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Bundesamt für Naturschutz

Grünzug Bürgerbahnhof Plagwitz in Leipzig – grüne Begegnungsräume gemeinsam gestalten

Das ehemalige Güterbahnhofsareal in Leipzig-Plagwitz wurde als Ort der Begegnung und vielfältiger Grünkorridor entwickelt. Entstanden ist der Grünzug in Kooperation zwischen der Stadt Leipzig und Bürger*inneninitiativen. Der Park wird in Eigenregie von den Nutzer*innengruppen unterhalten.
Zielstellung für biologische Vielfalt
Aufwerten
Erleben und Wertschätzung fördern
Weitere Ziele
Gesundheit, Lebensqualität und Umweltgerechtigkeit
Sozialer Zusammenhalt und gesellschaftliche Teilhabe
Wirtschaftliche Entwicklung
Weitere Themen
Brachfläche
Nachnutzung
Stadtwildnis
Raumtyp
Grüne und blaue Korridore
Flächen für urbanes Gärtnern
Urbane Wildnis und Biotope
Planungsphase
Planung
Umsetzung
Pflege
Maßstabsebene
Quartier und Einzelfläche
Akteursgruppen
Kommunale Verwaltung
Bürger*innen
Vereine und Stiftungen
Prozessqualität
Partizipation
Neue Kooperationen
Ressourceneinsatz
Finanzierung
Kommunale Finanzierung
Öffentliche Förderung
Gemeinnützige Finanzierung

Worum geht es?

Umnutzung des stillgelegten Bahnhofs: Freiräume aktiv mitgestalten

Die zivilgesellschaftliche Initiative Bahnhof Plagwitz wurde 2009 gegründet, um das stillgelegte Güterbahnhofsgelände von rund 17 ha zu revitalisieren. Der Bahnhof war einst Europas größter Industrieverladebahnhof und lag seit den 1990er Jahren brach. Durch die gemeinsame Arbeit von Bürger*innen und der Stadt Leipzig ist seit 2016 ein grüner Korridor für Erholung und Naturerlebnisse entstanden, der Gemeinwohl im Quartier fördert und das industrielle Erbe der Stadt bewahrt. Es konnten zwölf Aktionsbereiche verwirklicht werden, unter anderem eine Parkwiese, ein Bouldergarten, ein Obstgarten, ein Café, ein Ballspielfeld, ein Bauspielplatz, eine Zeltwiese für Pfadfinder*innen, ein Gemeinschaftsgarten, Graffiti-Flächen, eine Fläche für Quartiersfeste und ein urbaner Wald.

Stadtnatur fördern und Freiraumnutzungen gemeinsam entwickeln

Der grüne Korridor hat durch die Aktionsbereiche eine kleinteilige und vielfältige Struktur und verbindet den Stadtraum durch neue Fuß- und Radwegeverbindungen. Er erhöht den Grünanteil im Stadtgebiet und ermöglicht die Entwicklung neuartiger Ökosysteme wie den 6,5 ha großen urbanen Wald. Der Grünzug ist multifunktional: einerseits trägt er zu einer artenreichen Stadtnatur bei. Beispielsweise konnten Eidechsen als wichtige Art für die biologische Vielfalt vor Ort identifiziert und für ihre Bedürfnisse der Eidechsen entsprechende Habitatflächen angelegt werden. In Bezug auf die Freiraumnutzung erlauben die thematisch angelegten Aktionsbereiche vielfältige Freizeitaktivitäten und Naturerfahrungen. Die Flächen für urbanes Gärtnern und der Bauspielplatz können von den Nutzenden aktiv mitgestaltet werden. Durch das vielfältige Nutzungsangebot können alle Generationen Teilhabe erfahren – das ehemalige Bahnhofsgelände ermöglicht Erholung im Café genauso wie Kletter- und Spielmöglichkeiten.

Blauer Himmel und ein Weg mit Bäumen und Gräsern am Wegesrand.
Auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände ist ein grüner Korridor mit vielfältigen Freiraumnutzungen und -strukturen entstanden

Wie wurde es gemacht?

Engagement und Ideen der Bürger*innen einbeziehen

Die Initiative Bürgerbahnhof Plagwitz basiert auf dem Engagement von Anwohnenden, Kulturschaffenden, Gewerbetreibenden und Vereinen, die das Areal in einen lebendigen Ort verwandeln wollten. Die Beteiligten brachten Wissen, Zeit, Netzwerke und finanzielle Ressourcen in die Planung ein. Seit 2010 führte die Initiative gemeinsam mit dem Quartiersmanagement Themenabende und Spaziergänge durch, sammelte erste Nutzungsideen und begann die Konzepterstellung für zehn Projekte. In Folge der großen Resonanz wurde die Initiative Mitglied in der Koordinierungsgruppe der Stadt Leipzig und die Entwicklungsplanung wurde beschlossen. Um Motivation und vorhandene Fähigkeiten nachhaltig zu nutzen, waren die frühe Einbindung der Bürger*innen in den Planungsprozess und Informationsaustausch von zentraler Bedeutung. Die Bürger*innenschaft wurde als gleichberechtigter Partner der Stadt in die Entscheidungsfindung eingebunden. Verbindliches Handeln und der Abbau bürokratischer Hürden vermittelte den Involvierten Selbstwirksamkeit und verstetigte das Interesse am Mitgestalten.

Freiräume in Eigenregie durch Bürger*innen verwalten lassen

Der Grünzug ist heute ein Begegnungsraum mit einem großen Identifikationspotential und Teilräume werden von verschiedenen Nutzer*innengruppen gestaltet und unterhalten. Die Stadt ist Vermieterin der Fläche. Ein Nutzerrat trifft die Entscheidungen zur Unterhaltung und Weiterentwicklung der Flächen, die von Bürger*innen gestaltet werden. Die Stiftung Ecken wecken tritt als Rechtsperson ein und sorgt für Interessenausgleich zwischen Nutzerrat und Stadtverwaltung. Bei wichtigen Entscheidungen wird der Quartiersrat einbezogen. Ein „urbanes Labor“ begleitet den Prozess mithilfe von Citizen Science und wissenschaftlichen Publikationen. Die ko-produktive Zusammenarbeit wird auch an anderen Orten in sogenannten Lösungsteams des Projekts „Wir im Quartier“ der Stiftung Ecken fortgeführt.

Finanzierung der Projektfläche durch gemeinsamen Betrieb des Areals

Der Bürgerbahnhof wurde durch Fördermittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, der Städtebauförderung und Eigenmittel der Stadt Leipzig umgesetzt. Darüber hinaus besteht der Anspruch, dass alle nutzenden Gruppen einen Beitrag zu Pflege, Instandhaltung und Weiterentwicklung des Areals leisten. So kann die Projektfläche sich heute selbst tragen. Gruppen, die neben ihrer gemeinnützigen Arbeit wirtschaftlich tätig sind, übernehmen einen höheren Anteil als nicht wirtschaftlich tätige Nutzer*innengruppen.

Kontakt

Bürgerbahnhof Plagwitz
Stiftung „Ecken wecken“
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