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Bundesamt für Naturschutz

Belassen von Wildtierkadavern in der Landschaft – Erprobung am Beispiel der Nationalparke

Forschung und Förderung
Zustand und Schutz
Schutzgebiete
Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben
Wildtierkadaver sind ein Hotspot für die Artenvielfalt. In und an ihnen tummeln sich viele Organismen: von Bakterien über Pilze, Insekten, Säugetiere bis hin zu Vögeln. Das Belassen von Kadavern in der Landschaft ist vielfach noch nicht akzeptiert und auch im Schutzgebietsmanagement nicht vorgesehen. Dieses Projekt soll zur Akzeptanz beitragen.
Projektregionen
Europa
Zuständiges Fachgebiet
Fachgebiet II 2.1 Biotopschutz und -management, Schutzgebiete
Laufzeit
01.10.2022 – 30.09.2025 (Hauptvorhaben) und 01.01.2023 – 30.06.2027 (Wissenschaftliche Begleitung)
Lage
15 Nationalparke (alle deutschen Nationalparke, ausgenommen Nationalpark Müritz)
Das Foto zeigt einen Luchs an einem Rotwildkadaver im NLP Harz
Luchs am Rotwildkadaver im NLP Harz

Beschreibung

FKZ: 3522 89 2070 (Hauptvorhaben), FKZ: 3522 89 2120 (Wissenschaftliche Begleitung)

Hintergrund 

In Nationalparken darf sich die Natur in ihrer natürlichen Dynamik frei entfalten. Während der Gedanke dieses „Prozessschutzes“ in Bezug auf das Verrotten von Totholz gesellschaftlich angenommen und akzeptiert ist, ist das Belassen von Wildtierkadavern in der Landschaft vielfach noch nicht anerkannt. Kadaver sind jedoch höchst nährstoffreiche Biomasseressourcen und als Hotspots der Biodiversität nicht zu unterschätzen. Sogar in den deutschen Nationalparken mit dem expliziten Ziel des Prozessschutzes, ist das Belassen von Aas in der Fläche kaum im Schutzgebietsmanagement vorgesehen. Die Wirkung solcher Maßnahmen auf allgemeine ökologische Prozesse im Kadaverumfeld sind bislang nicht hinreichend untersucht.

Das Projekt

Hier setzt das Projekt an: Ziel des 3-jährigen Projektes ist die Anreicherung von Wildtierkadavern (tote tierische Biomasse) als Pendant zur bereits erfolgreich umgesetzten Totholzanreicherung (tote pflanzliche Biomasse) in Ökosystemen. Gleichzeitig soll das Bewusstsein in der Öffentlichkeit für das Thema Wildtierkadaver sensibilisiert werden. Dabei wird das konkrete Ziel eines dauerhaften Erhalts der natürlichen Dynamik und Diversität am toten Tier mit der gesamten Aasverwertergilde als einem festen Bestandteil des Prozessschutzes in Nationalparken (und zukünftig auch in Wildnisgebieten und Kernzonen der Biosphärenreservate) verfolgt. 

Ziel der 5-jährigen wissenschaftlichen Begleitung ist zum einen die biostatistische Analyse und der anschließende gebietsübergreifende Vergleich der Ergebnisse des standardisierten Kadavermonitorings zwischen den 15 beteiligten deutschen Nationalparken. Des Weiteren sollen aus den zur Veröffentlichung vorgesehenen Ergebnissen und Erfahrungen des Projekts gebietsübergreifend belastbare Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Aas in den Nationalparken und Wildnis- und Schutzgebieten außerhalb der Nationalparke erarbeitet werden, um die Diversität an Aasverwertergemeinschaften zu stabilisieren und langfristig zu erhalten.

Ausblick

Das Projekt unterstützt neben wissenschaftlichen Erkenntnissen auch die Bewusstseinsbildung und trägt zur öffentlichen Wahrnehmung des Themas bei. Dies wird auch durch die Presse-Resonanz deutlich. In einer Pressemitteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg kann ein erstes für den Arten- und Prozessschutz bedeutsames Ergebnis aus dem standardisierten Kadavermonitoring im Nationalpark Eifel eingesehen werden. Zudem beschäftigen sich drei Bachelorbeiten und eine Masterarbeit (Stand Dezember 2023) mit Biodiversitätsanalysen zur Aussprache von Handlungsempfehlungen basierend auf der Aaskäferdiversität (Coleoptera: Silphidae) und der Diversität großer Aasfresser in den NLPs Bayerischer Wald, Eifel und Hainich. Das Kadavermikrobiom (Bakterien und Pilze) aus allen NLPs wird bis Ende September 2026 an der Universität Bayreuth im Rahmen einer Forschungskooperation sequenziert.

Zuwendung (bestimmt) für

Universität Würzburg
Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie (Zoologie III)
Am Hubland, 97074 Würzburg
0931 31-84350

Kontakt im BfN

Eva Flinkerbusch
Leitung Fachgebiet II 2.1 Biotopschutz und -management, Schutzgebiete
0228 8491-1560
Konstantinstr. 110, 53179 Bonn
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