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Bundesamt für Naturschutz

Asio flammeus - Sumpfohreule

Geschützt nach
Anhang I Vogelschutzrichtlinie
Artengruppierung
Vögel
Status Rote Liste Deutschland
(Ryslavy et al. 2020): 1 (Vom Aussterben bedroht)
Status Rote Liste Europa
(Bird Life International, 2021): LC (Nicht gefährdet)

Beschreibung

Die Sumpfohreule ähnelt der häufigeren Waldohreule, zeichnet sich aber durch sehr kurze, kaum erkennbare Federohren aus. Weitere Unterscheidungsmerkmale sind die schwarze Umrandung der Augen sowie eine längsgestreifte Körperunterseite. Das Gefieder weist ansonsten eine schilfgelbe Grundfarbe auf, oberseits mit einem groben Muster dunkelbrauner Flecken. Die Flügelspannweite der Sumpfohreule beträgt 96-107 cm (Mebs & Scherzinger 2008).

Die Sumpfohreule gehört zu den weltweit am weitesten verbreiteten Eulenarten und ist in Europa, Asien, Nord- und Südamerika sowie auf einigen pazifischen Inselgruppen verbreitet. In Eurasien ist ihr Verbreitungsgebiet von Osteuropa bis an die Pazifikküste fast komplett geschlossen. Weiter westlich kommen Sumpfohreulen hingegen nur sehr verstreut vor. Besiedelt werden bevorzugt Moore und Sümpfe, seltener auch trockenere Lebensräume.

Verbreitung

Trotz fluktuierender Bestände war die Sumpfohreule noch vor rund 100 Jahren in den ausgedehnten Mooren und Heiden der Norddeutschen Tiefebene weit verbreitet und nicht selten. Die großflächige Zerstörung der Brutlebensräume, insbesondere der Moore, führte im 20. Jahrhundert allerdings zu starken Bestandseinbrüchen. Heute konzentriert sich ein großer Teil des deutschen Brutbestandes auf die Ostfriesischen Inseln, auf denen sich die Art erst Ende des 19. Jahrhunderts ansiedelte. Eindeichungen ermöglichten dort eine Zunahme der Wühlmauspopulationen und eine deutlich verbesserte Nahrungsgrundlage für die Sumpfohreule. Auswirkungen schwacher Mäusejahre können hier zusätzlich offenbar durch die Umstellung auf Vögel als Nahrung leichter kompensiert werden. Abseits der Küste gibt es in Nordwestdeutschland heute nur noch wenige Schwerpunktvorkommen im Emsland, in der Umgebung des Dümmers, im Land Wursten, in der Teufelsmoor-Wümme-Niederung und in der Schleswigschen Geest. Im Nordostdeutschen Tiefland ging die Verbreitung seit Anfang der 1980er-Jahre deutlich zurück und betrifft heute nur noch vereinzelte, meist kurzfristige Ansiedlungen. Solche spontanen Ansiedlungen hängen mit starken Mäusejahren zusammen, in denen in manchen Gebieten dann gleich mehrere Paare zur Brut schreiten.

Lebensraum

Brutgebiet

Die Bruthabitate der Sumpfohreule in Deutschland umfassen großräumige, offene bis halboffene Lebensräume mit niedriger Vegetation, jedoch ausreichend Deckung für die Nester. Die Spanne reicht dabei von Küstenlandschaften mit Dünentälern, Küstenheiden oder Salzwiesen über Niederungen, Ästuare bis hin zu Nieder-, Hoch- und Übergangsmooren. Bruten in Getreide oder auf Kahlschlägen sind selten. Neststandorte umfassen hochwüchsige Landröhrichte, Hochstauden, Brachen, Feuchtwiesen und Getreideäcker. Zur Jagd nach Mäusen werden offene Moore, Grünländer, Felder, Dünengebiete und Vorländer genutzt.

Zugweg und Überwinterungsgebiet

Das Zugverhalten wird bei Sumpfohreulen sehr stark vom Nahrungsangebot beeinflusst. Dabei reagieren die Vögel auf ein sich änderndes Nahrungsangebot mit einer hohen, ungerichteten Mobilität. Im Hinblick auf Brut- und Überwinterungsgebiete zeigt sich daher eine geringe Ortstreue und stattdessen ein eher nomadisches Verhalten. Wiederfunde in Deutschland beringter Sumpfohreulen streuen in alle Richtungen. Zwei in Bayern beringte Nestgeschwister zeigen die Komplexität des Zugverhaltens der Sumpfohreule. Einer dieser Vögel wurde im Herbst des Folgejahres in Nordfrankreich festgestellt, während der andere fast zeitgleich in Westsibirien gefunden wurde. In Nordwestdeutschland beringte Jungvögel siedelten sich in Norwegen, Schweden, Finnland und Russland als Brutvogel an. Umgekehrt wird davon ausgegangen, dass es in guten Wühlmausjahren zu einer Zuwanderung auch aus diesen Gebieten nach Deutschland kommt.

Fortpflanzung/Biologie

Sumpfohreulen erreichen die Geschlechtsreife bereits im ersten Lebensjahr. Die Paarbildung erfolgt meist von Mitte März bis Ende April, mitunter aber sogar schon ab Ende Januar am Überwinterungsplatz. Reviere werden ab Ende März besetzt, wenn die Männchen sehr auffällige Balzflüge vollführen. Dabei steigen sie im Ruderflug rasch in die Höhe, kreisen und rütteln, bevor sie im steil abwärts gerichteten Sturzflug mit den Flügeln klatscht. Dabei äußern die Vögel auch einen Gesang mit schnell gereihten, dumpfen Tönen. Das Nest wird am Erdboden bevorzugt an trockenen Stellen mit hoher, aber lückiger Vegetation gebaut. Oft wird es in der Nähe von Erhebungen angelegt, um vom Ansitz aus bewacht werden zu können. Sumpfohreulen leben in saisonaler Monogamie und führen i.d.R. eine Jahresbrut durch, Zweitbruten sind aber ebenfalls nachgewiesen. Die meist 7-10 Eier werden vor allem Anfang April bis Ende Juni gelegt und 24-28 Tage allein vom Weibchen bebrütet. Die Jungen verlassen bereits ab dem 15. Tag das Nest und verteilen sich in der umgebenden Vegetation. Dort werden sie von beiden Altvögeln weiter mit Futter versorgt. Mit 30-48 Tagen werden die Jungvögel flügge, verbleiben aber noch bis zu zwei weitere Monate im Familienverband (Südbeck et al. 2005).

Gefährdung

Lebensraumverluste durch Entwässerung, Intensivierung oder Aufforstung können zu Verlusten von Brutlebensräumen und Nahrungsgebieten führen. Das Nahrungsangebot kann ebenfalls durch Landnutzungsänderungen, Bodenverdichtung sowie den Einsatz von Rodentiziden gemindert werden. Eine bedeutende Gefährdung von Bruten in landwirtschaftlich genutzten Flächen stellt eine zu frühe Mahd dar. Freizeitnutzung und Tourismus können zu erheblichen Störungen am Brutplatz führen. Zu den natürlichen Verlustursachen zählt die Prädation.

Schutz

Zu den Schutzmaßnahmen für die Sumpfohreule gehören ein verbesserter Schutz und der Erhalt sowie die Wiederherstellung geeigneter Nahrungs- und Bruthabitate, wie die Schließung von Entwässerungsgräben, die Beseitigung von Birkenaufwuchs in Moorgebieten sowie die Wiederherstellung feuchter, naturnaher Grünländer ((Mebs & Scherzinger 2008, Krüger 2019). Durch eine Reduktion des Einsatzes von Rodentiziden kann die Nahrungssituation verbessert werden. Eine Verlegung der Mahdtermine kann Verluste minimieren (Krüger 2019).

Autor*in

Texte: Christopher König

Datenbereitstellung: Bettina Gerlach

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