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Bundesamt für Naturschutz

Neue Kooperationen

Urbane grüne Infrastruktur lässt sich nicht immer von der Verwaltung allein entwickeln. Kooperationen mit Zivilgesellschaft, Privatwirtschaft oder Wissenschaft eröffnet neue Mitgestaltungsmöglichkeiten für die Stadtnatur.

Die Entwicklung von urbaner grüner Infrastruktur erfordert die Einbindung von vielen Akteur*innen und deren Fähigkeiten. Flächeneigentümer*innen, Vereine und Initiativen sowie Einzelpersonen können und wollen mitgestalten und wichtige Beiträge zur grünen Infrastruktur leisten. Außerdem lassen sich über neue Kooperationen auch private Flächen für die urbane grüne Infrastruktur qualifizieren. Es kann mehr für die Stadtnatur erreicht werden, als wenn nur die öffentliche Hand tätig wird. Bei einer grundstücksübergreifenden Regenwasserbewirtschaftung beispielsweise kann das Regenwasser von privaten Grundstücken zur Bewässerung öffentlicher Grünflächen genutzt werden. Dafür müssen rechtliche Rahmenbedingungen ausgelotet werden. Neue Kooperationen ergänzen und erweitern daher die Arbeit der kommunalen Verwaltung, brauchen auch Unterstützung und förderliche Rahmenbedingungen.

Neue Formen der Zusammenarbeit bedeuten auch, dass Verantwortlichkeiten geteilt werden und neue Akteur*innen Mitspracherechte einfordern. Die Veränderung von etablierten Machtverhältnissen kann bei Beteiligten aus Stadtverwaltungen Widerstände auslösen und neue Strukturen, die geteilte Verantwortung ermöglichen, bedürfen zunächst erstmal Ressourcen und Zeit. Daher bedeutet eine Entscheidung für neue Kooperationsformen auch einen Wandel in der Verwaltungsstruktur und -praxis.

Der Baustein „Neue Kooperationen“ lässt sich in die drei folgenden Kooperationsformen mit unterschiedlichen großen Spielräumen für die Akteur*innen aus der Stadtgesellschaft unterteilen. Die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Formen sind oft fließend und können sich auch im Laufe eines Planungs- und Umsetzungsprozesses verändern.

Neue Kooperationen von Stadtverwaltung, Privatwirtschaft, Zivilgesellschaft oder Wissenschaft

Bei der ersten Variante von neuen Kooperationen liegt die Federführung bei einem der Akteur*innen, häufig der Stadtverwaltung, der die Verantwortung trägt und Rahmenbedingungen vorgibt. Weitere Kooperationspartner werden zur Mitgestaltung zugezogen, können allerdings nur im vorgegebenen Rahmen mitgestalten. Beispiele sind, dass Gruppen bestimmte Flächen in Parks und anderen öffentlichen Freiräumen nutzen und gestalten dürfen.

Privatwirtschaftliche Unternehmen können für die Umsetzung urbaner grüner Infrastruktur finanzielle Mittel generieren oder auch technische Ressourcen bereitstellen. Die Stadtverwaltung kann z.B. innovative Lösungen durch die Zusammenarbeit mit Start-ups und Unternehmen aus dem Technologiesektor fördern. Dies könnte die Entwicklung von grünen Technologien, Apps für Bürgerbeteiligung oder datengestützte Ansätze zur Verbesserung der grünen Infrastruktur umfassen.

Verbände, Vereine und Stiftungen können auch als Vermittler zwischen der Stadtverwaltung und den Bürger*innen dienen, weil sie oft Strukturen und Kommunikationswege haben, die den Zugang für Bürger*innen erleichtern. So gibt es beispielsweise zivilgesellschaftliche Organisationen, die Baumscheibenpatenschaften vermitteln und koordinieren oder Baumpflanz-Kampagnen betreuen und so die Arbeit der Stadtverwaltung unterstützen.

Durch Partnerschaften mit Akteur*innen aus der Wissenschaft können neue Methoden erprobt, praxisrelevantes Wissen generiert und Forschungsgelder generiert werden, mit denen innovative Projekte umgesetzt werden können. Hier gibt es auch Beispiele, bei denen die Federführung für das Gesamtvorhaben bei wissenschaftlichen Akteur*innen liegt, so dass diese einen erheblichen Teil der Arbeit leisten.

Koproduktion - Neue Formen der Zusammenarbeit

Koproduktion bedeutet gleichberechtigtes Entwickeln, Entscheiden und Umsetzen von Partner*innen aus unterschiedlichen Bereichen der Stadtgesellschaft. Im Unterschied zur Kooperation wird nicht nur partiell zusammengearbeitet, sondern umfassend gemeinsam gestaltet und entschieden. Die Akteur*innen planen und setzen die grüne Infrastruktur aktiv um. Die aktive Mitgestaltung fördert die Identifikation mit der Stadtnatur in der Kommune. Außerdem werden das Zugehörigkeitsgefühl und Engagement innerhalb der Gemeinschaft, beispielsweise im Quartier, gestärkt.

Koproduktion, als ein gemeinsames Handeln auf Augenhöhe, erfordert neue Verantwortungsstrukturen. Um Koproduktion als Teil der kommunalen Selbstverwaltung zu verankern, müssen entsprechende vernetzende Strukturen innerhalb der Stadtverwaltung geschaffen werden. Dies kann beispielsweise durch regelmäßige Sitzungen in Arbeitsgruppen mit einer frühzeitigen Klärung der Verantwortungsbereiche und Austausch von Fachexpertise umgesetzt werden. Aber auch durch Angebote wie gemeinschaftliche Pflegearbeiten oder Patenschaften z.B. für Stadtbäume oder Hochbeete.

Selbstorganisation – Förderung von Eigeninitiative

Bei der Selbstorganisation geht die Initiative von engagierten Bürger*innen, Unternehmen oder anderen Akteur*innen aus. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, neue Vereine zu gründen, um Projekte in einem strukturierten Rahmen voranzutreiben und nicht als Einzelpersonen zu agieren.

Vereine und Initiativen übernehmen oft eine bündelnde und vermittelnde Rolle, indem sie Einzelpersonen zusammenbringen und beispielsweise das entsprechende Fachwissen in Vorhaben einbringen.

Das Engagement der Bürger*innen für eine gemeinwohlorientierte Freiraumentwicklung sollte von der kommunalen Verwaltung wertgeschätzt und möglichst unterstützt werden, z.B. über die Bereitstellung von Beratungsangeboten, finanzielle Förderung oder den Abbau bürokratischer Hürden.

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