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Bundesamt für Naturschutz

Industrienatur erhalten im Gleispark Frintrop in Essen und Oberhausen

Der Gleispark Frintrop ist ein Hotspot der Biodiversität im Ruhrgebiet und zeigt Besuchenden die besondere Vielfalt industriell-geprägter Standorte. Der Regionalverband Ruhr (RVR) kooperiert mit der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet und Universitäten, um die Artenvielfalt im Gleispark dauerhaft zu erhalten.
Zielstellung für biologische Vielfalt
Schützen
Erleben und Wertschätzung fördern
Ökologisch managen
Weitere Ziele
Gesundheit, Lebensqualität und Umweltgerechtigkeit
Weitere Themen
Brachfläche
Pflege- und Entwicklungskonzept
Raumtyp
Schutzgebiete und Ausgleichsflächen
Parks
Planungsphase
Umsetzung
Pflege
Monitoring
Maßstabsebene
Quartier und Einzelfläche
Akteursgruppen
Planungs- oder Zweckverband
Weitere Institutionen
Vereine und Stiftungen
Prozessqualität
Neue Kooperationen
Finanzierung
Öffentliche Förderung
Sonstiges
Kommunale Finanzierung

Worum geht es?

Brachen als wertvolle Stadtnaturflächen und Erholungsorte entwickeln

Auf den Flächen der Montanindustrie entstand im Ruhrgebiet eine besondere Industrienatur. Zu diesen Flächen gehören unter anderem auch Bahnhöfe und Gleisanlagen. Der Rangier- und Sammelbahnhof Essen-Frintrop an den Stadtgrenzen von Essen und Oberhausen lag seit den 1930 Jahren brach. Auf den warmen, trockenen und nährstoffarmen Flächen hat sich ein vielfältiger Lebensraum mit waldähnlichen Beständen, Hochstaudenfluren und Wiesen mit hoher Artenvielfalt entwickelt, ein Biodiversitätshotspot im Ruhrgebiet. Rund 250 verschiedene Gefäßpflanzen etablierten sich auf den Flächen, einschließlich Arten der Roten Liste Nordrhein-Westfalens. Ende der 1990er Jahre hat der damalige Kommunalverband Ruhrgebiet, heute Regionalverband Ruhr (RVR), die Fläche gekauft und bis zum Jahr 2007 auf circa 30 Hektar als Park entwickelt. Die auf den aufgelassenen Bahnflächen entstandene Spontanvegetation wird erhalten und für die Besuchenden inszeniert. Durch ein Rundwegesystem, zwei Aussichtskanzeln und Sitzgelegenheiten ist ein Park entstanden, der Erholungsmöglichkeiten schafft und Verbindungen der angrenzenden Stadtteile und Wohnquartiere verbessert. Der Gleispark ist mit dem RVR-Besucherzentrum Haus Ripshorst und der zentralen Wegeachse des Emscher Landschaftsparks entlang der Emscher verbunden. Er ist eine Station der „Route Industrienatur“, die Erholungssuchenden die Besonderheiten der Natur im Ruhrgebiet näherbringt.

Pflege an naturschutzfachlichen Zielen ausrichten

Der Regionalverband Ruhr unterhält den Park in Kooperation mit der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet e. V., die sich für die Erhaltung der urbanen Biodiversität im Ruhrgebiet einsetzt. Um die ruderalen Wiesenflächen, Ruderalfluren und vegetationsarmen Flächen zu erhalten, sind regelmäßige Pflegemaßnahmen notwendig. Das Pflege- und Entwicklungskonzept wurde 2009 von der Biologischen Station erarbeitet und im Jahr 2017 aktualisiert. 2017 wurden Artenschutzgewässer für die Kreuzkröte angelegt, um Lebensräume für Amphibien zu schaffen und so die Artenvielfalt zu erhöhen.

Wiese mit Teich, Zaun, Bäumen und Infoschild
Artenschutzgewässer im Gleispark Frintrop, Essen

Wie wurde es gemacht?

Langfristiger Planungshorizont unter Einbezug der Öffentlichkeit

In den 1990er Jahren erwarb die Stadt Essen das Gelände. Am Anfang des langen Entwicklungsprozesses wurde eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Der Gleispark wurde unter Beteiligung der Bevölkerung – seinerzeit noch mit der Bezeichnung Ruderalpark – geplant und umgesetzt. Es gab mehrere Workshops und Informationsveranstaltungen, bei denen die Anwohnenden und die Öffentlichkeit ihre Ideen und Anregungen einbringen konnten.

Entwicklung der biologischen Vielfalt beobachten und Bürger*innen einbinden

Die Biologische Station untersucht die biologische Vielfalt auf der Fläche regelmäßig. Mit dem RVR und Universitäten wird auch die Entwicklung des angrenzenden naturnah wiederhergestellten Kanals Läppkes Mühlenbach untersucht, sodass Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen bei Bedarf angepasst werden können. Unter den zahlreichen Brachflächen im Ruhrgebiet sticht der Gleispark heraus – die Fläche verfügt über ein besonders großes und gut ausgebautes Wegesystem mit Sitzmöglichkeiten und Informationstafeln.

Förderprogramme nutzen und extensiv pflegen

Die Umsetzung des Parks wurde zu großen Teilen über das Ökologieprogramm Emscher-Lippe (ÖPEL) gefördert, ein von 1990 bis 2014 laufendes Förderprogramm für Strukturwandel und ökologische Aufwertung des Ruhrgebiets mit einem Gesamtvolumen von rund 500 Millionen Euro. Die Kosten für den Gleispark inklusive Grunderwerb betrugen circa 3,5 Millionen Euro. Um die Qualitätssicherung des herausragenden Freiraums kümmert sich der RVR mit seiner eigenbetriebsähnlichen Einrichtung Ruhr Grün. Die jährlichen Kosten für die Pflege, Unterhaltung und Entwicklung werden vom RVR getragen und belaufen sich auf rund 100.000 Euro. Mit einem durchschnittlichen Pflegeaufwand von 0,42 Euro/Quadratmeter ist der Kostenaufwand für eine Fläche – trotz außergewöhnlich hoher Bedeutung für die biologische Vielfalt – auch aufgrund der birkenwaldähnlichen Flächen relativ gering. Die durchschnittlichen extensiven Pflegekosten (unteres Pflegelevel) für Parkanlagen werden im bundesdeutschen Durchschnitt mit 1,19 Euro/Quadratmeter angegeben (KGSt Bericht 2017). Aufgrund seiner herausragenden Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz werden die Pflegekosten zur Zeit finanziell zu 50 von Hundert vom Land NRW ausgeglichen.

Kontakt

Markus Keil
Umweltbildung, Referat Freiraumentwicklung und Landschaftsbau, Team Umweltbildung und touristische Besucherzentren
RVR Ruhr Grün (Regionalverband Ruhr)
Qualitätssicherung
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