozess durch die Landesregierung Nordrhein-Westfalens im Rahmen der „Offensive Grüne Infrastruktur 2030“. Zunächst wurden 2020-2021 Positionspapiere erstellt, die den Stand des Wissens zu neun Handlungsfeldern aus der Literatur zusammenfassen und ihn mit regionalen Daten und Erkenntnissen lokaler Expert*innen verknüpfen. Diese wurden in einer Reihen von öffentlichen Veranstaltungen und dreizehn Workshops vorgestellt und mit mehr als 200 Teilnehmenden aus Wissenschaft, Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Bürger*innenschaft diskutiert. Zudem konnten die überarbeiteten Positionen online kommentiert werden. Die fertige Strategie wurde im Sommer 2022 vom Ruhrparlament politisch beschlossen.

Regionales Handlungsprogramm entwickeln

Die Biodiversitätsstrategie soll durch ein regionales Handlungsprogramm mit konkreten Maßnahmen und Projekten gemeinsam mit Kommunen, Kreisen und Privaten umgesetzt werden. Dafür wurden zunächst beispielgebende bestehende Projekte und neue Projektideen aus der Region gesammelt, die andere Akteur*innen inspirieren können. Eine Prüfung und Anpassung der Strategie ist alle fünf Jahre geplant.

Kontakt

Netzwerk Urbane Biodiversität Ruhrgebiet
Dr. Peter Keil
Biologische Station Westliches Ruhrgebiet, Projektleitung
Universität Duisburg-Essen
Prof. Dr. Daniel Hering
Fakultät Biologie, Aquatische Ökologie
Regionalverband Ruhr
Frank Bothmann
Bereich Umwelt und Grüne Infrastruktur

Ein selbstorganisierter Naturpark – der Volkspark Lichtenrade in Berlin

Ein selbstorganisierter Naturpark – der Volkspark Lichtenrade in Berlin

Die Volkspark Lichtenrade wird seit rund 40 Jahren ehrenamtlich von Bürger*innen entwickelt und unterhalten. Aus einer Protestaktion wurde mit viel Engagement und Arbeitseinsatz ein öffentlich zugänglicher Park, der heute eine große Biotop- und Artenvielfalt beherbergt.
Zielstellung für biologische Vielfalt
Aufwerten
Erleben und Wertschätzung fördern
Ökologisch managen
Weitere Ziele
Gesundheit, Lebensqualität und Umweltgerechtigkeit
Nachhaltigkeit und Mobilitätswende
Weitere Themen
Ehrenamt
Freiwilligenarbeit
Raumtyp
Parks
Urbane Wildnis und Biotope
Planungsphase
Umsetzung
Pflege
Maßstabsebene
Quartier und Einzelfläche
Akteursgruppen
Vereine und Stiftungen
Prozessqualität
Neue Kooperationen
Ressourceneinsatz
Finanzierung
Gemeinnützige Finanzierung

Worum geht es?

Einen Park selber machen und unterhalten

Der Volkspark Lichtenrade ist ein selbstverwalteter Park in Berlin Tempelhof-Schöneberg. Vor der Wiedervereinigung bildete der Stadtteil Lichtenrade den südlichen Zipfel West-Berlins, auf drei Seiten von der Mauer eingeschlossen und mit begrenztem Zugang zu Grün- und Freiflächen. Als 1979 weitere Bebauung geplant war, besetzten Anwohnende das Gebiet des heutigen Parks als Akt des friedlichen Protests und pflanzten Bäume. Aus der Bürger*inneninitiative, die den Protest organisiert hatte, entstand 1981 der Trägerverein Lichtenrader Volkspark e. V., der den Park bis heute unterhält. Das Grundstück, das sich im Eigentum der Evangelischen Kirche befand, wurde an das Land Berlin verkauft und wird seitdem an den Trägerverein verpachtet.

Heute ist der Volkspark Lichtenrade ein 4,5 Hektar großer Naturpark mit Spielplatz und eigenem Bauhof. Er wird nicht nur von der Nachbarschaft, sondern auch von Besuchenden aus anderen Bezirken genutzt. Der Trägerverein war die erste Initiative in Deutschland, die einen öffentlich zugänglichen Park angelegt, gepflegt und finanziert hat, und wurde für sein Engagement mehrfach ausgezeichnet.

Wachsen lassen und Biotopvielfalt fördern

Der Park weist eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren auf und unterscheidet sich durch die hohe Pflanzenvielfalt von herkömmlichen Parks. Zu den Bäumen gehören einheimische Arten wie Birke, Ahorn, Weiden und Schwarzerlen, aber auch gestiftete Bäume wie Ginkgo und Mammutbaum. Die Wiesen sind spontan gewachsen. Viele Teilbereiche des Parks werden nur extensiv gepflegt oder entwickeln sich eigenständig als Stadtwildnis, darunter ein kleines Wäldchen. Seit 2019 wird der Park als Naturpark gestaltet. Die aktiven Vereinsmitglieder legten viele Biotope an, darunter Wildblumen- und Obstwiesen, Sandinseln, Wildgehölzhecken, Saumbiotope, Trockenmauern sowie Behausungen für unterschiedliche Arten wie Igelkeller, Insektennisthilfen und Vogel- und Fledermauskästen. Anstatt das Landschaftspflegematerial extern zu entsorgen, wird es wieder im Park ausgebracht, zum Beispiel indem Mulch für Wege gehäckselt, Holz als Beetabgrenzung oder Totholzhaufen verwendet oder kompostiert wird.

Großer Stein zwischen Bäumen und anderen Pflanzen, ausgestattet mit Infoschild und Beschriftung
Eingang zum Lichtenrader Volkspark mit seiner Vielfalt an Gehölzen

Wie wurde es gemacht?

Parkmanagement ehrenamtlich stemmen

Der Park wird von Freiwilligen in Eigenarbeit unterhalten. Ein gutes Dutzend aktive Mitglieder trifft sich zweimal pro Woche, um im Park zu arbeiten. Die Arbeit ist oft körperlich anstrengend und umfasst unter anderem Müll sammeln, Biotoppflege und Instandhaltungsarbeiten. Auch Vandalismus und illegale Müllablage erzeugen Arbeitsaufwand. Bei Konflikten mit Nutzenden versuchen die Engagierten diese anzusprechen, damit sie beispielsweise ihren Müll mitnehmen oder Hunde anleinen. Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg leistet unregelmäßig finanzielle Unterstützung und Beratung und übernimmt einige Instandhaltungsaufgaben. Geräte, Maschinen, Lager- und Gemeinschaftsräume wurden zum Teil durch geförderte Projekte finanziert. Weiterhin bezieht der Park in geringem Umfang Spenden, Sponsoring und Mitgliedsbeiträge.

Lokales Netzwerk pflegen und sichtbar sein

Der Parkverein unterhält ein Netzwerk zu anderen örtlichen Vereinen und Unternehmen, die gegenseitige Hilfe, Fachwissen oder materielle Unterstützung, wie beispielsweise die Versorgung mit Maschinen oder Pflanzen, anbieten. Der Parkverein kooperiert mit dem Quartiersmanagement und lädt regelmäßig Politiker*innen ein, um auf die Bedeutung des Parks für den Bezirk aufmerksam zu machen. Im Park finden öffentliche Feste und Veranstaltungen statt und der Parkverein kommuniziert die vielfältigen Aktivitäten auf einer eigenen Internetpräsenz sowie auf sozialen Medien.

Kontakt

Trägerverein Lichtenrader Volkspark e. V.
Bornhagenweg 7, 12309 Berlin
030 7006414

Ein intelligentes Bewässerungssystem für Stadtbäume in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock

Ein intelligentes Bewässerungssystem für Stadtbäume in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock

In der Stadt Rostock setzt das Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Friedhofswesen zur Bewässerung der städtischen Bäume künftig auch intelligente, regenwassergespeiste Bewässerungssysteme ein. Sie helfen, Gesundheit und bioklimatische Funktionen der Bäume zu erhalten und damit die Biodiversität zu sichern.
Zielstellung für biologische Vielfalt
Schützen
Aufwerten
Ökologisch managen
Weitere Ziele
Klimawandelanpassung und Resilienz
Grüne Baukultur
Nachhaltigkeit und Mobilitätswende
Weitere Themen
Stadtbäume
Regenwassermanagement
Raumtyp
Städtisches Freiraumsystem
Plätze
Grün in Straßenräumen
Planungsphase
Planung
Umsetzung
Monitoring
Maßstabsebene
Region und Stadt
Prozessqualität
Verwaltungsinterne Kooperation
Neue Kooperationen
Ressourceneinsatz
Finanzierung
Kommunale Finanzierung
Öffentliche Förderung

Worum geht es?

Schutz, Erhalt und Förderung von Stadtbäumen als Beitrag zu Klimawandelanpassung und Biodiversität

Bäume sind in unseren Städten ein unverzichtbarer Bestandteil des urbanen Lebensraums. Sie erhöhen die Freiraumqualität und fördern den Natur- und Artenschutz in unseren Städten. Darüber hinaus leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der klimatischen Funktionen. Diese sollen in Zukunft erhalten bleiben, um letztlich auch in Wechselwirkung Trockenstress, Dauerschäden und ein Absterben der Bäume selbst zu verhindern.

Betrachtet man die kommenden Klimaveränderungen, fallen drei Problemschwerpunkte auf: häufigere Starkregenereignisse, stärkere Wind-/Sturmereignisse sowie längere und heißere Trockenperioden. 2021 wurde von Mitarbeitenden des Amtes für Stadtgrün in Rostock in Zusammenarbeit mit Unternehmen ein autarkes, intelligent gesteuertes und regenwassergespeistes Baumbewässerungssystem entwickelt, welches alle drei Schwerpunkte aufgreift und nachhaltig zur Verminderung der genannten Gefahren beiträgt. Gesunde Stadtbäume sind erheblich widerstandsfähiger gegen Trockenheit und Sturmereignisse und deutlich kostengünstiger in der Pflege. Ihr Erscheinungsbild sowie ihre biologischen und bioklimatischen Leistungen sind ungleich besser als bei geschädigten Bäumen und bilden daher eine klare Zukunftsoption insbesondere angesichts der notwendigen Klimaanpassungsmaßnahmen. Erkenntnisse über die Wirksamkeit der Lösung liegen noch nicht vor und werden während der Projektlaufzeit dokumentiert.

In 2022 wurden zur Erprobung bisher acht Straßenbaumstandorte mit dem System ausgerüstet. Hierbei handelte es sich um Neupflanzungen. Ab 2023 sind weitere Standorte geplant. Der erweiterte Einsatz des Systems zur Bewässerung von Alt-/Bestandsbäumen ist aktuell für eine Parkanlage in Planung und wird für 2023 erwartet.

Einsatz von Baumbewässerungssystemen als intelligente, autarke und nachhaltige Lösung

Aufgabe des Systems ist es, anfallendes Regenwasser von Gehwegen und Dachflächen aufzufangen, zu speichern und bedarfsgerecht automatisch an die Bäume abzugeben. Das Regenwasser wird in Zisternen am Baumstandort eingeleitet, gefiltert und gespeichert. Bis zu 2.000 Liter können so aufgenommen werden.

Sensoren am Baumstandort messen permanent die Bodenfeuchte und geben bei starker Trockenheit und Erreichen eines kritischen Trockenheitswertes ein Signal. Eine intelligente Steuereinheit in der Zisterne gibt dann festgelegte Regenwassermengen frei, die über die angeschlossene Ringrigole im Wurzelbereich der Bäume verteilt werden. Auf diese Weise kann selbst bei starker Trockenheit mehrere Wochen die lebensnotwendige Wasserversorgung und damit der Vitalzustand der Stadtbäume sichergestellt werden. Über eine serverbasierte Cloud können Informationen zu durchgeführten Bewässerungen abgerufen und für ein qualifiziertes Monitoring verwendet werden. Die Nutzung von Echtzeit-Wetterdaten zur Optimierung des Bewässerungsmanagements ist geplant und soll in Zusammenarbeit mit der Universität Rostock durchgeführt werden.

Straße und Gehweg mit Grünstreifen
Baumbewässerungssystem mit Regenwasserzulauf

Wie wurde es gemacht?

Ideen brauchen Netzwerke und Kommunikation

Neben zwei ideengebenden Mitarbeitenden des Amtes wurden zwei Unternehmen hinzugezogen. Die Fertigung der Zisternen aus Recyclingkunststoff inklusive Filter wurde mit einem Hersteller aus Schwerin vereinbart. Die Entwicklung der Steuereinheit in Kombination mit Sensorik sowie die Programmierung der App übernahm ein Technologieunternehmen aus Rostock. Der Einbau des Systems erfolgt durch Garten- und Landschaftsbauunternehmen. Das Monitoring wird in Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Mitarbeitenden des Amtes, dem Hersteller der Steuereinheit sowie der Universität Rostock im Lehrstuhl Wasserwirtschaft aufgebaut. Die Kommunikation des Vorhabens in politischen Gremien sorgte sehr schnell für die Bereitstellung zusätzlicher Mittel, um weitere Systeme einbauen sowie technische Optimierungen vornehmen zu können.

Synthese technischer und planerischer Lösungen als Unterstützung zur Klimawandelanpassung

Das System musste so konzipiert werden, dass Steuerungselektronik, Bewässerungsgabe und Datenübermittlung ohne externe Stromquelle auskommen. Außerdem müssen Standorte mit naheliegenden Fußwegen gefunden werden, um über eine ausreichende Fläche mehrere Tausend Liter Regenwasser pro Jahr zu gewinnen (circa 10 Meter x 2 Meter). Beide Aufgaben konnten in der Entwicklung und Planung gelöst werden. Bei der Nutzung von Dachflächen großer Gebäude fällt deutlich mehr Regenwasser an; hier müssen jedoch die Voraussetzungen erfüllt sein, um nicht in Konflikt mit Entsorgungsgebühren zu kommen.

Das Prinzip der Nachhaltigkeit wird erfüllt, weil kostenfreies Regenwasser im Kreislaufprinzip genutzt wird. Es wird weder Personal noch Technik benötigt, weil das System autark arbeitet. Der Natur wird kein kostbares Wasser in Dürrezeiten entzogen. Angesichts zu erwartender weiterer Bodenaustrocknung sowie sinkender Grundwasserneubildungen im Winter wird das System einen entscheidenden Beitrag zur Klimaresilienz leisten können. Durch den Einsatz einheimischer Baumarten wird außerdem die Biodiversität gefördert.

Förderung hilft – es geht aber auch ohne!

Die Entwicklung des Systems wurde als Förderprojekt beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Programm „Green Urban Labs II“ eingereicht. Das Vorhaben wurde jedoch abgelehnt. Das Amt entschied schließlich aufgrund des dringenden Bedarfs sowie des hohen Innovationscharakters die Entwicklung des Prototyps selbst zu finanzieren.

Da das System aktuell für Neupflanzungen im Straßenraum eingesetzt wird, ist aufgrund der damit verbundenen Baukosten (Erdarbeiten, Muldenrinne, Ablauf – Kostenanteil > 60 Prozent) mit Kosten von bis zu acht Tausend Euro pro Baumstandort zu rechnen. Würde das System vorausblickend im Rahmen stadtplanerischer Vorhaben eingesetzt werden, ließen sich über Verteilung der Baukosten für ohnehin auszuführende Bauleistungen die Kosten deutlich reduzieren.

Kontakt

Hanse- und Universitätsstadt Rostock
Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Friedhofswesen
Am Westfriedhof 2, 18059 Rostock

Neukonzeption des Kulturparks am Schlachthof in Wiesbaden für mehr Stadtnatur

Neukonzeption des Kulturparks am Schlachthof in Wiesbaden für mehr Stadtnatur

Das Freizeitgelände Kulturpark in Wiesbaden bildet einen wichtigen Baustein im Freiraumsystem Wiesbaden. Bei einer Aufwertung und Weiterentwicklung werden neue Freizeitangebote und die ökologischen Funktionen verbessert. Ziel der Maßnahmen ist, Stadtnatur trotz des hohen Nutzungsdruck zu ermöglichen.
Zielstellung für biologische Vielfalt
Aufwerten
Erleben und Wertschätzung fördern
Weitere Ziele
Klimawandelanpassung und Resilienz
Weitere Themen
Sport
Veranstaltungen
Kultur
Raumtyp
Parks
Planungsphase
Umsetzung
Maßstabsebene
Quartier und Einzelfläche
Akteursgruppen
Kommunale Verwaltung
Vereine und Stiftungen
Bürger*innen
Prozessqualität
Partizipation
Kommunikation
Finanzierung
Kommunale Finanzierung
Öffentliche Förderung

Worum geht es?

Qualitativ hochwertiges Stadtgrün im Einklang mit kulturellen Veranstaltungen bringen

Südöstlich des Hauptbahnhofs Wiesbadens befindet sich das Kulturzentrum Schlachthof. Unmittelbar in dessen Umfeld befinden sich Grünflächen, die lange Zeit in einem schlechten Zustand waren und ab 2019 mithilfe von Städtebaufördermitteln aufgewertet wurden. Dabei wurden nicht nur die Freizeitangebote und die Aufenthaltsqualität erhöht, sondern auch die ökologischen Funktionen des Parks als Kaltluftabflussschneise und als Baustein im gesamtstädtischen Biotopverbund gestärkt. Das Freizeitgelände Kulturpark befindet sich auf Teilflächen des ehemaligen städtischen Schlacht- und Viehhofes, dessen Betrieb Ende 1990 auf¬gegeben wurde. 2008 wurde ein erster Abschnitt des heutigen Freizeitgeländes Kulturpark vom Grünflächenamt Wiesbaden umgebaut. Der Kulturpark bietet vielfältige Freizeitmöglichkeiten für alle Altersgruppen, darunter eine Bouleanlage, ein Beachvolleyball-Feld, Kinderspielgeräte und ein Skater-Bereich. Unter Partizipation zahlreicher Vereine, Anrainer*innen und Initiativen erarbeitete das Grünflächenamt ab 2013 Konzepte für die Nutzung und Gestaltung der weiteren Flächen. Aufgrund des hohen Nutzungsdrucks – auch durch Open-Air-Veranstaltungen – waren besondere Lösungen für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Stadtgrüns erforderlich.

Parks mit artenreichen Staudenbeeten und Zukunftsbäumen aufwerten

Ab 2019 wurden die südlichen Grünflächen mit Hilfe von Städtebaufördermitteln aufgewertet und die Aufenthaltsqualität sowie die Grünstrukturen wesentlich verbessert. Dies beinhaltet die Herstellung von Rasenflächen inklusive Bewässerungssystemen, Baumpflanzungen sowie die Errichtung von artenreichen Staudenflächen in eigens konzipierten Hochbeeten. Es werden auf der Fläche robuste und klimaangepasste Zukunftsbäume gepflanzt. Geplant sind die Sanierung der Rasenfläche, die Herstellung von 900 Quadratmetern Vegetationsfläche sowie die Anlage von Baumrigolen. Außerdem ist ein begrüntes Mehrzweckgebäude geplant.

Im Vordergrund Blumen und ein asphaltierter Weg, im Hintergrund Gebäude und Bänke
Grillstation, Pumptrack und Staudenpflanzungen im Kulturpark am Schlachthof

Wie wurde es gemacht?

Gemeinsames Nutzungskonzept erarbeiten

In zahlreichen Workshops wurde gemeinsam mit Anrainer*innen, Vereinen, Initiativen und Nutzer*innen ein Nutzungskonzept für die Freiflächen des Parks erarbeitet. Ein zentraler Akteur ist dabei der Kulturverein Schlachthof e. V., der die kulturellen Veranstaltungen auf dem Gelände organisiert. Zusätzlich findet eine fortwährende Partizipation durch das Amt für Soziale Arbeit mit Mitarbeiter*innen vor Ort als Anlaufstelle statt.

Belange aus dem Beteiligungsprozess integrieren

Aufgrund der Integration der Belange aus dem Beteiligungsprozess zeigt sich das Freizeitgelände Kulturpark als attraktiver Freiraum für alle Altersgruppen. Insbesondere die Berücksichtigung der Belange der jeweiligen Beteiligten führt zum erfolgreichen Miteinander auf den Grünflächen. Dazu tragen auch die direkte Kommunikation des Grünflächenamtes sowie die innerhalb des Amtes verortete Planung und Umsetzung von Maßnahmen bei. So können Nutzungsänderungen unmittelbar wahrgenommen, Belange der Stadtnatur in Gesprächen vermittelt und Lösungen auf kurzem Wege erarbeitet werden. Auch für die geplanten Vegetationsflächen stellt die Partizipation einen wesentlichen Planungsbestandteil dar. Zum einen, um Wertschätzung für die Stadtnatur zu vermitteln, zum anderen um Vandalismus zu reduzieren.

Neue Perspektiven durch Förderprogramme

Mittel aus dem Programm der Städtebauförderung „Wachstum und Nachhaltige Erneuerung“ haben mit rund 2,5 Millionen Euro wesentlich zur Realisierung der Neukonzeption beigetragen.

Kontakt

Grünflächenamt Wiesbaden
Gustav-Stresemann-Ring 15, 65189 Wiesbaden

Lebensraum für Mensch und Tier – Animal-Aided Design im geförderten Wohnungsbau in München

Lebensraum für Mensch und Tier – Animal-Aided Design im geförderten Wohnungsbau in München

Um bei der Schaffung neuen Wohnraums den Verlust von Grünraum auszugleichen und die biologische Vielfalt im Bestand zu fördern, wurden bei Planung und Bau einer neuen Wohnanlage der Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG die Ansprüche bestimmter Arten berücksichtigt. Das Ergebnis fördert die Artenvielfalt und ermöglicht ein friedliches Miteinander mit der heimischen Fauna.
Zielstellung für biologische Vielfalt
Schützen
Neu anlegen
Erleben und Wertschätzung fördern
Weitere Ziele
Gesundheit, Lebensqualität und Umweltgerechtigkeit
Grüne Baukultur
Weitere Themen
Animal-Aided Design
Raumtyp
Wohnungsnahes Grün
Gebäudebegrünung
Planungsphase
Planung
Umsetzung
Monitoring
Maßstabsebene
Quartier und Einzelfläche
Akteursgruppen
Kommunale Verwaltung
Privatwirtschaft
Vereine und Stiftungen
Weitere Institutionen
Prozessqualität
Kommunikation
Neue Kooperationen
Finanzierung
Kommunale Finanzierung
Öffentliche Förderung
Private Finanzierung

Worum geht es?

Urbane Naturerfahrungen ermöglichen und heimischen Arten Lebensraum bieten

Die gestalterische Methode des Animal-Aided Design (AAD) zielt darauf ab, die Bedürfnisse von Tieren in die Entwurfsplanung von landschaftsarchitektonischen oder städtebaulichen Entwürfen zu integrieren und auf diese Weise neue urbane Naturerfahrungen zu ermöglichen. Für den Planungsprozess wurden Zielarten ausgewählt und die Maßnahmen an die Bedürfnisse dieser Arten angepasst. Das Projekt in der Brantstraße in München ist ein Modellprojekt, in dem AAD im Kontext einer baulichen Nachverdichtung umgesetzt wurde. Das Zentrum für Stadtnatur und Klimaanpassung (ZSK) begleitet das Vorhaben in der Wohnanlage der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG. Ziel ist hierbei, den bayerischen Kommunen durch praxisnahe Forschung Wissen an die Hand zu geben, um eine artenreiche und resiliente Stadtnatur zu entwickeln. Im Rahmen der baulichen Maßnahmen wurden neue Gebäude auf einer halböffentlichen Grünfläche und dem Gelände zweier Kindergärten errichtet. Nach der Auslobung des Wettbewerbs im Jahr 2014 waren die Wohngebäude bis zum Herbst 2019 fertig gestellt und wurden bezogen.

Verbesserte Habitatstrukturen und vielfältig bepflanzte Grünräume

Als Zielarten wurden Igel, Grünspecht, Haussperling und Zwergfledermaus ausgewählt. Die Gestaltung der Gebäude und Freiräume sind in der Planung folglich auf die Bedürfnisse dieser Arten abgestimmt. Mit in der Analyse erstellten Artenportraits konnten Standortfaktoren für die Zielarten identifiziert werden, die es den Tieren ermöglichen, ihren gesamten Lebenszyklus vor Ort zu realisieren. Sowohl im Hochbau als auch im Tiefbau wurden Maßnahmen realisiert, die Rückzugs- und Nistmöglichkeiten zur Verfügung stellen und das Nahrungsangebot verbessern. Die Pflanzenauswahl und auch die Gestaltung sind auf die Bedürfnisse der Zielarten abgestimmt. Auf diese Weise entstehen Synergieeffekte: Der Verlust an Grünräumen wird kompensiert und nicht nur neue Habitate für die Zielarten geschaffen, sondern ebenso ein Freiraum, von dem andere Tier- und Pflanzenarten profitieren. So wird die biologische Vielfalt gestärkt und eine gesunde, grüne Wohnumgebung für den Menschen geschaffen.

Vogel an einem Nistkasten
Nistkästen in der Außenwand eines Wohngebäudes der GEWOFAG

Wie wurde es gemacht?

Integration von Animal-Aided Design in allen Phasen der Bauplanung

Das Projekt wurde seit 2015 von der Technischen Universität München (TUM) und der Universität Kassel in Kooperation mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) begleitet. In einem interdisziplinären Team wurde parallel zur Ausarbeitung des Entwurfskonzeptes die Methode des Animal-Aided Design angewendet. Das AAD wurde durch Landschaftsarchitekt*innen und Biolog*innen in mehreren Schritten erarbeitet und in den Planungs- und Bauprozess integriert. Zuerst wurden im Rahmen der Standortanalyse die Zielarten identifiziert, um dann im Anschluss die neuen Gebäude und Freiräume nach den Bedürfnissen der verschiedenen Lebenszyklusphasen der Arten zu entwickeln. Über bereits etablierte Produkte und Maßnahmen hinaus sind dabei neue Bauweisen in enger Kooperation mit dem LBV entstanden.

Interdisziplinäre Lösungsansätze und forschungsbasiertes Monitoring

Ein gut durchdachtes, nachhaltig funktionierendes AAD muss von Beginn des Planungsprozess an in die Analysen und Ideenfindung integriert sein. Der rege Austausch in den interdisziplinären Teams und mit dem Bauherrn sicherte die Machbarkeit und das Verständnis für Prozesse zwischen den verschiedenen Akteur*innen. Die vielfältige Expertise wurde genutzt, um die Objektüberwachung mit einer ökologischen Baubegleitung zu kombinieren. Der LBV realisierte die Ersatzhabitate und die Forschungspartner*innen kontrollierten in Zusammenarbeit mit den Landschaftsarchitekt*innen die Bepflanzung, die Spechtlaterne, die Igelschublade und die Staubbäder. Teil der Objektbetreuung ist ein Monitoring, das nach der Fertigstellung dieser Maßnahmen, welche als wesentliche Kernelemente des AAD gesehen werden können, langfristig die Ansiedlung von Arten, die Auswirkungen auf das Wohnumfeld und die Forschungsflächen auf den Dächern überprüft. Der gute Austausch im Projekt machte es möglich, Probleme zu entdecken und gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln. Darüber hinaus besitzt das Projekt eine große Strahlkraft und zeigt, dass innovative Ansätze wie das AAD auch im geförderten Wohnungsbau umsetzbar sind.

Kontakt

Prof. Dr. Wolfgang W. Weisser
Technische Universität München
Technische Universität Wien
Prof. Dr. Thomas Hauck
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