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Bundesamt für Naturschutz

Häufig gefragt: Brachflächen

Die Anlage von Brachflächen ist eine einfache und effektive Methode, um in allen Arten der Agrarlandschaft Lebensräume für ein Vielzahl von Arten anzubieten. Brachen werden daher dringend benötigt, um dem anhaltenden Trend der Abnahme der biologischen Vielfalt entgegenzuwirken und internationale und nationale Ziele der Agrarumweltpolitik zu erreichen. Die folgenden Fragen und Antworten untermauern die Debatte mit wissenschaftlich fundierten Aussagen und Bewertungen.

Was sind eigentlich Brachen?

Auf landwirtschaftlich genutztem Ackerland bedeutet das Anlegen einer Brache, dass der Acker oder eine Teilfläche davon, für einen bestimmten Zeitraum nicht mehr für die Erzeugung von Nahrungs- oder Futtermitteln und nachwachsenden Rohstoffen genutzt wird. Brachen können in verschiedenen Varianten angelegt werden, je nachdem welches naturschutzfachliche Ziel mit ihnen verbunden ist. Stoppelbrachen entstehen durch Nichtbearbeitung der Fläche nach der Ernte; die auf dem Acker verbliebenen Stoppeln der geernteten Hauptfrucht sind zunächst ein typisches Erkennungsmerkmal. Außerdem bleiben bei der Stoppelbrache Erntereste auf der Oberfläche vorhanden, die Zugvögeln oder dem Rebhuhn als Nahrung dienen können. Die verbliebenen Stoppeln bieten darüber hinaus eine gewisse Deckung vor Fressfeinden. Wird die Stoppelbrache sich selbst überlassen, kann sich auf diesen Flächen spontan die vorhandene Pflanzenvielfalt des Standortes einstellen. In diesem Fall spricht man auch von Brache mit Selbstbegrünung. Hier liegt das Augenmerk besonders auf der Förderung seltener Ackerwildkräuter, die durch eine schnelle Bearbeitungsfolge ansonsten kaum Chancen haben sich zu vermehren. Eine Schwarzbrache liegt dann vor, wenn die Fläche vor der Vegetationsperiode durch mechanische Bodenbearbeitung vegetationslos gehalten wird. Auch hier soll eine Selbstbegrünung erreicht werden und so Ackerwildkräutern, aber auch Feldvögeln ein Lebensraum gegeben werden. Wird die Fläche nach der Ernte bearbeitet und eine Saatgutmischung eingesät, spricht man von einer Einsaatbrache. Wird eine blütenreiche, bestenfalls aus regionalem Saatgut bestehende Saatmischung verwendet, bieten solche Brachen ein großes Nahrungsspektrum für verschiedenste Insekten, Vögel und Säugetiere und können über mehrere Jahre ihre Attraktivität, auch für den Menschen, behalten. Eine Düngung oder ein Pflanzenschutzmitteleinsatz findet auf Brachflächen nicht statt.

Woher kommt die Idee der Brache?

Historisch hatte die Brache eine wichtige Funktion zum Erhalt der Fruchtbarkeit der Böden in der Landwirtschaft. Da keine mineralischen Dünger zur Verfügung standen und kaum organisches Material nach der Ernte zurückblieb, laugten die Böden schnell aus. Das Bodenleben kann sich auf einer Brache erholen, organisches Material sammelt sich wieder an, es bildet sich Humus und Nährstoffe können sich wieder anreichern. Die Wurzeln der Ackerwildkräuter verhindern Erosion und fördern die Bodenstruktur. Sie sorgen mit dafür, dass der Wasserhaushalt des Bodens ausgeglichener ist.

Welchen Nutzen bringen Brachen für Pflanzen und Tiere?

In den letzten 100 Jahren hat sich die Intensität, mit der in Deutschland Landwirtschaft betrieben wird, deutlich erhöht. Der regelmäßige Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und mineralischen Düngern hat dazu geführt, dass selbst auf eigentlich ungünstigen Standorten in enger Folge ertragreiche Kulturarten wie Mais, Weizen und Raps angebaut werden können. Die häufig eher konkurrenzschwachen Ackerwildkräuter wurden dadurch stark zurückgedrängt, während sich einige wenige Arten als sogenannte „Problemunkräuter“ etablieren konnten. Strukturen wie Hecken, artenreiche Wegeränder, Kleingewässer wurden nach und nach entfernt. Große Schläge, die bis an die Ufer, Wege- und Waldränder etc. heranreichen haben zu einer „ausgeräumten“ Landschaft mit wenig Angeboten für Tiere und Pflanzen geführt.

Dadurch sind heute etwa ein Drittel der rund 270 typischen Ackerwildkrautarten gefährdet. Betrachtet man das Innere der Äcker, nahm die Anzahl der dort gefundenen Arten sogar um 71 % ab. Vögel der Agrarlandschaft, wie die früher häufige Feldlerche, haben ebenfalls drastische Einbußen erlitten.

Auf selbstbegrünten Brachen können Ackerwildkräuter, die sonst durch die konkurrenzstarken Kulturarten und Herbizide verdrängt würden, wieder wachsen, zur Blüte kommen und sich vermehren. Ihre Vielfalt dient verschiedensten Insekten, auch Spezialisten wie vielen, teils gefährdeten Wildbienenarten, als Nahrungsquelle. Gleichzeitig profitieren viele Säugetiere und Vögel von den Brachflächen. Obwohl Arten wie die Feldlerche oder das Rebhuhn auch in bewirtschafteten Ackerflächen vorkommen können, sind ihre Dichten auf Brachflächen bzw. in mit Brachflächen durchsetzten Landschaften deutlich höher. Dabei spielt sowohl die Pflanzenvielfalt auf den Brachen eine Rolle, die für Nahrung sorgt, der Strukturreichtum, der geschützte Brutplätze bietet, als auch die Ruhe durch fehlende Bewirtschaftung. Auch die oft übersehenen Bodenorganismen werden weder durch Bodenbearbeitung noch durch Düngemittel oder Pestizide beeinträchtigt und profitieren ebenfalls von der oberirdischen Pflanzenvielfalt.

Warum sollten Brachen weiterhin einen Anteil am Landschaftsbild haben?

Im Gegensatz zu anderen Maßnahmen, wie einer Bewirtschaftung ohne Pflanzenschutzmittel oder der Schaffung neuer Hecken, sind Brachen zeitlich begrenzte Maßnahmen, die die Landwirt*innen in ihre Bewirtschaftungspläne einarbeiten können. Eine vollständige Umstellung des Betriebs, wie zum Beispiel beim Ökolandbau, ist nicht nötig. Sie sind damit eine relativ einfache aber sehr effektive Maßnahme, um vielen Arten der Agrarlandschaft wieder Lebensräume anzubieten. Während Brachflächen in den vergangenen Jahrzehnten noch häufiger vorkamen, spielen sie heute kaum noch eine Rolle. Die statistischen Jahresberichte des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft weisen für 2022 nur einen Anteil von 3,2 % Brachen bzw. Stilllegungsflächen am Ackerland aus. Wissenschaftliche Untersuchungen gehen davon aus, dass für den Erhalt der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft ein Anteil von Rückzugsflächen in Form von Brachen und anderen, nicht-bewirtschafteten Elementen wie Hecken, von mindestens 10 % nötig ist. Wird die Bewirtschaftung der Landwirtschaftsflächen in der derzeitigen Intensität ohne einen Ausgleich durch zum Beispiel Brachflächen fortgeführt, ist mit einer weiteren Abnahme der Anzahl der Arten sowie der Anzahl der Individuen der verbliebenen Arten auszugehen.

Wie sollte aus Naturschutzsicht eine gute Brache aussehen?

Der ökologische Mehrwert von Brachen für Wildtiere und -pflanzen wird maßgeblich von ihrer Ausgestaltung, also ihrer Anlage, Pflege und Standdauer bestimmt. Auch in Abhängigkeit des Standortes (Boden, Klima, vorherige Nutzung) können Brachen sehr unterschiedlich in Erscheinung treten. Dies alles ist zu berücksichtigen, wenn mit Brachen bestimmte Zielarten gefördert werden sollen. Idealerweise sollen Brachen sinnvoll in einen größeren Biotopverbund eingebunden sein, der die extensiv oder nicht-genutzten Landschaftsbestandteile der Agrarlandschaft miteinander verbindet.

Aus fachlicher Sicht ist eine „gute“ Brache eine mindestens überjährig (von Herbst bis Vorbereitung für die Folgekultur im Herbst des Folgejahres) nicht bewirtschaftete Fläche, d.h. ohne Bodenbearbeitung, Mahd/Mulchen, Pflanzenschutzmitteleinsatz und Düngung. Gefördert wird dadurch die Spontanbegrünung mit Ackerwildkräutern. Sofern Brachen nur eine kurze Standdauer haben, ist es von Vorteil, wenn die brachgelegten Flächen „rotieren“. Dann sollten die Entfernungen zwischen alter und neuer Brache nicht zu weit sein, damit auch weniger mobile Arten profitieren können. Idealerweise verbleiben selbstbegrünte Brachen aber über mehrere Jahre (2-5) auf derselben Fläche. Dies hat den Vorteil, dass in den überwinternden Pflanzenbeständen Tiere weiterhin Futter und Deckung finden können. So überwintern viele Insekten und andere Kleintiere an oder in den abgestorbenen Pflanzenteilen, die sie auf den Äckern nicht vorfinden. Vorteilhaft ist außerdem eine anteilige Pflege, bei der in jedem Jahr, vorzugsweise im Frühjahr vor der Brut- und Setzzeit, nur ein Teil der Brachfläche hoch abgemäht wird. Der Rest bleibt stehen und wird dann im Folgejahr gepflegt. Wichtig ist, dass das Mahdgut nicht auf der Fläche verbleiben darf, da viele Kräuter durch dieses im Wachstum unterdrückt werden und die Fläche schnell durch Gräser dominiert wird.

Muss eine Brache immer ein dichtes, farbenfrohes Blütenmeer sein?

Nein. Auch wenn sich das menschliche Auge an großer Farbenpracht erfreut, gleichen Brachen nicht zwangsläufig einem Blumenstrauß, wie viele ihn kennen und schätzen. Das farbenfrohe Blütenmeer zeigt sich meist bei Einsaatbrachen, sofern die Saatgut-Mischung eine hohe Pflanzendiversität aufweist. Die Farbenpracht ist meist in den ersten 1-3 Standjahren am höchsten, nimmt dann aber erfahrungsgemäß nach und nach ab, ohne dass der ökologische Wert damit geschmälert wird. In Abhängigkeit des Standortes können sich dann konkurrenzstarke und an den Standort bzw. die vorherige landwirtschaftliche Nutzung angepasste Arten durchsetzen. Diese meist als Acker-Unkräuter in der Landwirtschaft ungeliebten Arten, wie zum Beispiel Weißer Gänsefuß (Chenopodium album), stellen jedoch auch für viele Wildtiere und Insekten eine wichtige Nahrungsressource dar und erfüllen ihren ökologischen Zweck. Je nach Dominanz einzelner Ackerwildkräuter können Pflegemaßnahmen Sinn machen, damit die Ackerfläche nach der Brachezeit wieder problemlos in die ackerbauliche Bewirtschaftung überführt werden kann. Darüber hinaus profitieren viele Tiere und Pflanzen davon, wenn die Vegetation auf einer begrünten Brache nicht dicht an dicht steht. Offene Bodenstellen bieten sonnige und sich schnell erwärmende Plätze, auf denen viele Tiere im wahrsten Sinne des Wortes „Sonne tanken“ können. Je nach Bodenbeschaffenheit können zum Beispiel viele Wildbienen ihre Brutgänge im offenen Boden graben und für Nachwuchs sorgen. Außerdem bieten offene Stellen wieder Platz für neue Pflanzen in der nächsten Vegetationsperiode.

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