Kurs Natur 2030 – Grün-blaue Infrastruktur und Stadtnatur in der Biodiversitätsstrategie Schleswig-Holstein
Worum geht es?
Grün-blaue Infrastruktur stärken, schützen und vernetzen
Im Jahr 2021 hat die Landesregierung Schleswig-Holstein die Strategie „Kurs Natur 2030 – Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Schleswig-Holstein“ verabschiedet. In der Biodiversitätsstrategie werden drei Hauptziele formuliert: Räumlich-konzeptionelle Planungen zur Sicherung der Arten- und Lebensraumvielfalt, Bildungsarbeit zum Thema Biodiversität und der Aufbau eines Akteursgruppennetzwerkes zur Umsetzung und Verstetigung der Biodiversitätsförderung. Im Kapitel zu Siedlungsnaturschutz und Planung wird das Ziel formuliert, bis 2030 den Zustand der Siedlungslebensräume so weit zu verbessern, dass ein Beitrag zum Erhalt und der Wiederherstellung der biologischen Vielfalt geleistet wird. Hierfür werden konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, die zur Erreichung dieser Ziele beitragen können.
Neue Schutzgebiete und Biotopverbundsysteme planen
In der Strategie werden die Zusammenhänge zwischen Erhaltung der biologischen Vielfalt und weiteren wichtigen politischen Aufgaben benannt. Die biologische Vielfalt wird als Querschnittsthema verstanden, das Synergien zur Klimaregulation, Gewässer-, Hochwasser-, Bodenschutz oder Erholung aufweist und sich wie ein roter Faden durch die Strategie zieht. Für den Schutz und die Entwicklung von Lebensräumen und Arten enthält die Strategie quantitative und qualitative Ziele: Bis 2030 sollen 30 Prozent der marinen und terrestrischen Landesfläche zu ökologisch hochwertiger blau-grüner Infrastruktur werden.
Stadtnatur biodiversitätsfördernd entwickeln
Ziele für den Naturschutz in Siedlungslebensräumen umfassen die Erhöhung des Anteils an heimischen Tier- und Pflanzenarten, die stärkere Berücksichtigung artenschutzrechtlicher Belange in der Bauleitplanung sowie die Verbesserung der Vernetzung von Siedlung und freier Landschaft. Im Siedlungsbereich sollen öffentliche Flächen und Gebäude Vorbildfunktion übernehmen und biodiversitätsfreundlich gebaut, umgebaut und unterhalten werden. Hierfür werden entsprechende Flächen, Gebäude und Straßenbegleitgrün repräsentativ erfasst, bewertet und anschließend für diese biodiversitätsfördernde Maßnahmen entwickelt. So sollen beispielsweise artspezifische Biotopstrukturen durch Steinschüttungen oder Totholz geschaffen werden. Straßenbegleitgrün soll so entwickelt und unterhalten werden, dass die Flächen zum Biotopverbund beitragen. Mit ausgewählten Gemeinden soll ein übertragbares Biodiversitätsmodell entwickelt werden, dass Kommunen bei der Entwicklung eigener Biodiversitätsstrategien hilft.
Wie wurde es gemacht?
Planung durch Erfassung und Monitoring des Bestands
Ausgangspunkt der Erarbeitung der Strategie war eine ökologische Situationsanalyse, bei der Faktoren für die Gefährdung der Biodiversität und Defizite identifiziert wurden. Daraus wurden qualitative, quantitative und strategische Leitziele sowie ressortübergreifende Synergieziele entwickelt. Nachdem die Verantwortungsbereiche den Akteursgruppen zugeordnet waren, wurden praktische Ansätze für Maßnahmen und Umsetzungen formuliert. Zeitgleich wurden Indikatoren für die erfolgreiche Umsetzung festgelegt. Auf diese Weise ist die Grundlage für ein langfristiges Monitoring gelegt, das ebenso Teil der Strategie ist.
Eindeutige Kommunikation und Netzwerkprinzip für einen integrierten Biodiversitätsschutz
Die Biodiversitätsstrategie wird durch multimediale Öffentlichkeitsarbeit begleitet, in der Risiken und Potenziale an ein breites Publikum kommuniziert werden, sodass die politische Notwendigkeit für den Schutz der Biodiversität deutlich wird. Drei Netzwerke für den landesweiten Biodiversitätsschutz beziehen zivilgesellschaftliche Akteursgruppen und Fachleute in die Umsetzung der Maßnahmen ein. Sie sollen für eine Verstetigung der Strategie sorgen. Das Netzwerk „Natur“ widmet sich der räumlich-funktionalen Planung zur Sicherung der Arten- und Lebensraumvielfalt, während das Netzwerk „Bildung“ die Initiative zur Verstetigung des Themas Biodiversität im Bildungsbereich anstrebt. Das Netzwerk „Akteur*innen“ übernimmt die übergeordnete Koordination zur Entwicklung der Maßnahmen sowie die Öffentlichkeitsarbeit. Das Netzwerkprinzip verspricht eine Verteilung von Verantwortlichkeiten und folglich einen breiten gesellschaftlichen Willen zur schnellen Umsetzung der Maßnahmen.